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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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sagte Betty mit entwaffnender Logik.
    „Ich wußte, daß er es schaffen würde“, sagte Stowe, vor lauter Erleichterung die Tatsachen wild verdrehend.
    Wir nahmen Jim den Helm ab und sahen ihn erwartungsvoll an.
    „Es tut mir leid, Leutnant Bill“, sagte er. „In dem Schiff ist überhaupt nichts drin, keine Luft, kein Kraftstoff, keine Menschen – nichts. Es ist leer!“
    Wir starrten ihn an, und die freudige Erwartung wich langsam aus unseren Gesichtern. Es war ja immer nur eine wilde Hoffnung gewesen, aber wir hatten angefangen, daran zu glauben. Als ich Jim wiedersah, hatte auch ich mich ohne vernünftigen Grund in dem Glauben wiegen lassen, er müsse Erfolg gehabt haben.
    Ich zwang mich, ruhig zu sagen: „Ja, dann müssen wir uns eben selber helfen, so gut wir können.“ Jim war den Tränen nahe, als sei es seine Schuld – kein Wunder, denn alle sahen ihn schweigend mit Gesichtern an, in denen die Hoffnung und die Freude über seine Rückkehr in Gleichgültigkeit und Verzweiflung umgeschlagen war. Irgendwie hatten wir uns alle, wie Betty, eingebildet, wenn nur Jim zurückkäme, habe alle Not ein Ende.
    Dies war der Tiefpunkt unserer Reise, schlimmer als Marys Tod oder der Tag, an dem die Erde verbrannt war. Niemals sieht die Welt so düster aus, als wenn eine Hoffnung in uns geweckt und wieder zunichte gemacht worden ist.
    Ich ließ Jim mit seinem Vater und den anderen ein paar Minuten allein, damit sie alle sahen, daß er gesund und wohlbehalten war und seine Sache gut gemacht hatte, obwohl ihm kein Erfolg beschieden gewesen war. Dann beauftragte ich Stowe, Harry und Morgan, zwei von den Neutralexplatten wieder anzubringen, und ging mit Jim, Leslie und Sammy in den Kontrollraum.
    Weder Jim noch ich konnten verstehen, was mit dem anderen Schiff geschehen war. Lange bevor er es erreichte, hatte er schon gesehen, daß im Kontrollraum kein Licht brannte, aber das hatte ihn nicht überrascht. Wenn wir alle im Aufenthaltsraum versammelt waren, brannte in unserem Kontrollraum auch kein Licht.
    Den ersten Schreck hatte er bekommen, als er die äußere Luftschleusentür offen fand. Er schloß sie und öffnete die innere Tür. Keine Luft strömte ihm entgegen. Alles war dunkel. Er mußte seine Taschenlampe benutzen, um den Lichtschalter zu finden. Das Licht ging sofort an.
    Das Schiff war fast so leer, als wären niemals Menschen darin gewesen. Fast, aber nicht ganz: Er fand ein Taschentuch und einen Kinderstrumpf. Das Logbuch war ungeöffnet. Es enthielt keine einzige Eintragung.
    Die Pflanzen in den Kästen waren eingegangen; der Wasserreiniger schien zu funktionieren. Nichts war kaputt außer eine der Kontrolluhren. Die Kraftstoffanzeige stand auf Null. Es war kein Raumanzug im Schiff.
    „Ich habe gedacht“, sagte der Junge zögernd, „ob sie nicht vielleicht in ein anderes Schiff umgestiegen sind. Mit zwei Raumanzügen, einem aus ihrem und einem aus dem anderen Schiff, konnten sie die Leute einzeln rüberbringen.“
    „Das ist die einzige Erklärung, Jim“, sagte ich, „aber ich bin noch nicht ganz damit zufrieden.“
    Wo war das andere Schiff? Warum hatten die Passagiere das Schiff verlassen, das auf dem richtigen Kurs zum Mars war, anstatt Kraftstoff aus dem anderen Schiff zu übernehmen?
    „Wie war es denn mit den Vorräten?“ fragte ich.
    „Alles unberührt“, berichtete Jim. „Vitamintabletten, synthetisches Protein, Konzentrate – ich habe alles dagelassen, denn wir haben doch selber genug davon, nicht wahr?“
    „Ganz richtig, Jim.“ Aber das machte die Sache noch unverständlicher. Wenn sie in ein anderes Schiff umgestiegen waren, hätten sie doch ihre eigenen Vorräte mitnehmen müssen.
    „Ob sie vielleicht von einem regulären Schiff mitgenommen worden sind?“ fragte Leslie.
    „Das ist möglich. Es würde jedenfalls vieles erklären. Aber die regulären Schiffe waren doch bestimmt alle überfüllt.“
    Wir mußten uns mit dieser Erklärung bescheiden. Jedes von diesen siebenhunderttausend Schiffen hatte seine eigene Geschichte, manche eine heitere und manche eine traurige. Und wir hatten es hier mit einer geheimnisvollen zu tun. Nachdem ich alle Möglichkeiten durchdacht hatte, erschien es mir als die wahrscheinlichste Lösung, daß eines der regulären Raumschiffe in großer Eile, vielleicht mitten in einem Aufruhr zum Wahnsinn getriebener todgeweihter Menschen, halbleer hatte starten müssen, um überhaupt noch fortzukommen. Wenn das stimmte, hatte es natürlich ein Rettungsschiff

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