TS 16: Einer von Dreihundert
Schiff in der Nähe“, murmelte er schließlich, unseren Blicken ausweichend. „Dann hätten wir eben allein fertig werden müssen. Aber jetzt …“
„Sehen Sie die Sache doch mal von der anderen Seite an“, redete ich Stowe zu. „Vielleicht findet Jim Kraftstoff. Wenn genug davon da ist, haben wir ausgesorgt. Wenn wir mehr Kraftstoff haben, sind wir sicher. Auch Jim.“
„Wenn er Ihr eigener Sohn wäre“, sagte Stowe mit Anstrengung, „würden Sie ihn dann gehen lassen?“
„Ja“, sagte ich, ohne zu zögern.
„Ich glaube Ihnen. Und wir brauchen diesen Kraftstoff?“
„Wir müssen ihn haben“, sagte ich.
Stowe reckte die Schultern. „Dann brauchen wir wohl nicht mehr darüber zu reden, nicht wahr?“ sagte er mit einem Versuch zu lächeln.
Wir packten Jim in warme Kleider, überprüften alle Teile des Anzugs, das winzige Antriebsaggregat und die Luftbehälter. Ich sorgte dafür, daß er sich in jeder Notlage zu helfen wußte, die ich mir vorstellen konnte, sagte ihm genau über den Moluontreibstoff Bescheid, den wir brauchten, wie er aussah, wie man damit umging und wieviel wir brauchten; ich machte ihm wieder und wieder klar, daß er auf sich selber angewiesen war und nicht auf Hilfe von uns rechnen konnte.
Ich hörte erst auf, als ich sah, daß er trotz seiner Aufregung ziemlich genau wußte, um was es ging, und daß weitere Verhaltungsmaßregeln ihn nur belastet hätten.
An der Art, wie Stowe von ihm Abschied nahm, sah ich, daß er sicher war, Jim würde niemals zurückkehren.
Es war nicht schön, zu warten. Ich wußte, daß Jim auf jeden Fall lange fort sein würde, denn das kleine Triebwerk war am wirtschaftlichsten so zu benutzen, daß er sich langsam dem anderen Schiff entgegentreiben ließ und geduldig wartete, bis er dort war. Aber das hielt uns nicht davon ab, uns schon Sorgen zu machen, bevor er das andere Schiff erreicht haben konnte.
Es kam und verging der Zeitpunkt, zu dem wir Jim frühestens hätten zurückerwarten können. John Stowe gab plötzlich seine Angst zu erkennen.
„Sie kennen doch Jim“, sagte ich beruhigend. „Er wird so lange warten, wie er kann, um sicher zu sein, daß er alles richtig gemacht hat.“
„Wie lange wollen wir denn noch warten, bevor wir uns eingestehen, daß er nicht zurückkommt?“
Ich antwortete gelassen: „Daran brauchen wir noch lange nicht zu denken. Er braucht nicht so viel Luft wie ein Erwachsener, und den größten Teil der Zeit ist er nicht in Bewegung.“
„Aber …“
„Wissen Sie noch, wie er das erste Mal draußen war? Wieviel Zeit er sich da genommen hat, bis er seiner Sache sicher war?“
„Ich gehe zur Luftschleuse“, sagte Stowe abrupt.
„Meinetwegen. Ich komme mit.“
Ich hatte die anderen gebeten, nicht zur Luftschleuse zu gehen, weil ich befürchtete, jemand würde etwas Unüberlegtes tun. Aber nachdem Stowe und ich uns zur Luftschleuse begeben hatten, war es nicht zu vermeiden, daß wir uns sehr bald alle in dem engen Raum am Heck des Schiffes zusammendrängten. Es war kalt. Die Luftzirkulation war hier am stärksten, und hier fand auch die Kühlung statt. Es wurde mir bewußt, daß es schon seit Tagen ziemlich kühl gewesen war. Die Schiffshülle nahm offenbar jetzt weniger Sonnenhitze auf und strahlte mehr ab, und allmählich ging die Temperatur wieder zurück.
Ich versuchte verzweifelt, über irgend etwas zu sprechen, das nichts mit Jim zu tun hatte.
„Ich glaube, wir können ein paar von den Platten wieder anbringen, Sammy“, sagte ich. „Hier und dort. Die Strahlung ist nicht so …“
Das Rad, das die äußere Tür verschloß, begann sich zu bewegen. Stowe sprang hinzu, um es weiterzudrehen, aber ich packte seinen Arm.
„Lassen Sie es Jim selber machen“, sagte ich voller Dankbarkeit. „Vielleicht hat er einen Fuß in der Tür, oder sonst irgend etwas.“
Aber als wir sahen, daß die Außentür fest zu war, riß ich die Innentür auf. Luft pfiff an uns vorbei und füllte die leere Schleuse.
Nichts schlägt schneller um als menschliche Stimmungen. Wir brauchten nur eine halbe Sekunde, um unsere Besorgnis um Jim auf dieKraftstoffrage zu übertragen. Wir sahen durch das Gesichtsfenster, daß er gesund und munter war, und im gleichen Augenblick vergaßen wir alle außer Stowe unsere Angst um ihn und begannen, aufgeregt darüber zu debattieren, was er wohl vorgefunden hatte, während Sammy und ich die Muttern aufschraubten, die seinen Helm festhielten.
„Er ist wieder da; nun ist alles gut“,
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