TS 17: Geheime Order für Andromeda
auch später als klug erwiesen, so war nicht von der Hand zu weisen, daß sie ihre Entschlüsse gefaßt hatten, ohne jemand anderen zu fragen.
Die Wissenschaftler rissen die Macht an sich, weil sie ethische Bedenken hatten, nicht etwa deshalb, weil sie es besser zu machen gedachten. Im Gegenteil: sie übernahmen das Programm der Bems ohne jede Änderung. Nur wurde ab heute das Volk gefragt.
Und so kam es, daß mancher gute Vorschlag, den die Bems ohne Meinungsbefragung in die Tat umgesetzt hätten, von einer sich sehr wichtig nehmenden Mehrheit im Parlament abgelehnt wurde. Ebenfalls aus Gründen des Prinzips.
Bereits drei Wochen nach dem Regierungswechsel revoltierte der erste Planet des Xarischen Sternenreichs. Ein Parlamentsbeschluß hatte die Rechte der dort lebenden Xarer vergrößert. Nationalistische Beweggründe waren zum ersten Mal seit sieben Jahrhunderten stärker als die nackte Vernunft gewesen.
Die Kriegsflotte der Xarer startete, um die Rebellen zu strafen; die Energiestrahler wurden abgeschaltet. Unter anderem auch derjenige, der ein Expeditionsschiff in der benachbarten Galaxis mit Antriebskraft versorgte.
Der aufrührerische Planet wurde vernichtet, weil er sich zu wehren wagte. Die junge Demokratie steigerte sich in einen Begeisterungsrausch hinein und verkündete prahlerisch, daß im neuen Zeitalter der Freiheit die Wünsche der Volksvertreter berücksichtigt werden müßten.
Es gab harmlose Xarer, die das nicht verstanden.
Die weniger Harmlosen schwiegen – oder saßen hinter den Energieschirmen der Gefängnisse.
Als dann Wochen später die ersten Volksvertreter spurlos verschwanden, war auch dem größten Bemgegner klar geworden, daß er vom Regen in die Traufe geraten war. Das, was sich ihm als Demokratie und Freiheit angeboten hatte, war zu einer Diktatur gewaltigsten Ausmaßes geworden. Und hier lag der Unterschied zu den Bems:
Die Diktatur der Bems diente dem Wohl des Xarischen Reiches, die der Wissenschaftler aber nur der Ausbreitung der eigenen Macht.
Zur Umkehr war es nun zu spät.
Anderthalb Monate nach dem Umsturz fiel die letzte Maske.
Faro Drei warf einen Teil seiner eigenen Freunde ins Gefängnis und erklärte sich zum Sternenkaiser. Das Parlament wurde abgeschafft und die Polizeitruppe aufgestellt, nachdem sie von unzuverlässigen Elementen gesäubert worden war.
Sobald die Ordnung auf Xar III hergestellt war, wollte Faro Drei darangehen, die Galaxis zu erobern.
Die Bems waren in besonderen Zellen untergebracht.
Eigentlich konnte man die fast luxuriös ausgestatteten Räume nicht als Zellen bezeichnen. Lediglich der Umstand, daß man sie nicht ohne Zustimmung der Wächter verlassen durfte, erinnerte die Bewohner daran, daß sie Gefangene waren.
Zwischen den einzelnen Räumen bestand eine Verbindung, die ungehindert passiert werden durfte. Damit war es den Gefangenen erlaubt, miteinander zu sprechen und sich nach Belieben zu besuchen. Diese scheinbare Freiheit diente jedoch lediglich dazu, das Gefühl der eigenen Hilflosigkeit zu steigern.
Auf einem Diwan saß Xar Bem, das gestürzte Oberhaupt der einstmals regierenden Familie. Seit Jahrhunderten schon herrschte seine Familie über Xar und die dazugehörigen Planeten, immer wieder vererbte sich der Thron auf den ältesten Sohn.
Seine Gemahlin Rati Bem stand dicht bei ihm und schaute durch das Fenster hinab auf die Stadt Bradox, Mittelpunkt eines interstellaren Reiches. Die geschwungenen Linien der fast künstlerischen Architektur strebten gen Himmel und verrieten dem aufmerksamen Beschauer ein beachtliches Stück der xarischen Seele. Schönheit und Macht – das war die Parole der Bems gewesen. Und sie lebten selbst im Gefängnis noch danach.
Tora Bem, der älteste Sohn, schritt unruhig im Wohnraum hin und her. Ab und zu warf er unwillige Blicke auf seine beiden Brüder Feno und Lerk, die untätig auf ihren Liegepolstern lagen und zur Decke schauten.
„Es muß doch einen Ausweg geben!“ sagte er schon zum hundertsten Mal. „Wenn wir zu lange zögern, festigt sich die Macht der Diktatoren. Die Chance, sie zu stürzen, verringert sich täglich. Wir müssen fliehen.“
„Und dann, mein Sohn?“ fragte Xar Bem mutlos. „Was nützt uns die Flucht?“ Tora blieb mit einem Ruck stehen und betrachtete seinen Vater erstaunt. „Das fragst du?“
Rati am Fenster drehte sich um.
„Tora hat recht“, sagte sie zu ihrem Gatten. „Selbst wenn es wirklich nichts nützt, müßten wir die Flucht wagen – oder wenigstens
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