TS 21: Die Überlebenden
heraus“, beschwerte er sich bitter. „London war schon schlimm genug, aber dies hier? Pfui Teufel! Einen höflichen Bogen machen sie noch um die Paggets, anstatt sie totzuschlagen. Einfach keinen Mumm haben sie, das ist es!“
Oder Betty, ein junges, hübsches Mädchen.
„Nehmt mich mit, bitte! Ihr habt ein Auto. Irgendwo muß es doch ein Plätzchen geben, und ich will alles für euch tun. Ich will auch, wenn ihr es wollt, mit euch beiden …“
Steve nahmen wir. Betty wimmelten wir ab.
Warum ich Mona ansprach, blieb mir ein Rätsel. Ich hatte selten ein nichtssagenderes Gesicht gesehen. Aber als ich mit ihr ins Gespräch kam, bemerkte ich doch, daß sie sehr hübsch war. Und dazu recht intelligent.
„Natürlich komme ich mit“, stimmte sie unserem Vorschlag zu. „Vielleicht kann ich euch sogar helfen, ich kenne hier eine Menge Leute. Wollen Sie?“
Wir wollten, und so kam es, daß Mona gewissermaßen in Grantham als unser Werber auftrat. Da wir eingekauft hatten, war es uns lediglich möglich, zwei Personen im Wagen mitzunehmen. Die anderen sollten zu Fuß nach Saxham gelangen und wurden vor Greetham gewarnt.
Absichtlich befanden sich unter den Erwählten mehr Männer als Frauen. Die würden wir später nachholen. Zwei Mechaniker, ein Klempner, ein Student, ein Busfahrer, ein Tapezierer und ein Gärtner – das waren die Männer. Dazu drei Frauen, einschließlich Mona. Ob allerdings alle Saxham heil erreichen würden, blieb eine offene Frage. Ich rechnete nicht damit.
*
In Saxham begann die Arbeit erst richtig. Die erhöhte Anzahl der zu verpflegenden Farmbewohner verlangte auch mehr Lebensmittel. Das Grasland innerhalb der Umzäunung mußte verschwinden und in nutzbaren Boden verwandelt werden. Das Vieh konnte außerhalb weiden.
Die Bäume wurden gefällt. Nicht nur wegen deswertvollen Holzes, sondern auch aus taktischen Gründen. Vom Turm aus genoß man nun eine meilenweite Übersicht. Niemand konnte sich Saxham nähern, ohne bemerkt zu werden. Wenn schon ein Überraschungsangriff geplant wurde, so konnte er nur nachts erfolgen.
Nat machte gute Fortschritte und entpuppte sich als der beste unserer Hundemeute.
Während dieser ganzen Aufbauarbeit erfolgte der erste organisierte Angriff der Pa-Ratten. Sie kamen am hellichten Tage, als wir fast alle auf den Feldern arbeiteten und an nichts Böses dachten.
Hunderte von Ratten überschwemmten die Felder und strömten auf das Haus zu.
Clara schrie entsetzt auf, während Eva sich umdrehte und um ihr Leben lief. Edith erhob in aller Ruhe ihr Luftgewehr und jagte Geschoß auf Geschoß in die heranwogende Masse. Jeder Schuß ein Treffer, wie ich blitzschnell bemerkte. Dave stand inmitten der Angreifer und schwang seinen Spaten, die Ratten damit zu Dutzenden erschlagend.
Nat stürzte sich ohne jede Aufforderung in das Gewühl, gefolgt von seinen Artgenossen. Sie ergriffen die verhaßten Tiere beim Genick, schüttelten sie ein oder zweimal, und ließen sie mit gebrochenen Gliedern wieder fallen. Sie schlugen die größte Bresche in die wogende Front der Angreifer.
Die Ratten waren keine gewöhnlichen Ratten. Sie erkannten die Zwecklosigkeit ihres Unternehmens und brachen es ab. Sie wußten, daß sie alle sterben würden, wenn sie ihre Absicht nicht aufgaben.
Sie wendeten und versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Wir hatten alle Hände voll zu tun, die sich wie verrückt gebärdenden Hunde zurückzuhalten.
Dieser Zwischenfall frischte unseren Geist gewaltig auf.
Männer und Frauen hatten am eigenen Körper erlebt, daß der Gefahr der Paggets zu begegnen war, wenn man entschlossen gegen sie ankämpfte. Wir waren in der Lage, uns selbst zu schützen, uns zu wehren und die Ratten unter unseren Stiefeln zu zertreten.
Aber dann, wenn die Paggets einmal vom nagenden Hunger gequält würden, wurden sie wahrhaft gefährlich. Diese Zeit würde kommen, und wir mußten uns für sie rüsten. Denn dann würde es nicht mehr so einfach sein, eine Armee von Pa-Ratten zurückzuschlagen.
„Wir schulden Grimblo einigen Dank“, bemerkte ich zu Mil, als Nat vor uns saß und seine Wunden leckte. „Er bat sich tapfer geschlagen.“
„Stimmt“, gab Mil zu. „Aber ich traue ihm trotzdem nicht – wenigstens nicht als Wachhund. Er wird die Messerwerfer ungehindert passieren lassen. Das ist der Grund, warum er hier ist.“
Eine Woche nach unserem Besuch in Grantham kamen die Angeworbenen, bis auf zwei Ausnahmen.
In Saxham begann nun ein lebhaftes
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