TS 23: Planet YB23
nickte.
„Vielleicht, aber ich finde keine bessere Erklärung im Augenblick. Was meinen Sie, Miss Hopkins?“
Das Mädchen nickte ebenfalls.
„Held wird richtig vermuten. Vielleicht finden wir es heraus, wenn auch nicht sofort. Wir wissen, was diese gigantische Anlage darstellt, was sie dagegen bezweckt, können wir nur ahnen. Mit Sicherheit steht jedenfalls fest: eine sinnreiche Automatik projiziert jede beliebige Bild- und – davon bin ich überzeugt – auch Tonkonserve auf diese Schirme.“
Max Held hatte sich wieder dem Bildschirm zugewandt. Immer noch spazierten die Menschen – es waren Männer und Frauen in seltsamer Tracht – in dem Park auf und ab. Immer noch stand die Sonne hoch am Himmel. Und auf diese Sonne starrte er sehr nachdenklich, als er seine Hand vorstreckte und auf den roten Knopf drückte.
Das Bild verschwand fast schlagartig.
Langsam wandte er sich um.
„Ich fürchte“, sagte er gedehnt, „uns stehen noch einige Überraschungen bevor. Haben Sie die Sonne gesehen, Nansen? Haben Sie darauf geachtet?“
Der Norweger schüttelte bedauernd den Kopf.
„Nein, leider nicht. Was war damit?“
„Bedauern Sie Ihre mangelnde Beobachtungsgabe lieber nicht“, gab Held ihm den freundschaftlichen Rat. „Sie ersparen sich damit eine Menge Kopfzerbrechen.“
Jane stampfte fast ärgerlich mit dem Fuß auf den Boden.
„Immer diese Geheimniskrämerei!“ schimpfte sie, halb im Ernst. „Nun reden Sie doch schon in verständlichen Worten, Held!“
Der Physiker schüttelte den Kopf.
„Wie soll ich das, wenn ich die Konsequenz dessen, was sich da vor mir auftut, selbst nicht begreifen kann? Nein, erst muß ich Gewißheit besitzen. Aber sollte das jemals der Fall sein, dann kann ich Ihnen versprechen, daß wir das gewaltigste Geheimnis des Universums gefunden haben. Kommen Sie, wir gehen. Ich habe das Gefühl, als würden wir von Tausenden von Augen beobachtet. Die ausgestorbene Rasse ist nicht tot, sie ist allgegenwärtig.“
Er wußte nicht, wie nahe er damit der Wahrheit kam.
*
Das Fahrzeug wartete an der gleichen Stelle, an der sie es verlassen hatten. Kranz und Polkowski konnten nichts Neues berichten.
Genau wie erwartet, brachte es sie zum Park zurück, und als sie es alle verlassen hatten, schloß sich die Tür geräuschlos, das Summen verstärkte sich – und dann glitt das Gefährt davon, um in einer Seitenstraße zu verschwinden.
Sie sahen ihm stumm nach, im Herzen die nagende Furcht vor dem Unbegreiflichen.
Fünf Minuten später standen sie aufatmend im Freien vor dem Eingang zur Unterwelt. Die empfindliche Kühle drang durch die warme Bekleidung und ließ sie erst merken, daß ihre Körper naß geschwitzt waren.
Nicht weit entfernt stand die schlanke Silhouette der wartenden STAR. Die Sonne, weit und mit einem feinen Schimmer von zartem Rosa leuchtend, war ein Stück dem Horizont entgegengesunken.
Der Tag ging zu Ende.
Dort unten, in der phantastischen Märchenstadt, gab es weder Tag noch Nacht. Immer schienen dort die künstlichen Sonnen und spendeten Licht und Wärme. Jetzt sah es auch Nansen ein: unten war es gemütlicher und bequemer und angenehmer als auf YB 23.
Ray Carnell erwartete sie voller Ungeduld.
Obwohl durch Walker laufend von den Ereignissen unterrichtet, brannte er darauf, die Einzelheiten im direkten Gespräch zu erfahren. Auch Jules Beaux war zugegen, als die Expedition in der geräumigen Messe Bericht erstattete.
Als Fred Nansen damit fertig war und schwieg, herrschte für langeSekunden eine fast bedrückende Stille, dann sagte Jules Beaux, halb zu Carnell gewandt:
„Eine phantastische Entdeckung! Eine ausgestorbene Zivilisation, die noch funktioniert und die gewissermaßen darauf wartet, uns dienen zu können. Wir werden einen Sprung von Jahrzehnten machen, wenn unsere Wissenschaftler die Geheimnisse dieser unglaublichen Automatik lüften. Nun glaube ich zu verstehen, warum man sich unter die Oberfläche zurückzog. Was konnte ihnen dieser wüste Planet schon bieten, wenn sie in seinem Innern ein Paradies hervorzauberten?“
„Hätten sie das nicht auch an der Oberfläche tun können?“ wunderte sich Carnell nicht unlogisch. „Da wäre doch wenigstens schon die Sonne vorhanden gewesen. Sie müssen also ihre Gründe gehabt haben, nach unten zu verschwinden.“
„Das nehme ich auch an“, ließ sich nun Held vernehmen, der die ganze Zeit über stumm und vor sich hinsinnend dagesessen hatte. „Abgesehen davon läßt sich in einer
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