TS 24: Der galaktische General
im Auge, um
keine Chance zu verpassen.
Er rutschte unruhig in eine andere Lage. Und jetzt wollte
Brodrig eine Audienz. Der getreue Brodrig – getreu, weil
man ihn haßte. Und dieser Haß war so ziemlich alles,
worüber sich die Cliquen an Cleons Hof einig waren.
Brodrig – der getreue Favorit, der treu sein
mußte. Denn wenn er nicht die schnellste Rennjacht in der
ganzen Galaxis besaß und sie am gleichen Tag bestieg, an
dem Cleon für immer die Augen schloß, würde er am
nächsten Tag unweigerlich in der Atomzelle sterben.
Cleon berührte den großen Knopf an der Lehne seines
Diwans, und die große Tür am anderen Ende dies Raumes
wurde zuerst durchsichtig und löste sich dann in ein
flimmerndes Nichts.
Brodrig kam auf dem purpurnen Teppich auf ihn zu und verbeugte
sich tief, um die schlaffe Hand des Kaisers zu küssen.
„Wie fühlen Sie sich, Sire?“ fragte er mit
leiser Stimme, um seine gebührende Besorgtheit zu
zeigen.
„Ich lebe“, fuhr ihn der Kaiser an. „Wenn
man das Leben nennen kann, wenn jeder Schwachsinnige, der ein
medizinisches Buch lesen kann, mich als Versuchskaninchen
für seine blöden Experimente benutzen darf. Wenn es
noch irgendein Heilmittel gibt, chemisch, physikalisch oder
atomisch, das man bisher noch nicht an mir ausprobiert hat, dann
wird es bestimmt morgen irgendein gelehrter Schwachkopf aus einem
fernen Winkel des Imperiums bringen, um seine Wirkung an mir zu
versuchen. Und er wird irgendein wiederentdecktes altes Buch,
oder noch eher eine Fälschung vorlegen, um seinen Schwindel
glaubhaft zu machen.“
„Beim Ruhm meines Vaters“, knurrte er wütend.
„Ich glaube, es gibt keinen Menschen im ganzen Universum,
der die gleiche Meinung über eine Krankheit hat wie ein
anderer. Es gibt keinen, der den Puls zählen kann, ohne
dabei ein Buch aus der Antike zu Rate zu ziehen. Ich bin krank,
und diese Scharlatane nennen meine Krankheit
‚unbekannt’. Diese Narren! Wenn der menschliche
Körper im Laufe von Jahrtausenden neue Wege findet, krank zu
werden, und die Studien der Alten demzufolge diese Krankheit
nicht erfassen konnten, dann ist es einfach nicht möglich,
eine Heilung dafür zu finden. Ich wollte, die Alten lebten
heute noch oder ich damals!“
Der Kaiser schimpfte leise vor sich hin, und Brodrig wartete
geduldig, wie es sich für einen Höfling geziemte.
Schließlich meinte Cleon II verdrießlich:
„Wieviel warten denn wieder draußen?“
Er drehte den Kopf zur Tür.
Brodrig sagte geduldig: „In der großen Halle ist
die übliche Anzahl versammelt.“
„Nun, dann sollen sie eben warten. Ich habe mit
Staatsgeschäften zu tun. Oder nein – lassen Sie das
mit den Staatsgeschäften weg. Lassen Sie nur bekanntgeben,
daß ich heute keine Audienz halte, und der Hauptmann soll
ein wenig betrübt dreinschauen. Die Dummköpfe sollen
sich selbst verraten.“ Der Kaiser grinste böse.
„Es geht das Gerücht, Sire“, sagte Brodrig
unbewegt, „daß Ihnen Ihr Herz Schwierigkeiten
macht.“
Das Lächeln des Kaisers blieb unverändert.
„Das wird anderen Leuten noch viel mehr Schwierigkeiten
machen, wenn sie sich gar zu sehr darauf verlassen. Aber nun, was
führt Sie denn zu mir?“
Brodrig erhob sich auf ein Zeichen des Kaisers und sagte:
„Es betrifft General Bel Riose, den Militärgouverneur
von Siwenna, Sire.“
„Riose?“ Cleon II runzelte die Stirn. „Ich
weiß im Augenblick nicht, woher mir der Name geläufig
ist. Nein, warten Sie, war das nicht der Mann, der vor ein paar
Monaten diese seltsame Nachricht gesandt hat? Ja, ich erinnere
mich jetzt. Er hat um Genehmigung gebeten, einen
Eroberungsfeldzug für den Ruhm und die Ehre des Imperiums
und des Kaisers führen zu dürfen.“
„Ganz richtig, Sire.“
Der Kaiser lachte kurz auf. „Hätten Sie gedacht,
daß ich noch solche Generäle habe, Brodrig? Was haben
wir ihm geantwortet? Ich glaube, Sie haben das damals
übernommen.“
„Ja, das habe ich, Sire. Ich habe ihn aufgefordert, uns
Einzelheiten bekanntzugeben und keine größeren
Flottenbewegungen ohne direkte Anweisung vorzunehmen.“
„Hm. Ja, gut. Wer ist denn dieser Riose? War er schon
einmal bei Hof?“
Brodrig nickte, und sein Mund verzog sich ein wenig. „Er
hat seine Karriere vor zehn Jahren als Kadett in der Leibwache
begonnen. Er war an der Affäre in der Lemul-Wolke
beteiligt.“
„Die Lemul-Wolke? Wissen Sie, mein Gedächtnis ist
nicht mehr – halt, war das nicht
Weitere Kostenlose Bücher