TS 24: Der galaktische General
die Sache, wo ein junger
Soldat zwei Schiffe vor dem Zusammenstoß bewahrte, indem er
irgend etwas tat? Ich kann mich nicht mehr an die Einzelheiten
erinnern, aber es war irgend etwas Heroisches.“
„Riose war dieser Soldat. Er wurde dafür
befördert“, sagte Brodrig, „und zwar zum
Kapitän eines Schiffes.“
„Und jetzt ist er Militärgouverneur eines
Grenzsystems und immer noch jung. Ein tüchtiger Mann,
Brodrig!“
„Aber nicht vertrauenswürdig, Sire. Er lebt in der
Vergangenheit. Er träumt von den alten Zeiten, oder besser
gesagt, von den Märchen, die es über die alten Zeiten
gibt. Solche Leute sind an sich harmlos, aber ihr Mangel an
Realismus macht sie zu einem leichten Opfer für
Spekulanten.“ Er überlegte einen Augenblick und
fügte dann hinzu: „Seine Leute, höre ich, sind
ihm blind ergeben. Er ist einer der beliebtesten Generale Eurer
Majestät.“
„So, beliebt ist er also?“ meinte der Kaiser.
„Nun, wissen Sie, Brodrig, ich möchte ja auch nicht,
daß mir nur Unfähige dienen.“
„Ein unfähiger Verräter ist nicht
gefährlich. Aber die fähigen Leute müssen genau
beobachtet werden.“
„Sie auch, Brodrig?“ Cleon II lachte und verzog
dann vom Schmerz gepeinigt das Gesicht. „Nun, lassen wir
das. Was gibt es denn Neues bei unserem jungen Eroberer? Ich
hoffe, Sie sind nicht nur gekommen, um über Vergangenes zu
reden.“
„Wir haben wieder eine Mitteilung von General Riose
bekommen.“
„So? Und was schreibt er denn?“
„Er hat das Gebiet dieser Barbaren erkundet und
schlägt vor, eine Expedition dorthin zu unternehmen. Seine
Argumente sind lang und ziemlich ermüdend. Es ist nicht der
Mühe wert, Eure Majestät gerade jetzt damit zu
belasten, noch dazu bei Ihrem angegriffenen Gesundheitszustand.
Außerdem wird die Sache bei der nächsten Sitzung des
Oberhauses besprochen werden.“
Cleon II zog die Brauen hoch. „Das Oberhaus? Ist das
Sache des Oberhauses? Es wird wieder darauf hinauslaufen,
daß es eine noch großzügigere Auslegung der
Charta verlangt. Darauf läuft es ja jedesmal
hinaus.“
„Das läßt sich nicht vermeiden, Sire. Es
wäre wahrscheinlich besser gewesen, wenn Ihr erhabener Vater
die letzte Rebellion hätte niederschlagen können, ohne
die Charta zu gewähren. Aber da sie nun einmal da ist,
müssen wir uns mit ihr abfinden.“
„Ja, da haben Sie wahrscheinlich recht. Also soll sich
das Oberhaus der Sache annehmen. Aber warum machen Sie soviel
Aufhebens darum, Mann? Schließlich ist das Ganze doch nicht
besonders wichtig. Truppenbewegungen an einer fernen Grenze sind
doch schwerlich von Bedeutung.“
Brodrig lächelte dünn. „Riose ist ein
romantischer Idiot, aber selbst ein romantischer Idiot kann zu
einer tödlichen Waffe werden, wenn ein unromantischer Rebell
ihn als Werkzeug benützt. Sire, der Mann war hier
populär und ist es auch dort. Er ist jung. Und wenn er ein
oder zwei barbarische Planeten annektiert, wird er zum Eroberer.
Und ein junger Eroberer, der es versteht, den Enthusiasmus und
die Begeisterung von Piloten, Bergleuten, Händlern und
ähnlichem Pack zu wecken, ist immer gefährlich. Selbst
wenn er nicht die Absicht hat, das Gleiche zu tun, was Eurer
Majestät erhabener Vater mit dem Usurpator Ricker getan hat,
könnte ihn doch einer der Lords Eurer Majestät als
Strohmann benutzen.“
Cleon II machte eine hastige Armbewegung und krümmte sich
vor Schmerzen. Dann lächelte er gezwungen und
flüsterte: „Sie sind ein wertvoller Untertan, Brodrig.
Sie sehen immer alles viel schwärzer, als es in Wirklichkeit
ist, und ich brauche nur die Hälfte davon zu glauben, um
völlig sicher zu sein. Nun gut, wir werden die Sache dem
Oberhaus übergeben und sehen, was sie tun wollen. Der junge
Mann hat ja wohl noch nichts unternommen?“
„Seinem Bericht nach nicht. Aber er bittet schon um
Verstärkung.“
„Verstärkung?“ Die Augen des Kaisers zogen
sich überrascht zusammen. „Über welche
Streitkräfte verfügt er denn jetzt?“
„Zehn Linienschiffe, Sire, und die entsprechende Anzahl
von Hilfsschiffen. Zwei seiner Schiffe haben Motoren, die wir aus
Schiffen der alten Reichsflotte ausgebaut haben, und eines hat
eine Batterie Atomartillerie gleichen Ursprungs. Die übrigen
Schiffe wurden in den letzten fünfzig Jahren gebaut, sind
aber trotzdem voll diensttauglich.“
„Zehn Schiffe sollten für jedes vernünftige
Unternehmen reichlich genügen. Mein
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