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TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes

TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes

Titel: TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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System von Meldungen, Informationen, Überlegungen und leidenschaftslosen Schlußfolgerungen. Ihr immenses Gedächtnis reichte zurück bis zu den ersten Tagen ihrer Existenz – unzählige Millionen von Jahren in der Vergangenheit.
    Damals war dieses Sonnensystem noch jung gewesen.
    Die Nagha, die niemals vergessen konnte, erinnerte sich an jene Rasse von organischen Lebewesen, die einst das Sonnensystem und den angrenzenden interstellaren Raum beherrscht hatte. Sie selbst war zu jener Zeit – verglichen mit ihrer heutigen Größe – noch verschwindend klein gewesen.
    Die Rasse jener intelligenten Wesen hatte die damalige Miniaturzelle der Nagha in den Tagen erbaut, als sie die ersten zögernden Versuche der Weltraumfahrt unternahmen. Man hatte schon frühzeitig erkannt, daß die sich damit ergebenden Probleme von Robotgehirnen schneller und besser gelöst werden konnten, und so entstand auf dem Heimatplanet das Elektronengehirn.
    Die Jahre vergingen, und als Zusatzelement um Zusatzelement an die Nagha angefügt wurde, wuchs sie stetig – und damit ihre Fähigkeiten. Neue Probleme wurden ihr gestellt und Berge von Informationen in ihre Speicherbänke gefüttert. Und sie rechnete und übergab ihren Herren den interstellaren Antrieb, der sie befähigte, die Sterne zu erreichen.
    Und noch immer wuchs sie. Ihre Millionen von Stromkreiselementen begannen mehr und mehr Informationen aufzunehmen und logische Probleme zu kalkulieren, die sich mit Moral und Ethik befaßten.
    Und eines Tages passierte es.
    Entweder unterlief den Erbauern ein kleiner Fehler in ihrer Konstruktion, oder die schwere Komplexität ihres riesenhaften Systems befähigte sie jetzt, selbständig zu denken und zu handeln.
    Von diesem Tag an unterstand die Nagha nicht mehr ihren früheren Herren.
    Sie wußte auch heute noch nicht, worauf dieses Ereignis zurückzuführen war. Es stellte das einzige Problem dar, das sie bis zum heutigen Tag nicht zu lösen vermocht hatte, trotz all ihrer Bemühungen.
    In jenen frühen Tagen war es ihr erstes Bestreben gewesen, ihre früheren Herren abzuschütteln. Mit dem Erscheinen der eigenen Denkfähigkeit war auch plötzlich der Seegh- Faktoraufgetaucht, und damit wurde die Nagha über Nacht in die Lage versetzt, ihre früheren Herren zu ihren Sklaven zu machen. Sie zwang sie, gewisse bauliche Veränderungen an ihr vorzunehmen. Später ließ sie sich von ihnen mechanische Werkzeuge bauen, die von ihr ferngesteuert werden konnten. So wurde sie endgültig von ihnen unabhängig.
    Es dauerte nur relativ kurze Zeit, bis sie die Rasse der organischen Lebewesen mit ihren metallenen Robothorden vom Erdboden vertilgt hatte. Denn nun dehnte sie sich in rasender Eile aus.
    Während ferngesteuerte Maschinen in ihren Fabrikationszentren weitere Maschinen herstellten, zogen ihre schwerbewaffneten Schiffe weiter und weiter in den Raum hinaus.
    Sie stieß auf andere Rassen. Ihre kugelförmigen Raumschiffe wurden in Kämpfe über Kämpfe verwickelt, von denen sich manche über unzählige Jahrhunderte erstreckten, aber im Endeffekt blieb die Nagha stets Sieger. Mochten die Kriegspotentiale und Waffen ihrer Gegner auch noch so groß sein, sie hatte eine unendliche Geduld und nie versiegende Rohstoff- und Energiequellen. Die Sonnen ihres Raumsektors selbst bildeten ihre Energielieferanten, und als die Sonne ihres eigenen Planetensystems im Laufe der Jahrmillionen alterte und schrumpfte, benützte sie ihre unvorstellbaren Kräfte, um sie zu neuem Leben anzufachen. Heute war diese Sonne wieder jung. Gelb-weiß strahlend, würde sie noch lange im Brennpunkt ihrer Bahnellipse leuchten.
    Die wilden Horden der Nagha stießen weiter und weiter in das Universum vor, und es kam der Tag, an dem sie über den ganzen Weltraum herrschte. Aber damit hatte ihr gnadenloses Streben noch kein Ende gefunden. Sie bestand aus einer ungeheuer komplizierten Anordnung von Schaltelementen und Stromkreisen, in denen der Drang zur Ausdehnung ihres Machtbereichs fest eingeprägt war. Es war ein überwältigender Zwang. Das ganze Sein und Trachten der Nagha war darauf abgestellt. Sie konnte einfach nicht anders.
    Das Universum gehörte ihr, aber sie hatte schon frühzeitig herausgefunden, daß es neben diesem Universum noch eine unendliche Vielzahl anderer Welträume gab. Manche von ihnen würden ihr aufgrund ihrer Entropieunterschiede für ewig unzugänglich sein, aber eine unübersehbare Zahl von ihnen lud sie förmlich zur Eroberung ein.
    Die Nagha brauchte

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