TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes
war. Er erlebte seine erste Überraschung unmittelbar hinter der Schleuse im langen Korridor, der sich durch den Kielraum erstreckte.
Wo waren die Wachsoldaten? Er blickte sich suchend um, – aber der Gang lag leer und verlassen vor ihm.
Matchett hastete in steigender Sorge den Korridor entlang und sprang in den Aufzug. Auf der Etage angelangt, auf der seine Abteilungsräume lagen, trat er auf den Gang hinaus und blickte sich um. Er würde den nächstbesten Offizier auf die Nachlässigkeit der Wachmannschaft aufmerksam machen. Die Betreffenden konnten sicher sein, daß sie vor ein Kriegsgericht gestellt würden.
Kein Mensch befand sich in seiner Sicht. Er eilte den Korridor entlang und blickte in die biologische Abteilung hinein. Vielleicht wußte Parkinson Bescheid.
Die Räume des biologischen Sektors waren leer und verlassen. Überall lagen Papiere und Geräte herum, als ob die Techniker das, was sie gerade in den Händen gehalten hatten, wie auf ein Zeichen hin liegen- und stehengelassen hätten. Auf den langen Labortischen brannten sogar noch die Bunsenbrenner und die Beleuchtungen der Mikroskope. In einem angrenzenden Raum summte das große Elektronenmikroskop, und in der unmittelbar benachbarten medizinischen Abteilung lag ein Patient in tiefer Narkose auf einem der Operationstische. Aber sonst war niemand zu sehen.
Matchett fühlte, wie ibn ein eisiges Frösteln überlief. Er eilte weiter, aber er ahnte bereits jetzt, was er vorfinden würde.
Er ließ die Tür zu seiner Abteilung unbeachtet links liegen und erreichte das Ende des Korridors, der in eine der großen Außengalerien des Schliffes mündete.
Die Kampfstationen der TELLUS lagen leer und verlassen. Nirgendwo rührte sich etwas. Er blickte in die düsteren, gespenstisch anmutenden Kontrollräume, von denen aus die Energiewaffen des Schiffes gesteuert wurden. Die Instrumente leuchteten in trübem Rot, und die Kontrollmechanismen waren einsatzbereit. Aber kein Mensch weilte in der Nähe, um sie zu bedienen.
Von lähmender, quälender Angst erfüllt, kehrte Matchett ins Innere des Schiffes zurück. Er raste durch den Korridor und schoß mit unverringerter Geschwindigkeit durch die Pendeltüren ins Casino hinein. Der Schwung trieb ihn bis in die Mitte des großen Raums, und erst dann kam er zum Stehen. Wild blickte er sich um.
Der riesige Cosmosaal war verlassen.
Die Angst bildete ein würgendes Etwas in seiner Kehle, als er herumwirbelte und entfloh. Draußen im Korridor begann er zu rufen, aber seine Stimme klang hallend durch die langen Gänge, ohne daß die geringste Antwort kam. Er sprang in einen Aufzug und drückte hastig auf den Knopf.
Als der Lift hielt, stürzte er hinaus, laufend und rufend. Aber auch hier rührte sich nichts.
Keuchend erreichte er eines der großen Portale der Kommandobrücke. Es stand offen. Er eilte in den hochgewölbten Raum und sah sich wild um. Und da wurde ihm das Ausmaß der Katastrophe in vollem Umfang bewußt.
Der Thronsessel des Piloten war leer. Der wichtigste Platz im ganzen Schiff lag verlassen!
Kein Mensch befand sich auf der Brücke.
Matchett verharrte reglos, als ihn die Erkenntnis mit der Wucht eines vernichtenden Schlages traf.
Das Expeditionsschiff TELLUS war – abgesehen von ihm, dem narkotisierten Patienten und den Männern in der Mutantensektion – völlig menschenleer. Das riesige Schiff schwebte steuerlos und verlassen im Raum.
Matchett blickte auf und überlegte. Dann trat er zum nächsten Wandkommunikator und stellte ihn auf die Startrampen der Landungsboote ein. Sie lagen leer und verlassen. Kein einziges Boot befand sich in den Außengalerien des Schiffes.
Demnach hatten die Mannschaften die Landungsboote benützt. Fünfhundert Wissenschaftler, dreihundert Marinesoldaten, hundertfünfzig Bordtechniker und Matrosen und nahezu hundert Angestellte, Handwerker und Schiffsjungen hatten aus irgendeinem Grund den Schutz des großen Schiffes verlassen. Der Gedanke war überwältigend.
Douglas Matchett blickte auf die Sichtplatten. Die TELLUS schwebte mitten in einem Sonnensystem, das von wenigstens zwölf Planeten gebildet wurde. Einer dieser Planeten, eine riesige, hellglänzende Kugel ohne erkennbare Oberflächenmerkmale, befand sich dicht vor dem Bug des Schiffes. Als die Minuten verstrichen, schien es Matchett, daß die fremde Welt größer wurde.
Er erwachte abrupt zum Leben und schnellte die Stufen der Kommandobrücke hinauf. Er erreichte den Podest und kletterte rasch das letzte
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