TS 26: Der Mutant
Toran und Bayta im Kontrollraum, als Magnifico eintrat.
„Was ist los?“
Magnificos lange Nase zitterte erregt: „Die Instrumente benehmen sich seltsam. Im Wissen um meine Unkenntnis habe ich nicht gewagt, sie zu berühren.“
Toran war in zwei Sekunden in der Steuerkanzel, dann befahl erMagnifico: „Wecke Ebling Mis und sage ihm, er möchte hierher kommen.“ Dann zu Bayta gewandt: „Wir sind geortet worden, Bay.“
„Geortet? Von wem?“
„Das weiß der Himmel“, murmelte Toran, „aber ich glaube von Leuten, die ihre Strahlkanonen schon auf uns gerichtet haben und bereit sind, uns bei einer falschen Bewegung in Atome zu zerstrahlen.“
Er setzte sich an den Schiffssender und funkte die Identifikation des Schiffes in den Subäther. Und als Ebling Mis im Morgenmantel und mit verschlafenen Augen eintrat, sagte Toran mit verzweifelter Ruhe: „Mir scheint, daß wir uns innerhalb der Grenzen eines kleinen Königreiches befinden, das sich die Autarchie von Filia nennt.“
„Davon habe ich nie gehört“, meinte Mis.
„Ich auch nicht“, entgegnete Toran, „aber trotzdem werden wir hier von einem filianischen Schiff aufgehalten, und ich weiß nicht, was sie von uns wollen.“
Der Kapitän des filianischen Schiffes zwängte sich mit sechs bewaffneten Männern durch die Luftschleuse. Dann setzte er sich, hüstelte scharf und schlug einen dicken Folioband auf, den er unter dem Arm getragen hatte.
„Ihre Pässe und die Schiffspapiere, bitte.“
„So etwas haben wir nicht“, sagte Toran.
„Keine, wie?“ Er riß ein Mikrophon vom Gürtel und bellte hinein: „Drei Männer und eine Frau, Papiere nicht in Ordnung.“ Dann machte er eine entsprechende Eintragung in seinen Folianten.
„Wo kommen Sie her?“ fragte er.
„Von Siwenna“, sagte Toran vorsichtig.
„Wo ist das?“
„Hunderttausend Parsek, achtzig Grad westlich Trantor, vierzig Grad – “
„Schon gut, schon gut!“ Toran sah, daß der Offizier in sein Buch geschrieben hatte: „Herkunft – Peripherie.“
Dann fuhr er fort: „Und wohin geht Ihre Reise?“
„Trantor-Sektor.“
„Zweck der Reise?“
„Vergnügungsreise.“
„Haben Sie Ladung an Bord?“
„Nein.“
„Hm. Das werden wir überprüfen müssen.“ Er gab zwei seiner Männer einen Wink, und diese sprangen auf. Toran versuchte nicht, sie daran zu hindern.
„Wie kommen Sie in filianisches Gebiet?“ funkelte ihn der Filianer an.
„Wir wußten nicht, wo wir uns befanden. Ich habe keine guten Karten.“
„Sie werden dafür hundert Kredite zahlen müssen, dazu kommen natürlich noch die üblichen Gebühren, Zoll, etc.“
Er sprach wieder in das Mikrophon – horte aber dann den Befehlen seines unsichtbaren Gesprächspartners im anderen Schiff zu, ohne selbst ein weiteres Wort zu sagen. Dann wandte er sich zu Toran, der von dem Wortwechsel trotz stärksten Bemühens nichts verstanden hatte. „Verstehen Sie etwas von Atomtechnik?“
„Ein wenig“, gab Toran vorsichtig zu.
„Ja?“ Der Filianer schloß sein Buch und meinte dann: „Die Männer von der Peripherie sind dafür berühmt. Nehmen Sie sich einen Raumanzug und kommen Sie mit.“
Bayta trat vor. „Was wollen Sie mit ihm machen?“
Toran schob sie sanft zur Seite und fragte: „Wohin soll ich gehen?“
„Unsere Kraftanlage bedarf einiger Reparaturen. Er wird mitkommen.“ Bei diesen Worten deutete er auf Magnifico, dessen Augen sich ängstlich weiteten.
„Was hat er damit zu tun?“ fragte Toran.
Der Beamte sah ihn eisig an. „Ich habe gehört, daß in dieser Gegend Piraten ihr Unwesen treiben. Die Beschreibung eines der Verbrecher könnte auf ihn passen. Wir werden ihm drüben die Fingerabdrücke abnehmen. Eine reine Routineangelegenheit.“
Toran zögerte, aber sechs Männer und sechs Strahler belehrten ihn eines besseren. Er schloß einen Schrank auf und griff nach den Schutzanzügen.
Eine Stunde später erhob er sich im Inneren des filianischen Schiffes unter der Hypermaschine und schimpfte. An den Motoren fehlte nicht das Geringste. „Die Kondensatoren sind dicht, die L-Rohre leiten vorzüglich und die Reaktionsanalyse stimmt aufs Jota. Wer ist hier Chefingenieur?“
Ein Mann in grauer Kombination sagte ruhig: „Ich.“
„Nun, dann bringen Sie mich hier ‘raus!“
Man führte ihn in die Offiziersmesse, wo er nur einen gleichgültigen Leutnant antraf.
„Wo ist der Mann, mit dem ich gekommen bin?“
„Warten Sie bitte“, erklärte der Leutnant.
Fünfzehn Minuten später
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