TS 26: Der Mutant
überhaupt nicht. Was Sie angeht, habe ich völlig freie Hand. Und ich erinnere mich unserer alten Freundschaft, wenn Sie gestatten.“
Torans Gesicht war eine Grimasse der Wut. „Wie haben Sie uns gefunden? Sie waren also in dem filianischen Schiff. Sie sind uns gefolgt?“
Der hölzerne Gesichtsausdruck Pritchers veränderte sich einen Augenblick und zeigte echte Bestürzung. „Ich war allerdings auf dem filianischen Schiff! Als ich Sie zum erstenmal traf, war das … hm … ein Zufall.“
„Ein Zufall, der mathematisch gesehen unmöglich ist.“
„Nein, nur ziemlich unwahrscheinlich, also werden Sie mir meine Behauptung wohl glauben müssen. Jedenfalls haben Sie den Filianern gegenüber zugegeben – natürlich gibt es in Wirklichkeit keine Nation dieses Namens –, daß das Ziel Ihrer Reise der Trantor-Sektor sei, und da der Mutant bereits Verbindungsleute auf Neotrantor besitzt, war es nicht schwer, Sie dort festhalten zu lassen. Leider konnten Sie vor meiner Ankunft dort entfliehen, aber nicht lange vorher. Dann habe ich veranlaßt, daß die Farmen auf Trantor Ihre Ankunft melden, und hier bin ich. Darf ich mich setzen? Ich komme in freundlicher Absicht, glauben Sie mir.“
Er setzte sich auf einen Wink Torans, der angestrengt nachdachte, während Bayta hinausging, um Tee zu machen.
Dann blickte Toran auf. „Nun, worauf warten Sie – Herr Oberst? Was beabsichtigen Sie mit Ihrer Freundschaft? Wenn Sie uns nicht verhaften wollen, was dann? Schutzhaft? Rufen Sie Ihre Männer!“
Pritcher schüttelte geduldig den Kopf. „Nein, Toran, ich komme aus freien Stücken, um mit Ihnen zu reden, um Sie von der Nutzlosigkeit Ihres Tuns zu überzeugen. Wenn das nicht gelingt, reise ich wieder ab. Das ist alles.“
„Das ist alles? Nun, dann fangen Sie mit Ihrer Propaganda an, halten Sie Ihre Rede, wenn das sein muß und dann gehen Sie. Danke, Bayta, ich möchte keinen Tee.“
Pritcher nahm mit einem gemurmelten ,Danke’ eine Tasse an. Er hob sie zu den Lippen und sah Toran dabei an. „Es liegt in der Natur des Mutanten, in der Art seiner Mutation, daß er nicht geschlagen werden kann.“
„Was? Was ist das für eine Mutation?“ fragte Toran. „Ich nehme an, daß Sie uns das jetzt sagen werden.“
„Ja, das werde ich. Es wird ihm nichts ausmachen, wenn Sie es wissen. Er kann das emotionelle Gleichgewicht der Menschen beeinflussen. Es klingt wie ein unbedeutender kleiner Trick, aber das macht ihn unschlagbar.“
Bayta unterbrach ihn: „Das emotionelle Gleichgewicht, also das Gleichgewicht der Gefühle?“ Sie runzelte die Stirn. „Möchten Sie das nicht näher erklären? Das verstehe ich nicht.“
„Ich meine damit, daß es für ihn ein Kinderspiel ist, einem tüchtigen General beispielsweise ein Gefühl bedingungsloser Loyalität gegenüber dem Mutanten und unverrückbaren Glauben an seinen Endsieg aufzuzwingen. Alle seine Generäle unterstehen seiner emotionellen Kontrolle. Sie können ihn nicht verraten, sie können nicht schwach werden – und seine Kontrolle ist von ewiger Dauer. Seine erbittertsten Feinde werden seine treuesten Untergebenen – der Kriegsherr von Kalgan übergab ihm seinen Planeten und wurde sein Statthalter in der Stiftung.“
„Und Sie“, fragte Bayta bitter, „verrieten Ihre eigene Sache und wurden Gesandter des Mutanten auf Trantor?“
„Ich bin noch nicht am Ende. Diese besondere Gabe des Mutanten arbeitet auch in umgekehrter Richtung, sogar noch viel besser. Verzweiflung ist auch ein Gefühl! Und im entscheidenden Augenblick verzweifelten die wichtigsten Leute in der Stiftung – und auch in Haven. Und so fielen ihre Welten fast kampflos in seine Hände.“
„Wollen Sie damit sagen“, fragte Bayta angespannt, „daß das Gefühl, das ich in der Zeitgruft hatte, von dem Mutanten verursacht wurde?“
„Ja. Auch meine, und dazu die von jedem anderen Menschen in der Gruft. Wie war es in Haven, als es dem Ende zuging?“
Bayta wandte sich ab.
Oberst Pritcher fuhr ernsthaft fort: „Und ebenso wie es bei ganzen Welten geht, so geht es auch bei einzelnen Menschen. Was kann man gegen eine Macht ausrichten, die den Gegner zur freiwilligen Aufgabe des Kampfes zwingen kann, die aus dem ärgsten Gegner einen treuen Diener machen kann, wenn sie es wünscht?“
Toran sagte langsam: „Woher weiß ich, daß das die Wahrheit ist?“
„Können Sie den Fall der Stiftung und den Fall Havens anders erklären? Können Sie meine … Umstellung … anders erklären? Mann, so
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