TS 26: Der Mutant
Universität betraten, umgab sie eine feierliche Stille.
Die Fremden von der Stiftung wußten nichts von den blutigen Tagen und Nachten der Verwüstung, die spurlos an der Universität vorübergegangen waren und sie allein verschont hatten. Sie wußten nichts von der Zeit nach dem Zusammenbruch der kaiserlichen Macht, als die Studenten mit geliehenen Waffen und der Tapferkeit der Verzweiflung eine Schutztruppe gebildet hatten, um den Schrein der galaktischen Wissenschaft zu schützen. Sie wußten nichts von der „Siebentägigen Schlacht“ und dem Waffenstillstand, der der Universität Schutz gewährte, als selbst der kaiserliche Palast von den Stiefeln Gilmers und seiner Soldaten widerhallte.
Die Besucher von der Stiftung, die die Universität heute zum erstenmal betraten, wußten nur, daß in einer Welt, die gerade den Übergang von einer Vergangenheit der Flammen und der Verwüstung in eine Zukunft der ruhigen Beschaulichkeit des Ackerbaues suchte, hier eine Insel vergangener Größe war.
In gewisser Hinsicht waren sie Eindringlinge. Die akademische Atmosphäre schien immer noch zu leben und die Störung durch Fremde nur gezwungen zu ertragen.
Toran und Bayta fanden hier zum erstenmal in dem Jahr, das ihre Ehe nun dauerte, ein Zuhause. Es war ein seltsames ,Zuhause’. Sie lebten mit einer fast unpassenden Einfachheit in der Mitte einer großen Vergangenheit. Ihre Nahrung bezogen sie hauptsächlich von Lee Senters Farm, wofür sie mit den kleinen Atomgeräten bezahlten, wie sie auf jedem Handelsschiff der Stiftung zu finden waren.
Magnifico unterrichtete sich selbst im Gebrauch der Projektoren im Lesesaal der Bibliothek, wo er über Abenteuerromanen jegliches Zeitempfinden verlor und Mahlzeiten und Schlaf ebenso vergaß wie Ebling Mis.
Ebling selbst hatte sich ganz und gar in seine Arbeit vergraben. Er hatte darauf bestanden, daß man ihm in der psychologischen Abteilung eine Liegestatt errichtete. Er hatte sich völlig verändert, sein Gesicht war dünn und weiß geworden, und sogar seine wilden Flüche waren dieser Veränderung zum Opfer gefallen. Manchmal schien es, als mache es ihm Schwierigkeiten, Bayta und Toran zu erkennen.
Magnifico hatte er eher in seine neue Lebenssphäre aufgenommen. Der Clown brachte ihm das Essen und saß oft stundenlang schweigend neben lern alten Wissenschaftler, wenn dieser seitenlangeGleichungen aufstellte und in den uralten Buchfilmen stöberte und einem Ziel nachjagte, das nur er allein vor Augen sah.
Toran fand Bayta in einer dunklen Ecke sitzen und sagte scharf: „Bayta.“
Bayta zuckte zusammen. „Ja, was ist los, Torie?“
„Was los ist? Warum sitzt du hier? Du bist so seltsam, seit wir auf Trantor sind. Was ist in dich gefahren?“
„Ach, Torie, laß mich“, sagte sie müde.
„Ach, Torie, laß mich“, äffte er nach. Dann tat sie ihm leid. „Willst du mir denn nicht sagen, was mit dir los ist, Bayta? Machst du dir über irgend etwas Sorgen?“
„Nein, es ist nichts, Torie. Wenn du mich nicht in Ruhe läßt, wird es nur noch schlimmer. Ich denke nur nach.“
„Worüber denkst du denn nach?“
„Nun, wenn du es genau wissen willst, über den Mutanten, über Haven und die Stiftung und alles – über Ebling Mis, und ob er etwas über die Zweite Stiftung finden wird und ob uns das etwas helfen wird, wenn er sie findet, und über tausend andere Dinge. Bist du jetzt zufrieden?“ Ihre Stimme klang gereizt.
„Wenn du nur brütest, wäre es da nicht besser, damit aufzuhören? Es ist nicht gerade angenehm und hilft uns keinen Schritt weiter.“
Bayta stand auf und lächelte gezwungen. „Na, schön. Jetzt bin ich glücklich und zufrieden. Siehst du, ich lache sogar.“
Magnificos Stimme schrie plötzlich draußen: „Mylady!“
„Was ist denn? Komm – “
Baytas Stimme brach erschreckt ab, als sie unter der Tür das wohlbekannte Gesicht sah.
„Pritcher!“ schrie Toran.
Bayta keuchte: „Hauptmann! Wie haben Sie uns gefunden?“
Han Pritcher trat ein. Seine Stimme klang klar und deutlich und ohne jedes Empfinden. „Mein Rang ist jetzt Oberst – unter dem Mutanten.“
„Unter dem Mutanten!“ Toran brachte kein weiteres Wort hervor.
Magnifico versteckte sich hinter Toran, aber niemand kümmerte sich um ihn.
Bayta fand als erste ihre Stimme wieder. „Sie verhaften uns also? Sie sind also wirklich zum Feind übergegangen?“
Der Oberst antwortete schnell: „Ich bin nicht gekommen, um Sie zu verhaften. Meine Anweisungen erwähnen Sie
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