TS 26: Der Mutant
übrige war nur mehr eine Kleinigkeit, und so landeten sie bei den Ruinen der Universität auf einem Landefeld, das bestimmt noch im vorigen Jahrhundert dicht mit Schiffen übersät gewesen war.
Lee Senter wartete, als das Schiff langsam und leicht wie eine Feder zu Boden schwebte. Es war ein fremdes Schiff und kam bestimmt nicht von Neotrantor. Er seufzte innerlich. Fremde Schiffe und Männer aus dem fernen Raum konnten das Ende der kurzen Tage des Friedens und eine Rückkehr in die alten heroischen Tage der Schlachten und Kriege bedeuten. Senter verwaltete die alten Bücher und hatte von jenen Tagen gelesen. Er wollte nicht, daß sie sich wiederholten. Erinnerungen an sein bisheriges Leben drängten sich ihm auf – die große Farm, auf der er seine Kindheit verbracht hatte, der Treck der jungen Familien zu neuen Ackergründen, das Aufreißen der mächtigen Metallplatten, unter denen der Boden gierig auf das langentbehrte Sonnenlicht wartete. Und dann der große Tag, als er zum Gruppenführer gewählt worden war und …
Er wischte die Erinnerung mit einer Handbewegung hinweg. Jetzt kam vielleicht die große Galaxis wieder und machte dem kurzen Idyll der Isoliertheit ein Ende.
Das Schiff landete. Er sah wortlos zu, wie sich eine Luke öffnete. Vier Gestalten entstiegen ihr, eine Frau und drei Männer. Sie sahen sich vorsichtig nach allen Seiten um.
Er trat vor und zeigte ihnen mit erhobener Hand seine freundlichen Absichten. Der junge Mann trat zwei Schritte vor und ahmte die Bewegung nach. „Ich komme in Frieden.“
Der Akzent war fremdartig, aber die Worte waren verständlich und willkommen. Senter antwortete mit tiefer Stimme: „So sei Friede zwischen uns. Die Gruppe wird euch Gastfreundschaft gewähren. Wenn ihr hungrig seid, sollt ihr essen und wenn ihr durstig seid, dann sollt ihr trinken.“
Langsam kam die Antwort des Fremden: „Wir danken für die Gastfreundschaft und werden nur Gutes von eurer Gruppe berichten, wenn wir zu unserer Welt zurückkehren.“
Als sie später in Senters Wohnung saßen, holte er eine Kiste aus einer Wandnische und bot jedem seiner Gäste – auch Bayta, deren selbstbewußte Haltung ihren Eindruck auf ihn nicht verfehlt hatte – eine der langen dicken Zigarren an, die für feierliche Anlässe aufbewahrt wurden. Die etwas steife Unterhaltung, die vor dem Essen geführt wurde, berührte auch die Frage der Farmen auf Trantor.
Der alte Mann fragte: „Und wie wäre es mit Hydroponik? Für eine Welt wie Trantor wäre Hydroponik doch geradezu ideal.“
Senter schüttelte langsam den Kopf. „Sie meinen künstliches Wachstum in chemischen Lösungen, nehme ich an. Nein, nicht auf Trantor. Hydroponik erfordert eine industrialisierte Welt, zum Beispiel umfangreiche chemische Industrien. Und wenn es Kriege oder Katastrophen gibt und die Industrien zugrunde gehen, dann verhungern die Leute. Außerdem kann man auch nicht alles künstlich züchten, manche Speisen verlieren ihren Nährwert. Der Boden ist immer noch billiger.“
„Und die Nahrungsversorgung ist hier ausreichend?“
„Ausreichend schon, wenn auch nicht gerade abwechslungsreich. Wir haben Geflügel, das uns Eier liefert und Milch von unseren Kühen – aber Fleisch müssen wir zum großen Teil einführen.“
„Einfuhr?“ Der junge Mann schien plötzlich Interesse zu fassen. „Sie treiben also Handel. Aber was exportieren Sie?“
„Metall“, kam die kurze Antwort. „Sehen Sie doch selbst. Wir haben einen nahezu unerschöpflichen Vorrat an fertig bearbeitetem Metall. Die Schiffe kommen von Neotrantor, die Männer reißen die Platten an einer von uns bezeichneten Stelle auf – wodurch unsere Anbaufläche erweitert wird – und lassen uns dafür Büchsenfleisch, Obst, Ackerbaumaschinen usw. da. Das Metall nehmen sie mit, und beide Seiten profitieren.“
Später zog der junge Mann eine Karte von Trantor hervor, die Lee Senter sorgfältig studierte. Er hörte die Bitte des jungen Mannes an und sagte dann: „Das Universitätsgelände ist eines der wenigen Überbleibsel aus einer anderen Zeit, das verhältnismäßig unversehrt geblieben ist. Wir möchten es daher gerne ungestört lassen.“
„Wir suchen Wissen. Wir würden nichts verändern – und unser Schiff würde als Pfand dafür dienen.“
„Gut, ich geleite euch hin“, sagte Senter.
Und in der Nacht, als die Fremden schliefen, sandte Lee Senter eine Botschaft nach Neotrantor.
13. Kapitel
Als, sie die weitläufigen Gebäude der alten
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