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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milton Lesser
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spürte, wie ihm der Schweiß in den Achselhöhlen ausbrach. Seine Hände waren ganz klebrig und zitterten.
    „Du hast mich nicht zum letztenmal gesehen“, versprach die Frau.
    Als Temple merkte, daß sie weggegangen war, schlief er vor Erschöpfung sofort ein.
    Temple erwachte bei Sonnenlicht, das durch das Laubwerk vor seiner Höhle fiel. Der Sturm hatte aufgehört, und der Boden war völlig aufgeweicht und schlammig. Langsam kroch er zur Höhlenöffnung. Er bog mit den Händen das Laubwerk zur Seite und spähte vorsichtig hinaus. Befriedigt nahm er den Bogen und die Pfeile und verließ die Höhle. Der Hunger wühlte schmerzhaft in seinen Eingeweiden.
    Die Höhle lag im Schutz eines kurzen, steilen Abhanges, wenige Schritte von einem wildreißenden Fluß. Temple folgte dem Flußlauf, der sich etwa eine halbe Meile weit durch den Dschungel wand und dann einen kleinen See bildete. Den ganzen Morgen wartete Temple dort, im Gras zusammengekauert, bis die Tiere des Waldes nach und nach herbeikamen, um zu trinken. Er wählte ein kleines, hasenähnliches Tier aus, legte einen Pfeil auf und schoß.
    Das Tier sprang, fiel zusammen und kroch in das Unterholz. Der Pfeil steckte in einem der Hinterschlegel. Temple stürzte hinter ihm her, packte es mit den Händen und schlug es gegen einen Baumstamm. Als er in seine Höhle zurückgekehrt war, suchte er zwei Flintsteine, zerkleinerte einen dürren Ast und trocknete die kleinen Stücke in der brennenden Sonne. Bald hatte er ein Feuer gemacht und aß.
    In den folgenden Tagen kehrte Temple immer wieder zu dem Wasserloch zurück und brachte jedesmal ein Stück Wild mit in die Höhle. Es ging alles so gut, daß er sich auf seinen Streifzügen immer weiter von der Höhle weg wagte. Einmal kehrte er jedoch früh zum Wasserloch zurück und fand in dem weichen Schlamm an seinen Ufern Fußabdrücke.
    Die Frau.
    Daß sie ihn beobachten könnte, während er jagte, war Temple nie eingefallen. Jetzt aber lag der Beweis klar vor seinen Augen. Das alte Gefühl der Ungewißheit kehrte zurück, und am nächsten Tag, als er vorsichtig zum Wasserloch kroch und die Frau dort im Gestrüpp kauern und auf ihn warten sah, floh er zur Höhle zurück.
    Plötzlich kam ihm ein erschreckender Gedanke. Wenn sie ihn belauerte, warum sollte er dann fliehen wie vor seinem eigenen Schatten? Es gab für keinen von ihnen beiden Sicherheit, bis der eine oder der andere nicht mehr war – und nicht mehr war, bedeutete tot – und da machte sich Temple selbst auf den Weg, um seine Gegnerin zu belauern.
    Mehrere Nächte lang schlief Temple kaum. Er hätte das Wasserloch mit verbundenen Augen finden können, indem er einfach dem Fluß folgte. Jede Nacht ging er an den See und arbeitete. Mit einem scharfen Stein grub er in der Erde, bis er eine Grube, volle zehn Fuß tief und sechs Fuß breit, ausgehoben hatte. Diese bedeckte er dann mit Ästen, Zweigen, Blättern und schließlich Erde.
    Als er am Morgen zurückkehrte, war er mit seiner Arbeit zufrieden. Wenn die Frau nicht sorgfältig das Gelände untersucht hatte, würde sie niemals die Grube entdecken. Jenen ganzen Tag wartete Temple, den Rücken dem See zugewandt und mit dem Gesicht nach der getarnten Grube, aber die Frau erschien nicht. Als sie auch am zweiten Tag nicht kam, glaubte er, daß sein Plan nicht gelingen würde.
    Am dritten Tag kam Temple schon bei Sonnenaufgang an, setzte sich wie vorher in das hohe Gras und wartete ab. Mehrere Schritte von der versteckten Falle entfernt, konnte er die hohen Bäume des Dschungels mit Ranken und Schlingpflanzen sehen, die von ihren Ästen herabhängen. Im Rücken, kaum eine Menschenlänge hinter ihm, lag der kleine See, an dessen tiefster Stelle das Wasser einem Mann kaum bis an die Hüften reichte.
    Temple wartete, bis die Sonne hoch am Himmel stand und sah fasziniert zu, wie eine kleine Antilope an das Wasserloch kam, um zu trinken. Du wirst morgen früh ein feines Frühstück abgeben, dachte er lächelnd.
    Irgend etwas, wieder jener sechste Sinn, ließ Temple sich umdrehen und aufstehen. Er hatte gerade noch Zeit für einen kurzen Blick und einen heiseren Schrei.
    Die Frau war klüger gewesen. Sie hatte eine Falle für ihn gestellt. Hoch droben stand sie auf einem Ast eines der Bäume jenseits der versteckten Grube. Sie packte eine kräftige Ranke und ließ sich damit zurückschwingen. Temple hob den Bogen, legte einen Pfeil auf und wollte schießen. Aber in diesem Augenblick war die Frau bereits in Bewegung.
    Sie

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