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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milton Lesser
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gewann immer mehr Schnelligkeit. Ihr Fuß berührte beinahe den Rand von Temples Grube, als sie am tiefsten Punkt ihres Schwunges angekommen war, aber sie hielt sich fest an der Ranke und schwang wieder wie ein Pendel nach oben – auf Temple zu.
    Im letzten Augenblick zog er die Schultern ein und versuchte, die Arme zu heben, um sich zu schützen. Die Frau war jedoch schneller. Sie zog die Beine an und stieß die Knie mit aller Gewalt Temple gegen das Kinn. Temple schrie auf, als sein Kopf mit gewaltiger Kraft nach hinten gerissen wurde.
    Der Bogen entfiel seinen Fingern, und er stürzte in das Wasserloch.
    Sophia klammerte sich noch immer an die Ranke, die sie bis über das Wasser hinaustrug. Dann ließ sie sich fallen. Bis an die Hüften im Wasser stehend, watete sie zu ihm hin. Temple lag bewußtlos auf dem Rücken, halb in dem seichtesten Teil des Sees. Sie erreichte ihn und trat mit dem Fuß auf seine Brust. Als er sich nicht regte, legte sie ihr ganzes Gewicht in den Fuß und drückte seinen Kopf unter Wasser. Mit hochmütigem Lächeln sah sie zu, wie Luftblasen aufstiegen …
     
    *
     
    In dem Raum, in dem Temples Körper in Ruhe auf einem Tisch lag, blickten die Ärzte in ihren weißen Mänteln fragend auf den Psychotherapeuten. „Was geht vor sich?“
    „Ich kann es nicht sagen, Doktor, aber –“
    Plötzlich zuckte Temples Körper konvulsivisch. Der Hals streckte sich, der Kopf schoß vor und zurück. Blut sickerte aus seinem Mund.
    Der Arzt faßte mit geschickten Händen schnell zu und untersuchte gewandt Temples Kinn.
    „Gebrochen?“ fragte der Psychotherapeut mit besorgter Stimme.
    „Nein, verrenkt. Er sieht aus, als hätte er einen Schlag mit dem Vorschlaghammer erhalten. Dieser U.S.R-Test ist doch eine verfluchte Sache!“
    Temple begann zu keuchen, zu husten und offensichtlich nr.ch Atem zu ringen. Eine häßliche, blaue Schwellung hatte sich jetzt auf seinem Kinn gebildet.
    „Was geht vor sich?“ wollte der Psychotherapeut wissen.
    „Ich bin nicht sicher“, sagte der Arzt und schüttelte den Kopf. „Er scheint Atemnot zu haben … Es ist, als sei er – am Ertrinken.“
    „Schlimm! Können wir irgend etwas tun?“
    „Nein! Wir warten ab, bis diese besondere Situation zu Ende ist.“ Der Arzt untersuchte Temple erneut. „Wenn es nicht bald zu Ende ist, so wird er den Erstickungstod erleiden.“
    „Machen Sie ein Ende“, bat der Psychotherapeut. „Wenn er jetzt stirbt, wird die Erde durch Rußland vertreten werden. Machen Sie ein Ende!“
    Ein Fremder betrat den Raum. „Ich habe die Befugnis“, sagte er und wählte eine Spritze aus dem Besteck des Arztes. Dann stieß er sie in die Haut an Temples Unterarm. „Dieser erste Test ist weit genug gegangen. Der Vertreter der Russen hat klar gewonnen. Aber Temple muß am Leben bleiben, wenn er am nächsten Wettkampf teilnehmen soll.“
    Die zuckenden Bewegungen, die Temples Körper erschütterten, ließen plötzlich nach. Er hörte zu keuchen auf und begann wieder regelmäßig zu atmen. Mit grimmigen Gesichtern machten sich die Ärzte eilig daran, Temples verrenktes Kinn zu behandeln, während der Mann, der den Wettkampf abgebrochen hatte, ihn künstlich beatmete.
    Der Mann war Alaric Arkalion.
     
    *
     
    Der Genosse Doktor frohlockte. „Das ist das Training vom Jupiter, Genosse. Dadurch haben wir den Sieg errungen.“
    „Wie können Sie dessen so sicher sein?“
    „Unsere Kämpferin ist unverletzt, und der Wettkampf ist abgebrochen worden. Warten Sie … sie kommt zu sich.“
    Sophia streckte sich, rieb ihre aufgeschürften Knie und setzte sich auf.
    „Was ist geschehen, Genossin?“ fragte der Arzt.
    „Meine Knie schmerzen“, sagte Sophia und rieb sie noch kräftiger. „Ich – ich habe ihn umgebracht, glaube ich. Seltsam, ich hatte mir nie träumen lassen, daß es so wirklich sein könnte.“
    „In gewissem Sinne war es wirklich. Wenn Sie den Amerikaner getötet haben, dann wird er auch tot bleiben.“
    „Jene Welt, in der wir uns befanden, war phantastisch. Aber jetzt erinnere ich mich wieder an alles, vor allem an die Dinge, an die ich mich vorher nicht erinnern konnte.“
    „Aber Ihr – hm, Traum – was ist geschehen?“
    Sophia rieb sich erneut die aufgeschürften Knie. „Ich habe ihn damit bewußtlos geschlagen. Ich habe seinen Kopf unter Wasser gedrückt und ihn ertränkt. Aber – ehe ich mich noch vergewissern konnte, ob es mir auch wirklich gelungen war – kehrte ich zurück … Es ist doch sonderbar, daß ich

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