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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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wurde weich.
    „Da das vielleicht meine letzte Gelegenheit ist“, sagte er, „möchte ich sie wahrnehmen und dir danken.“
    „Wofür?“
    „Ich habe keine Furcht mehr.“
    „Ich habe deinen Dank nicht verdient“, wehrte Maclaren verlegen ab. „Was ich getan habe, tat ich im Grunde für mich selbst.“
    „Du hast es zumindest möglich gemacht.“ Nakamura senkte den Kopf. „Sensei, segne mich.“
    Maclaren erwiderte einigermaßen verwirrt: „Aber hör mal, jeder von euch hat mehr geleistet, hat mehr gewußt als ich. Ich habe euch ein paar Dinge über die Sonne und den Planeten verraten, aber du hättest das unter nicht viel größeren Schwierigkeiten ebenfalls herausbekommen können. Ich aber hätte nie den Antrieb oder das Antennennetz reparieren können, und ich würde auch das Schiff nicht landen können.“
    „Ich sprach nicht vom materiellen Überleben“, antwortete Nakamura und lächelte dabei. „Indessen, erinnerst du dich, wie unorganisiert und streitsüchtig wir im Anfang waren, und wie ruhig wir seitdem geworden sind, und wie gut wir zusammengearbeitet haben? Das ist dein Verdienst. Die schwierigste und höchste aller menschlichen Künste ist die, es anderen zu ermöglichen, ihre Künste und Fertigkeiten unter Beweis zu stellen.“ Dann, plötzlich wieder ernst, fuhr er fort: „Die nächste Stufe auf dem Wege zur Vollendung, die muß man allerdings in sich selbst finden. Du hast es mich gelehrt, Terangi-san. Bewußt oder unbewußt, du hast es mich gelehrt. Dafür habe ich dir zu danken. Ich würde viel darum geben, zu wissen, daß du … die Möglichkeit bekommst … es dich selber ebenso zu lehren.“
    Ryerson, der mit den Raumanzügen erschien, enthob Maclaren einer Antwort. Maclaren legte den seinen an und ging nach unten in den Maschinenraum. Ich möchte wissen, wieviel Seiichi weiß, dachte er. Weiß er, daß ich aufgehört habe, über die Dinge viel Aufhebens zu machen, daß ich keine Freude zeigte, als wir den Planeten fanden, nicht aus Stoizismus, sondern weil ich einfach Angst hatte, zu hoffen?
    Ich weiß ja nicht einmal mehr, worauf ich hoffen soll. All diese Arbeit, diese Mühen, nur um wieder zurück zur Erde zu kommen und dort das alte Leben des Müßiggangs wieder aufzunehmen? Nein, das wäre zu grotesk.
    Ryerson kam in den Maschinenraum nach. „Wir hätten vorher noch die Rationen verteilen sollen“, sagte er. „Wer weiß, ob wir unten noch dazu kommen.“
    „Wer hat schon Appetit in einer solchen Situation“, sagte Maclaren. „Auf diese Weise reichen wir wenigstens ein paar Stunden länger.“
    „Siebzehn Tage sind es jetzt noch.“
    „Wir können auch noch eine Weile ohne Nahrung aushalten.“
    „Werden wir wohl müssen“, entgegnete Ryerson. Er befeuchtete seine Lippen. „Siebzehn Tage werden nicht reichen, um das Erz abzubauen, zu schmelzen, das Germanium auszuscheiden und dann die Transistoren herzustellen und das Gerät abzustimmen.“
    Maclaren schnitt eine Grimasse. „Hungertod oder unser bisheriges Leben. Ehrlich, ich sehe keinen großen Unterschied.“
    Er schnallte sich an und begann, die Instrumente zu überprüfen. Dann krächzte Nakamuras Stimme durch die Sprechanlage. „Pilot an Maschinenraum. Klar zum Landemanöver.“
    Das Schiff erwachte zum Leben. Unsichtbare Feuerstöße aus den Ionenbeschleunigern bremsten es ab, und aus seiner Kreisbahn um den Planeten wurde eine Spirale, die sich näher und näher an den Planeten schraubte.
    Erst später, als Maclaren Muße hatte, seine Erinnerungen zu ordnen, vermochte er sich ein Bild zu machen von dem, was dann geschah: Mit dem Heck voran steuerte die Kreuz eine Ebene an. Ihr Dreifuß berührte den Boden, erst einer, dann zwei der Füße. Die Oberfläche war jedoch nicht ganz eben, und das Schiff begann, sich zur Seite zu neigen. Nakamura riß es wieder nach oben, stieg auf runde hundert Meter, suchte eine andere Stelle und versuchte es von neuem. Der Dreifuß setzte wieder nur auf zwei Beinen auf, und das Schiff drohte wieder umzufallen, als das dritte Bein an einer Steilkante ausrutschte und so hart auftraf, daß es sich verbog.
    Nakamura hob das Schiff gerade noch rechtzeitig. Einen Augenblick hielt er es auf einem einzigen Flammenbein in der Schwebe und balancierte mit kurzen Stößen der Raketenmotoren. Das Schwanzgerüst der Kreuz befand sich nur wenige Meter über dem Boden.
    Dann plötzlich schaltete er den Ionenantrieb ab. Noch während das Schiff fiel, rotierte er es mit Hilfe der

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