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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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Das war es, was du nicht zulassen konntest.“
    Magnus verzog sein Gesicht zu einem humorlosen Grinsen. „Ich wußte nicht, daß die Tochter eines Professors der Symbolik mit solch einer Menge nichtssagender Wörter um sich werfen könnte. Um mit deiner letzten Behauptung zu beginnen: wer sagt dir, daß wir geschaffen wurden, um glücklich zu sein?“
    „Und wer sagt uns, daß wir geschaffen wurden, um auf Schiffen durch den Weltraum zu fahren? Es ist nur eine neue Art, vor sich selbst davonzulaufen, nichts weiter. Und nicht einmal praktisch. Wenn die Schiffe nur Planeten zum Kolonisieren suchen würden, dann könnte ich es noch verstehen. Aber … die Kreuz selbst war nach drei Riesensternen bestimmt, ihr Kurs wurde geändert wegen einer toten Sonne. Und jetzt ist David ebenfalls tot … wofür? Weil er seine wissenschaftliche Neugier befriedigen wollte? Du bist kein Forscher, und er auch nicht, und du weißt es. Reichtum? Er bekam nicht mehr bezahlt, als was er sich auf der Erde hätte verdienen können. Ruhm? Wenig genug Leute auf der Erde kümmern sich um die Raumforschung, noch weniger auf Rama, er überhaupt nicht. Abenteuer? Man kann mehr Abenteuer erleben in einer Stunde in der freien Natur als in einem Jahr auf einem Raumschiff. Ich sage dir, du hast deinen Sohn in den Tod geschickt, weil du sahst, daß er dabei war, geistig zu gesunden.“
    „Das reicht jetzt“, grollte Magnus. Er machte einen Schritt auf sie zu. „Ich habe mir jetzt genug angehört. Und das unter meinem eigenen Dach. Ich war nie für diese neumodische Idee, einer Frau ihr Geschwätz …“
    „Bleib stehen!“ schrie sie. „Deine Frau bin ich nicht.“
    Er zögerte. Die Falten in seinem Gesicht schienen plötzlich zu verwischen. Er hob die künstliche Hand vor sein Gesicht, als müsse er sich gegen einen Schlag schützen.
    „Du bist die Frau meines Sohnes“, sagte er schließlich mit überraschender Milde. „Du bist eine Ryerson … jetzt.“
    „Nicht, wenn es bedeutet, daß ich still sein soll.“ Sie hatte die Entschlossenheit gefunden, die sie gesucht hatte. Sie ging zur Wand und nahm ihren Mantel vom Haken. „Ich hoffe, du wirst mir deinen Flugwagen leihen, daß ich nach Stornoway komme. Ich schicke ihn dir mit Autopilot zurück. Ich werde dort schon eine andere Transportgelegenheit finden.“
    „Aber wo willst du denn hin?“ Seine Stimme war die eines gekränkten Kindes.
    „Ich weiß es noch nicht“, erwiderte sie schroff. „Irgendwohin, wo das Klima erträglicher ist. Davids Gehalt steht mir zu, bis er für tot erklärt ist, und dann bekomme ich eine Pension.“
    „Aber Mädchen – die Schicklichkeit …“
    „Die Schicklichkeit soll der Teufel holen. Ich ziehe Davids Kind vor, lebend.“
    Sie zog ihre Stiefel über, nahm eine Taschenlampe vom Schrank und trat zur Tür. Als sie sie öffnete, kam der Wind herein und schlug Magnus quer übers Gesicht.

 
13. Kapitel
     
    Der Planet sah genauso unheimlich aus wie die Sonne, die ihn einst geboren und später dann gemordet hatte. Ryerson kauerte vor einem Sichtfenster des abgedunkelten Beobachtungsdecks und starrte hinaus in die Finsternis und auf die gigantische, mit fahlen Streifen und grauen Flecken durchsetzte schwarze Scheibe, die fast alle der weitverstreuten Sterne seinen Blicken verbarg.
    Fast mechanisch langte er in seine Brusttasche und holte Tamaras Bild hervor. „Schau hin“, flüsterte er. „Wir haben ihn gefunden.“ Und in heidnischer Verehrung: „Du bist mein Glücksstern, Tamara. Du hast ihn gefunden.“
    „Bist du da, Dave?“
    Maclarens Stimme kam hinter der Trennungswand zum Wohndeck hervor. Sie war viel tiefer geworden und undeutlicher während dieser letzten Wochen der Suche. Manchmal konnte man kaum noch verstehen, was er sagte. Und der Neuseeländer, der von ihnen allen einmal die beste Kondition besessen hatte, war außerdem in letzter Zeit überraschend schnell abgemagert, bis seine Augen tief in ihren Höhlen lagen.
    „Ich komme.“ Ryerson stieß sich ab und ließ sich zum Wohndeck treiben. Maclaren saß an seinem kleinen Schreibtisch und hielt einen oben zusammengeklammerten Stoß beschriebener Blätter in der Hand. Nakamura hing dicht hinter ihm. Der Saraier hatte sich vollständig hinter eine undurchdringliche Maske zurückgezogen, mehr und mehr nur noch einem höflichen, unaufdringlichen Roboter ähnlich.
    „Ich habe die Angaben durchgerechnet“, sagte Maclaren.
    Ryerson und Nakamura warteten. Sie alle waren merkwürdig still
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