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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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Luftschleuse war in grelles Licht getaucht. Er sah, wie Ryerson gerade den letzten Rest der vorherigen Ladung in die Brechwalze füllte. Gut abgepaßt, dachte er. Vor der Maschine hielt er an und stieg aus. Ryerson drehte sich nach ihm um. Der Lichtschein fiel durch seine Sichtscheibe und zeigte ein eingesunkenes, bärtiges Gesicht, das nur noch aus Nase, Backenknochen und Kinn zu bestehen schien. In seinem Raumpanzer, unter diesem höhlenartigen Himmel, erinnerte er an einen Troll. So wie umgekehrt ich, dachte Maclaren. Können wir uns überhaupt noch Menschen nennen? Wir haben aufgehört, uns zu baden, zu rasieren, uns anzuziehen, zu kochen … zu hoffen; wir schuften, bis uns schwarz vor den Augen wird, und schuften weiter und verkriechen uns im Schiff für ein paar Stunden Schlaf, werden vom Wecker wieder herausgerissen, betrügen unsere Mägen mit einem Liter schalen Tees, stecken uns einen Bissen in den Mund und fangen das Ganze von vorne an. Denn die Zeit ist knapp …
    „Hallo, Nibelunge!“ begrüßte ihn Ryerson.
    Maclaren fuhr herum. „Entwickelst du dich zum Gedankenleser?“
    „Möglich“, sagte Ryerson. Seine Stimme war fast nur noch ein rauhes Flüstern. Sein Blick durchforschte das Dunkel. „Alles ist möglich hier.“
    „Nachdem wir mit dieser Ladung fertig sind“, antwortete Maclaren ausweichend, „schaffen wir lieber erst mal den Abfall aus dem Schiff. Diese neunundneunzig und noch etwas Prozent, die wir nicht gebrauchen können, verstopfen sonst noch den Eingang.“
    „Hm, okay.“ Ryerson begann mit dem Abladen. „Und dann auf ein Neues. Schneiden, verladen, in die Walze … Herrgott, bin ich müde! Glaubst du wirklich, wir werden so weitermachen können, wenn unsere letzten Lebensmittel verbraucht sind?“
    „Wir werden müssen. Und natürlich haben wir immer noch …“ Maclaren hatte eine der Platten aufgenommen. Plötzlich wurde ihm schwindlig. Er ließ den Stein fallen und sackte in die Knie.
    „Terangi!“ Ryersons Stimme schien aus einer abgrundtiefen Höhle zu kommen. „Terangi, was hast du?“
    „Nichts“, murmelte Maclaren. Er schob den anderen von sich. „Laß mich … schon wieder gut.“
    Nach einer Weile kehrte ein Teil seiner Kräfte wieder zurück. Er blickte hoch. Ryerson fütterte gerade die letzten Brocken in die Brechwalze. Die Maschine akzeptierte sie mit heiserem Knurren.
    „Tut mir leid, Dave.“
    „Schon gut. Du solltest dich eine Weile hinlegen.“
    „War nur ein Schwindelanfall. Vielleicht hätten wir unsere Rationen nicht so drastisch kürzen sollen.“
    „Es scheint dich wirklich mehr mitzunehmen als mich. Wie wär’s mit einer Extraration?“
    „Kommt nicht in Frage. Mein Körper ist nur verwöhnt durch die vielen Jahre voll Wein, Weib und schlechtem Gesang.“
    Ryerson kauerte sich neben ihm nieder. „Ich bin selbst ein bißchen außer Atem. Machen wir eine Verschnaufpause, während das Zeug durch die Walze geht.“
    „Na gut.“
    Einige Minuten saßen sie schweigend nebeneinander. „Wie lange, glaubst du, brauchen wir, bis das Netz sendefertig ist?“ fragte Maclaren. „Ich meine, deiner letzten Schätzung nach.“
    „Bis jetzt habe ich mich immer nur verschätzt. Ich weiß nicht. Erst müssen wir das Germanium haben, dann die Transistoren herstellen … keine Ahnung. Zwei Wochen, drei vielleicht? Und dann, wenn das Netz funktioniert, muß ich versuchen, eine Station hereinzubekommen. Das ist reine Glückssache, da wir keine genormten Elemente haben. Wenn unser Pech es will, kann sich das ewig hinziehen.“
    „Wir werden bald die letzte Dose aufmachen“, sagte Maclaren. An sich war diese Bemerkung überflüssig, aber sie zielte auf etwas hin, das beide bis jetzt bewußt übergangen hatten.
    Ryerson wich auch diesmal aus. „Es heißt, Tabak nimmt den Appetit.“
    „Das schon. Aber ich habe meine letzte Kippe schon vor Monaten aufgeraucht. Jetzt spüre ich nicht mal mehr das Verlangen. Obwohl ich wieder anfangen werde, wenn wir wieder zu Hause sind.“
    „Wenn wir zu Hause sind …“ Ryersons Stimme verlor sich in einem Murmeln. Dann: „Hast du immer noch die Kreuzfahrt mit deinem Segelboot vor, mit weiblicher Mannschaft und dem Laderaum voller Champagner?“
    „Ich weiß nicht. Ich habe nicht mehr daran gedacht. Erinnerst du dich, wie wir einmal über unsere Segelerfahrungen sprachen und du sagtest, die See wäre das Grausamste auf unserem ganzen Planeten?“
    „Ja, ich erinnere mich. Natürlich war meine See der Nordatlantik. Der
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