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TS 31: Ringplanet im NGC 3031

TS 31: Ringplanet im NGC 3031

Titel: TS 31: Ringplanet im NGC 3031 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Lichtgeschwindigkeit erreichen, denn da flöge das Beiboot doch 380.000 km/sec – und das geht doch nicht – oder?“
    Bannister schüttelte den Kopf.
    „Du vergißt eines: unsere Geschwindigkeitsangaben errechnen sich allein aus unserem Energieverbrauch. Wir sagen: wir haben soviel Energie zum Antrieb verbraucht, das Schiff besitzt die und die Masse – folglich müssen wir so und so schnell sein. Der einzige Bezugspunkt, zu dem wir jemals – und das auch nur zu Beginn unseres Fluges – eine wirkliche Geschwindigkeit angeben konnten, war unser eigenes Sonnensystem. Ansonsten arbeiten wir mit sogenannten ,unwahren Geschwindigkeiten’, das heißt: solchen, die eben aus dem Energieverbrauch berechnet sind. Daß unsere errechneten 80.000 km/sec keine wahre Geschwindigkeit gegenüber unserer Umgebung sind, kannst du ganz einfach daran erkennen, daß wir unseren Standort im NGC3031, seitdem wir das Gebiet relativistischer Geschwindigkeiten verließen, kaum verändert haben. – Das Experiment, das du vorhattest, ist also durchaus verwirklichbar. Nur“ – er zog an seiner Zigarette und stieß grinsend eine mächtige Rauchwolke aus – „das, was uns bevorsteht, ist im Augenblick viel interessanter und aufregender als das, was diese Leute hier in tausend Jahren tun werden, wenn sie vergessen haben, daß sie in einem Raumschiff leben.“
    Birte gab ihm recht.
    Sie blieben noch eine Weile zusammen, spazierten durch die Straßen und beobachteten das Leben und Treiben. Kinder spielten auf den Bürgersteigen, Autos bahnten sich hupend einen Weg durch den Fußgängerverkehr, der ungeniert auch von den Fahrbahnen Besitz ergriffen hatte, und über allem funktionierte reibungslos der Tagesablauf der Illusions-Sonne.
    Bannister verabschiedete sich nach ein paar Stunden. Er wollte Birte mit zur Überwachung hinaufnehmen, aber sie zeigte keine rechte Lust.
    „Ich bleibe lieber hier unten“, meinte sie.
    Bannister fühlte sich verwirrt, und weil er nicht wußte, weswegen, wurde er wütend auf sich selbst. Schimpfend kehrte er zur Überwachung zurück.
    „Was ist los, teurer Freund?“ fragte ihn Koenig.
    Bannister machte eine abwehrende Handbewegung.
    „Ach – nichts!“
     
    Das unbekannte Schiff hatte mit seinem Bremsmanöver begonnen, als die Hälfte der Entfernung zu dem Ringplaneten zurückgelegt war.
    Damit war jeder Zweifel darüber behoben, daß es wirklich dort zu landen gedachte.
    Aus der Beeinflussung, der der Kurs der Conquest durch den näherrückenden Planeten unterlag, ließ sich ohne große Schwierigkeit errechnen, daß die Gravitation auf der Oberfläche des Riesensternes nur 0,6 g betrug – die gleiche Beschleunigung also, mit der das fremde Schiff vorzugsweise arbeitete.
    „Der ganze Riesenkerl muß unerhört locker aufgebaut sein!“ kommentierte Bannister. „Zehnfacher Erddurchmesser und kaum mehr als die Hälfte der Erdschwere!“
    Die Rotationsdauer des Ringplaneten wurde zu 36 Stunden ermittelt. Er bot schon jetzt einen ungewöhnlichen, beinahe furchterregenden Anblick, wie er sich manchmal grün, manchmal blau mit seinem Ring gegen die Schwärze des Alls abhob.
    Koenig stand lange nachdenklich vor dem Fernsehschirm, der das Bild des Planeten zeigte.
    „Wir werden aufpassen müssen, daß die Leute keine Depressionen bekommen“, sagte er schließlich. „Allzu leicht dürfte für unvoreingenommene Geister diese Umgebung nicht zu ertragen sein.“
    Bannister gab ihm recht. Man würde Vorkehrungen treffen müssen.
    „Am besten verzichten wir drauf, ein ständiges Lager außerhalb des Schiffes zu errichten. Unsere Ausflüge werden wir vom Schiff aus unternehmen – und auch die nur mit ausgesuchten Leuten!“
    Die Landung vollzog sich nahezu reibungslos. Dicht hintereinander tauchten die beiden Schiffe in die dunstige Atmosphäre des Ringplaneten ein. Aus zweihundert Kilometer Höhe war noch relativ deutlich der Rand der grünen Sonneneinstrahlung zu erkennen. Darauf folgte ein Nachtstreifen, dessen Breite man auf etwa hundert Kilometer schätzte, und dahinter lag der Lichtbereich der blauen Sonne.
    Bannister schaute nicht gerade mutig drein.
    „Mein Gott!“ murmelte er. „Erst grün, dann zehn Minuten Nacht, dann blau! Wenn das nur gut geht!“
    In einer Bodenhöhe von achtzig Kilometer wurde die Bewölkung so dicht, daß sie das fremde Schiff aus der Sicht verloren. In der Tat war auf dem Bildschirm nichts mehr anderes als schnelltreibender dichter Nebel zu erkennen.
    „Radarortung?“

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