TS 31: Ringplanet im NGC 3031
über seinen Mißerfolg bei der Untersuchung des fremden Schiffes. Bannister nahm ihn beiseite.
„Ich habe mit nichts anderem gerechnet“, sagte er so leise, daß ihn die Umstehenden nicht hören konnten. „Wer auch immer der Erbauer und Pilot des Schiffes sein mag – er hat offenbar nicht die Absicht, sich uns jetzt schon zu zeigen. Und was noch interessanter ist: er hat anscheinend die Möglichkeit, sich vor uns zu verstecken – einfach auf Grund der Tatsache, daß wir nicht die geringste Ahnung davon haben, wie er eigentlich aussieht.
Wir werden unsere Untersuchungen so fortsetzen, als seien wir auf einem unbewohnten Planeten gelandet. Zu irgendeinem Zeitpunkt wird es der Unbekannte schon für richtig halten, sich zu zeigen!“
Auch Koenig hielt dieses Rezept für das richtigste.
In der chemischen Sektion der Conquest hatte man inzwischen voller Verzweiflung festgestellt, daß der Konsistenz des Steines, den Bannister von seiner ersten Untersuchung auf dem fremden Schiff mitgebracht hatte, nicht auf die Spur zu kommen war. Dr. Albright konnte Bannister nichts anderes berichten, als daß das von einem von Knowlands Männern abgerissene „Ding“ zwar als aus reinem Rhodium bestehend analysiert worden sei, daß jedoch dem Stein gegenüber sämtliche analytischen Methoden der modernen irdischen Chemie völlig versagten.
Professor Scarlati war in der Zwischenzeit erfolgreicher gewesen. Aus der Rotation der beiden Sonnen um ihre gemeinsame Achse, aus der Bahngleichung des Ringplaneten und aus dessen Umdrehungszeit hatte er die Tag- und Nacht-Perioden des Planeten verhältnismäßig genau ermitteln können. Es zeigte sich, daß der Tagesablauf auf dem Planeten keineswegs regelmäßig war. Die Länge der Nacht zum Beispiel variierte zwischen null und 56 Stunden. Es gab Tage, an denen blauer und grüner Sonnenschein gleichmäßig verteilt waren: es gab wiederum andere, an denen eine der beiden Sonnen stärker vertreten war; es gab schließlich ganze Perioden, in denen nur eine Sonne schien. Andererseits gab es auch Stunden, in denen beide Sonnen gleichzeitig am Himmel standen. Es gab grüne und blaue Sonnenfinsternisse. Nahm man die verschiedenen Phasen und Leuchtzeiten des Ringes hinzu, der nachts sichtbar war, so boten die Himmelserscheinungen des Planeten für jeden, der nicht die Absicht hatte, Professor Scarlatis sogenanntenBeleuchtungskalender auswendig zu lernen, ein unerschöpfliches Maß an Überraschungen.
Zehn Tage nach der Landung unternahmen sie den ersten größeren Ausflug. Das fremde Schiff hatte man inzwischen nicht aus den Augen gelassen. Es hatte sich dort keine Bewegung gezeigt. Auch in den zur Zeit recht kurzen Nächten war das Ofenrohr unter Zuhilfenahme der starken Suchscheinwerfer ständig beobachtet worden. Allerdings konnte sich niemand dafür verbürgen, daß während der Nachtbeobachtung wirklich nichts geschehen sei.
Bannisters fünfzig Mann starke Kolonne erstieg zunächst einen etwa fünftausend Meter hohen Bergsattel. Das Gebirge war zerklüftet, und von unten sah es so aus, als könne man unmöglich hinaufkommen. Aber die geringe Gravitation des Planeten – für einen normalgebauten Mann war es ohne weiteres möglich, ein zwei Meter hohes Hindernis zu überspringen – verbunden mit dam eisenharten Willen der Männer, den Geheimnissen des unheimlichen Planeten endlich zu Leibe zu rücken, ließen nicht nur den Aufstieg gelingen, sondern obendrein auch noch den Transport einer beträchtlichen Menge Lastgutes, von dem der größte Teil dazu verwendet werden sollte, auf der Paßhöhe eine feste Beobachtungsstation einzurichten.
Bannister war der einzige, der während des Aufstieges auf seine Umgebung achtete. Die anderen waren viel zu sehr mit ihren eigenen Schwierigkeiten bei der Kletterei beschäftigt.
Ihm fiel auf, daß die Berglandschaft sich aus zwei grundsätzlich voneinander verschiedenen Gruppen von Dingen zusammensetzte.
Da waren erstens Felsblöcke und Steine – so, wie man sie von der Erde her gewöhnt war und wie man sie, so vermutete Bannister, wohl auf jedem kalten Weltkörper des Universums finden würde. Da waren aber zweitens Dinge, die, obwohl sie aus dem gleichen Stoff zu bestehen schienen wie die Felsbrocken und Steine, derart unwahrscheinliche Formen besaßen, daß der irdische Beobachter Mühe hatte, sie sich als von Verwitterung und ähnlichen Einflüssen geschaffen zu betrachten.
Es gab Dinge, die auf einem hauchdünnen, im Winde schwankenden
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