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TS 31: Ringplanet im NGC 3031

TS 31: Ringplanet im NGC 3031

Titel: TS 31: Ringplanet im NGC 3031 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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saß das Grauen im Nacken. Sie hätten alles hingenommen – fremde Intelligenzen, die die Schöpfung als Spinnen, Kraken oder Krebse ausgebildet hatte, – Fremde, die ihnen mit Feuer und Schwert entgegentraten, oder Wesen, die aus purer Energie bestanden und sich nur durch Gedankenübertragung bemerkbar machten.
    Das Furchtbare war jedoch, daß sie überhaupt niemand gefunden hatten. Überhaupt niemand in einem Schiff, in dem jemand sein mußte.
    Bannister hatte gesagt:
    „Mag hier auch alles so ungewöhnlich sein, wie es will: die Gesetze der Physik gelten überall im Universum. Und wenn dieses Schiff vor einer Stunde Manöver durchgeführt hat, die ein freifliegender Körper nicht durchführen kann, dann muß es hier jemand geben, der es gelenkt hat!“
    Aber dieser Jemand hatte es meisterhaft verstanden, sich verborgen zu halten.
    Bannister bemühte sich, mit dem Problem fertigzuwerden. Er zwang sich zu der Einsicht, daß es Lebensformen gebe, die dem menschlichen Verstand zunächst völlig unverständlich und unerkennbar seien. Er tröstete sich mit der Vorstellung, daß man, wenn man in Reichweite des fremden Schiffes bliebe, schließlich auch mit dessen Besatzung oder dessen Konstrukteuren Kontakt bekommen müsse.
    Diese Gedanken Koenig anzuvertrauen und ihn zu bitten, danach zu handeln, war das Letzte, dessen er sich fähig fühlte, bevor er, ermüdet und erschreckt von all dem Ungewohnten, sich in seine Kabine zurückzog in der Absicht, sich einen mehrstündigen Schlaf zu gönnen.
     
    Koenig weckte ihn durch heftiges Rütteln.
    „Ich verstehe ja dein Ruhebedürfnis vollkommen“, sagte er ein wenig ungeduldig. „Aber jetzt steh bitte auf und komm mit!“
    Bannister wackelte ein paarmal mit dem Kopf, bevor er wieder klar denken konnte.
    „Was ist los?“
    „Sie fliegen weg!“
    Bannister sprang aus dem Bett.
    „Ich komme sofort!“ sagte er. „Laß das Schiff dem Unbekannten folgen. Aber ohne weitere Annäherung. Ich möchte sehen, wohin er fliegt!“ .
    Koenig salutierte grinsend.
    „Okay, Boss!“
    Bannister eilte zur Zentrale. Auf den Schirmen bot sich das gewohnte Bild. Die unzähligen Sonnen des NGC 3031 und – etwa auf sechshundert Meter abgerückt – das Ofenrohr.
    Von der Bewegung der beiden Schiffe war, solange sie gleichen Abstand hielten, auf den Schirmen natürlich nichts zu bemerken.
    Bannister hielt die Sache für interessant genug, um sich in der Überwachung an Ort und Stelle über die Vorgänge in Kenntnis zu setzen.
    Sawyer, der Unverwüstliche, war mit Rechnereien beschäftigt. Er wandte sich um, als Bannister den Raum betrat, und bemerkte:
    „Sie bewegen sich auf die nächste Sonne zu, Sir! – Und diese Sonne ist keine einfache Sonne, sondern eine echte Doppelsonne – so komisch, wie ich noch nie von einer gehört habe.“
    Er wollte eine Pause machen, um eine Weile auf seinem Bleistift zu kauen. Aber Bannister wollte mehr wissen.
    „Los – weiter! Was noch?“
    „Tja –!“ knurrte Sawyer. „Man sollte es kaum glauben: die beiden Sonnen haben derart extreme Strahlungsspitzen – die eine im blauen, die andere im grünen Gebiet –, daß sie tatsächlich aussehen wie ein blauer und ein grüner Lampion!“
    Bannister nahm das Teleskop zu Hilfe. Jemand hatte es genau auf das Ziel eingestellt. Deutlich voneinander zu trennen schwebten dort im Raum ein knallgrüner und ein knallblauer Stern.
    „Sehen sie nicht wirklich aus wie eine Polizeilaterne und eine Signallampe?“ fragte Sawyer, der durch seine Feststellungen etwas aus dem Konzept geraten zu sein schien und viel von seinem gewohnten Respekt Bannister gegenüber verloren hatte.
    „Mein Gott, Sawyer!“ seufzte Bannister. „Nehmen Sie endlich diesen verdammten Bleistift aus dem Mund! – Und wenn wir schon ein Schiff finden, das sich offenbar aus eigenem Antrieb und ohne Lenkung gelenkt bewegt, warum soll dann dieses Schiff nicht auch zu einem System gehören, dessen Zentrum eine blaue und eine grüne Sonne bilden?“
    Er zuckte die Schultern.
    „Planeten festgestellt?“ fragte er dann weiter.
    „Ja, Sir. Das ist fast noch komischer. Einen Saturn-Doppelgänger. Er umkreist das Schwerezentrum der beiden Sonnen im Abstand von etwa 600 Millionen Kilometer, Durchmesser ungefähr zehnfacher Erddurchmesser, trägt um die Äquatorzone einen Ring und eine Atmosphäre, die hauptsächlich aus Methan und Ammoniak zu bestehen scheint.“
    „Wirklich eine unwahrscheinliche Ähnlichkeit mit Saturn“, bestätigte Bannister.

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