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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnel
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hier war?“ wollte Warren wissen.
    „Nicht allzu oft“, gab Stanhope zu. „Vielleicht jede Woche einmal. Ich habe die Fälle nicht notiert, da ich annahm, es könne nur einer der anderen Schlüsselbesitzer gewesen sein. In der letzten Zeit allerdings wurde ich stutzig. Sie sehen, daß wir im Augenblick besonders viel Archivmaterial haben, seitdem wir den Mikrokosmos mit Verzögerung arbeiten lassen.“
    „Mit Verzögerung?“ wiederholte Marge verwundert. „Was heißt das? Ich sehe schon, daß wir noch viel lernen müssen.“ Sie nahm einen Filmstreifen in die Hand und hielt ihn gegen das Licht, aber Stanhope entwand ihn ihr mit sanfter Gewalt.
    „Nicht so“, sagte er lächelnd. „Sie müssen systematisch vorgehen, wenn Sie die Zusammenhänge erkennen wollen.“ Er drehte sich um und öffnete einen der Metallschränke. „Fangen Sie hier mit der Durchsicht des Materials an! Wenn Sie damit fertig sind, wird Ihnen klar geworden sein, wozu wir die Verzögerung brauchten. Bringen Sie die Aufnahmen nach Möglichkeit nicht durcheinander. Sie sind chronologisch geordnet und sollen Ihnen später als Unterlagen für Ihre Veröffentlichungen dienen. Auf den Rückseiten der Abzüge finden Sie alle Erklärungen. Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Sie können sich Zeit lassen, ich habe noch einige Stunden hier zu tun.“
    Warren und das Mädchen zogen sich an einen Tisch im großen Saal zurück, während Stanhope in der Dunkelkammer blieb, wo sie ihn hantieren hörten. Warren schlug den Ordner auf, und sie begannen mit der Durchsicht der Aufnahmen. Die ersten Bilder zeigten den Aufbau der Station. Thunderhook, die Inbetriebnahme des Atommeilers, die umfangreichen Vorbereitungen, die für die Durchführung des eigentlichen Experimentes getroffen wurden.
    Dann folgte ein einzelnes Foto, das inmitten absoluter Schwärze eine weiße hellglänzende Kugel zeigte – das Uratom kurz nach seiner Entstehung. Seine Umrisse waren noch nicht scharf begrenzt, und an den Rändern der Aufnahme waren mehrere Registriergeräte zu erkennen.
    „Aufnahme in der ersten Mikrosekunde des Experimentes“, las Warren halblaut den auf der Rückseite angebrachten Text. Er blätterte weiter. „Sehen Sie, was sich in der nächsten Mikrosekunde ereignete!“
    Die zweite Aufnahme zeigte, daß die Kugel sich auszudehnen begann. In einer winzigen, kaum meßbaren Zeitspanne war das Wasserstoffatom explodiert und strebte, sich ständig vergrößernd, nach allen Seiten. Es erreichte die auf der ersten Aufnahme deutlich erkennbare dunkle Schale, die es umschloß, und bewirkte auch deren Ausdehnung. In dem Maße, wie der subelektronische Staub der Explosion nach außen drängte, nahm das bisher weiße Gebilde eine graue Färbung an.
    Das mehrere Stunden später gemachte Bild zeigte, daß die graue Tönung verschwunden war und unregelmäßige schwarze Flecke zurückgelassen hatte. Innerhalb der Kugel ließen sich Gebiete unterscheiden, in denen der Staub sich zu Wolken und Nebeln ballte – ungeformter Stoff, aus dem später Sterne entstehen würden.
    Schritt für Schritt folgten die beiden Betrachter dem Vorgang, der das Universum Form annehmen ließ. Etwa ein halbes Jahr nach Beginn des Experiments formten sich die Sterne, die Hauptgaswolke ballte sich zu einem Spiralnebel, kleinere Wölkchen wurden zu ähnlichen Gebilden. Großaufnahmen verschiedener dieser Nebel zeigten, daß ihr Inneres aus hellen und dunklen Flecken bestand. Eine atomare Detonation ballte sich zusammen, strahlenförmig gingen von ihr die wabernden Ansammlungen nichtexplosiver Materie aus.
    Gespannt verfolgten die beiden Reporter die weitere Entwicklung. Nach einem Jahr hatte sich das erste Sonnensystem gebildet – ein glühender Stern im Mittelpunkt, umrundet von sechs kleinen Planeten. Auf die Rückseite dieser Aufnahme hatte Steiner mit fester Hand einen Vermerk gesetzt: ‚Ende des ersten Drittels der Entwicklung. Dreihundert Millionen Jahre – gerechnet in bezug auf das Mikrouniversum – geballt in ein einziges Jahr unserer irdischen Zeitrechnung!’
    Weitere Aufnahmen ließen erkennen, daß das von Menschenhand geschaffene Gebilde immer mehr die Form des jetzigen Mikrokosmos anzunehmen begann. Viele Sterne hatten sich gebildet, die einzige Milchstraße nahm deutlich die Gestalt einer Spirale an. Sonnensysteme bildeten sich, solche mit zwei Planeten, andere, die bis zu fünfzehn Trabanten aufwiesen. Dann kamen wieder besonders stark vergrößerte Aufnahmen

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