Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnel
Vom Netzwerk:
der hitzesprühenden Oberflächen von Sternen und Planeten. Manche Planeten bestanden nur aus rotglühender Masse, andere verloren ihren atmosphärischen Gürtel, den sie zuerst besaßen, und wurden zu unfruchtbaren, steinigen Himmelskörpern. Wieder andere entwickelten sich zu mächtigen, gasgefüllten Kugeln und unterschieden sich deutlich von den Planeten, die der Erde ähnelten, aus Land und Wasser bestanden und erkennbare Pole und klare Atmosphären hatten. Auf diesen letzteren ließ die mikroskopische Vergrößerung rauhe Oberflächen, große Wüsten, tiefe Spalten und Vulkanausbrüche und von Blitzen durchzuckte Wolkenbänke erkennen.
    Warren nahm den nächsten Band zur Hand und kam damit zum zweiten Jahr der Arbeit auf Thunderhook. Die Oberflächen der neugeschaffenen Welten waren zur Ruhe gekommen und gaben damit die Möglichkeit zur Entwicklung von Lebensformen. Weite Grünflächen bedeckten die Kontinente, Farnwälder entstiegen den Ozeanen, schwache Zeichen tierischen Lebens tauchten auf. Hier aber zeigten sich auch die begrenzten Möglichkeiten der Photographie. Die gewaltigen, innerhalb des Mikrokosmos herrschenden Geschwindigkeiten ließen nicht zu, daß die letzten Schleier der Geheimnisse gelüftet wurden.
    Im dritten Jahr des Experimentes machte die Entwicklung des Mikrokosmos den größten Sprung. Warren stieß auf eine Aufnahme, die in verblüffender Klarheit primitive Hütten und menschenähnliche Wesen auf der Oberfläche eines Planeten erfaßt hatte. Unwillkürlich stieß der Reporter einen überraschenden Ruf höchsten Erstaunens aus, der Stanhope aus der Dunkelkammer herbeirief. Er lächelte, als er die Aufnahme in Warrens Hand sah und beeilte sich, eine Erklärung zu geben.
    „Diese Aufnahme ist das Ergebnis jenes von uns angewandten Prozesses, den ich vorhin als Verzögerung bezeichnete“, sagte Stanhope eifrig. „Die Frage, die Sie als Laie sofort stellten, machte auch uns zu scharfen. Wir waren uns darüber im klaren, daß wir bei der Geschwindigkeit, mit der der Mikrokosmos sich entwickelte, wichtige Ereignisse versäumen würden, wenn es uns nicht gelang, der Entwicklung gewissermaßen eine Bremse anzulegen. Marco beschäftigte sich mit dem Problem, und er kam zu dem Ergebnis, daß wir den auf das Universum einwirkenden Kräften nur eine den Spiralnebeln entgegengesetzte Richtung zu geben brauchten, um die Beschleunigung auf ein für unsere Begriffe erträgliches Maß zu reduzieren. Verstehen Sie mich recht – nur wir empfanden diese Verlangsamung der Vorgänge, nicht aber die Wesen, die sich im Mikrokosmos entwickelten. Mit dieser Verzögerung konnten wir die Entstehung intelligenten Lebens entdecken und verfolgen. Hier, diese Bilder sprechen wohl für sich!“
    Stanhope entnahm dem Band eine Serie von Aufnahmen und arrangierte sie in einer bestimmten Reihenfolge. Warren sah Dinosaurier und die ersten Säugetierformen, er erkannte menschenähnliche Wesen und verfolgte ihre Entwicklung bis zu einem Zeitpunkt, an dem sie, mit Keulen bewaffnet, auszogen, um sich in bestimmten Gebieten anzusiedeln, Hütten zu bauen und den Boden zu bestellen. Am Ende stand eine Entwicklungsstufe, die in vieler Hinsicht den jetzt auf der Erde herrschenden Verhältnissen entsprach. Die Bewohner des Universums waren nicht völlig identisch mit den Menschen der Erde; einige waren noch am ganzen Körper behaart, andere trugen die Stümpfe von Hörnern oder Rüsseln, allen aber gemeinsam war der aufrechte Gang, der intelligente Wesen auszeichnete.
    Als Warren und Marge sich erhoben, um sich von Stanhope zu verabschieden, standen sie tief unter dem Eindruck des Gesehenen. Stanhope begleitete sie zur Tür. In seinen Zügen war der Stolz über das Geleistete zu lesen.
    „Vergessen Sie nicht, alle Türen sorgfältig zu verschließen, bevor Sie gehen“, erinnerte Marge scherzend, als sie Stanhope die Hand gab.
    „Ihr Material ist wunderbar und einmalig. Es wäre ein Jammer, wenn jemand es wieder durcheinanderbrächte.“
    Stanhope nickte. „Gut, daß Sie mich daran erinnern. Ich muß nachher mit Enderby über die Sache sprechen. Wenn wir tatsächlich einen Spion in unseren Reihen haben …“ Er schüttelte den Kopf, und seine Brauen zogen sich zusammen. „Es wäre wirklich schlimm. Ein Spion, gleich für welche Seite er arbeitet, könnte den Erfolg unserer ganzen Aktion in Frage stellen und unermeßliches Unglück über die Menschheit bringen.“

 
7. Kapitel
     
    Während der folgenden Tage bemühten

Weitere Kostenlose Bücher