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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnel
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stand neben der breiten Ladeluke eines riesigen Raumschiffes, das in fieberhafter Hast beladen wurde. Schwere Lastwagen rollten in endloser Reihe heran, schwitzende Männer entluden sie und stapften keuchend an Warren vorüber in den Rumpf. Ganze Haushalte wanderten in das Innere, Rohmaterialien, Sämereien, Riesenmengen konservierter Nahrungsmittel. Bekleidung und Kunstwerke von großem Wert folgten, Archive und Bibliotheken wurden an Warren vorübergetragen. Er fühlte sich müde und ausgehöhlt, sein Kinn sank auf die Brust. Er schrak zusammen, als eine Stimme ihn ansprach.
    „Müde wie ein Hund, stimmt’s, Kommandant? Warum gehen Sie nicht nach Hause? Sie müssen doch auch Ihre eigenen Sachen zusammenpacken. Morgen nachmittag geht es los. Passen Sie auf, daß Sie mit Ihrer Familie den Anschluß nicht versäumen. Für heute brauchen wir Sie wirklich nicht mehr, den Rest können wir allein erledigen.“
    Warren nickte matt. Er kannte den Mann, der zu ihm sprach. Es war Szek, sein hagerer, immer kurz angebundener Zweiter Offizier. Er starrte ihn sekundenlang an, nickte dann noch einmal. „In Ordnung, Szek, ich kann wirklich nicht mehr. Bin einfach fertig. Übernehmen Sie meine Arbeit.“
    Szek wartete, bis Warren auf den Beinen war, dann nahm er seinen Platz auf dem Tisch ein. Szek war ein alter, erfahrener Raumschiffoffizier. Die Kopfhaut seines völlig kahlen Schädels war mit bräunlichen Flecken übersät – eine Folge der kosmischen Strahlen, denen er häufig ausgesetzt war. Er nahm die Liste aus Warrens Hand entgegen und nickte den Männern zu, die ihm den Inhalt ihrer Ladungen angaben.
    Warren-Neith, jetzt Kommandant des Raumkreuzers „Formidable“, schritt über die Gangway nach unten und drängte sich durch die unübersehbare Menschenmenge, die das Schiff umlagerte. Am Ausgang des Flugplatzes bestieg er sein kleines einsitziges Schiff und flog über die fast verlassene Stadt seinem Heim zu. Die Stille und unheimliche Leere in den Straßen bedrückte ihn, aber er wußte, daß die Stadt geräumt werden mußte, da sie der Vernichtung anheim fallen würde.
    Er dachte zurück an den ersten Flug zu einem anderen Stern, von dem nur ein Teil der Besatzung zurückgekehrt war. Diese Zeit lag tausend Jahre zurück, andere erfolgreiche Flüge waren dem ersten gefolgt. Nach und nach hatten die Bewohner Komars auf anderen Planeten Fuß gefaßt. Sie hatten hart arbeiten und kämpfen müssen, aber es war ihnen schließlich gelungen, neue Welten zu erobern, in denen ein Teil der sich stark vermehrenden Bevölkerung Komars zu leben vermochte. Und nun mußte die große, in mühsamer Arbeit aufgebaute Stadt auf dem Planeten Morlna geräumt werden, weil ihr unabwendbares Unheil drohte!
    Die Sonne, um die der Planet kreiste, drohte zu einer Nova zu werden! In Kürze würde sie sich in einen sprühenden Ball atomaren Feuers verwandeln und sich selbst verzehren. Die dabei entstehende fürchterliche Hitze mußte auch für Morlna das Ende allen Lebens bedeuten. Zum Glück war die Gefahr durch die Wissenschaftler rechtzeitig erkannt worden, und die Bewohner aller neunundzwanzig Planeten hatten sich einmütig zur Rettung der Bevölkerung Morlnas zur Verfügung gestellt.
    Jedes einsatzfähige Raumschiff, sogar die Kreuzer und Schlachtschiffe, die für die Forschung bestimmten Flugkörper, die Frachtschiffe und Maschinen der großen Verkehrslinien – sie alle dienten nur noch einem Zweck – die Bewohner des bedrohten Planeten zu evakuieren. Schon seit zwei Jahren war die Räumung im Gange. Nun wartete nur noch der mächtige Kreuzer „Formidable“ auf die Beendigung der Beladung, um dann ebenfalls zu starten. Sein Inneres faßte zweitausend Passagiere mit all ihrer Habe, die letzten Bewohner der großen Stadt, in der auch Warren-Neith sein Heim hatte.
    Warren landete neben seinem Haus, das an der Peripherie lag. Er begrüßte seine Frau und die Kinder, war aber zu müde, noch einen Bissen zu sich zu nehmen. Ohne sich zu entkleiden, fiel er auf sein Bett und versank sofort in den tiefen Schlaf völliger Erschöpfung, aus dem er erst am Mittag des nächsten Tages erwachte. Seine Frau hatte bereits die Koffer gepackt. Es galt nur noch, Abschied zu nehmen von dem Haus, in dem sie so viele glückliche Jahre verlebt hatten.
    Als sie auf dem Flughafen ankamen, war es um die „Formidable“ ruhig geworden. Die zweitausend Passagiere hatten sich bereits im Rumpf versammelt und wurden von den Ärzten in hypnotischen Tiefschlaf versetzt,

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