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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnel
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der es ermöglichte, sie so dicht beieinander unterzubringen, daß niemand zurückbleiben mußte. Was aber wichtiger war – im Tiefschlaf brauchten alle diese Menschen keine Nahrung; auf einfache, wenn auch brutal erscheinende Weise war ein Problem gelöst worden, vor dem die für die Räumung Morlnas verantwortlichen Männer um ein Haar kapituliert hätten.
    Warren-Neith küßte seine Frau und die Kinder zum Abschied; er sah ihnen nach, wie sie in ihre Kabinen geführt wurden. Ein tiefer Atemzug hob seine Brust, als er sich der Pilotenkanzel zuwandte. Szek erwartete ihn bereits. Gemeinsam trafen sie die letzten Vorbereitungen, führten fast mechanisch alle Handgriffe aus, um die Startbereitschaft des Schiffes zu gewährleisten.
    Szek richtete sich auf, seine Blicke suchten die Sonne. Besorgnis zeigte sich in seiner Miene. „Sie ist bereits heller“, sagte er warnend. „Es wird höchste Zeit, daß wir starten.“
    Warren-Neith warf einen Blick auf die Uhr und schüttelte den Kopf. „Wir haben noch einige Stunden Zeit“, erwiderte er beruhigend. „Vorausgesetzt, daß den Astronomen kein Fehler bei ihren Berechnungen unterlaufen ist.“ Er starrte zu dem glühenden Ball empor, und auch ihn überkam das unangenehme Gefühl, daß die Intensität ihrer Strahlen zusehends zunähme. „Sie haben recht, Szek, wir dürfen kein Risiko eingehen. Zweitausend Menschen verlassen sich auf uns, wir sind für ihre Sicherheit verantwortlich.“
    Er drückte den gelben Kopf am Armaturenbrett, gellend klang das Alarmsignal durch den Rumpf. Die Besatzungsmitglieder eilten auf ihre Stationen, nachdem sie die Einstiege geschlossen hatten.
    Warren-Neith wartete, bis die letzte Station ihre Einsatzbereitschaft gemeldet hatte, dann gab er das Signal zum Start. Langsam hob sich die „Formidable“ auf den die Schwerkraft aufhebenden Strahlen, ein Zittern durchlief den gewaltigen Rumpf. Im gleichen Maße, wie die Anziehungskraft des Planeten unwirksam wurde, steigerte sich die Geschwindigkeit des Schiffes, bis es endlich unvorstellbar schnell in die Weite des Raumes hineinjagte.
    Szek und Warren-Neith beobachteten gespannt die Anzeigen der Instrumente. Immer wieder aber kehrten ihre Blicke zu dem grellen Sonnenball zurück. Hatten sie zu lange gewartet? Hatten die Astronomen sich geirrt? Würden die letzten zweitausend Bewohner sich mitsamt ihrem Raumschiff in glühende Lohe verwandeln, anstatt eine neue Heimat auf einem der anderen Planeten zu finden?
    Eine Strukturveränderung der Sonnenoberfläche ließ sich bereits mit bloßem Auge erkennen. Riesige Flammenbündel, deren Höhe Warren auf Millionen von Meilen schätzte, schossen gleich Blitzen ins Weltall und ließen ahnen, welche gewaltigen Kräfte im Innern des glühenden Balles am Werke waren.
    „Höchste Fahrtstufe!“ befahl Warren-Neith mit fester Stimme.
    Das Schiff vollführte einen spürbaren Satz. Der Planet Morlna war nur noch eine grünblaue Kugel in weiter Ferne, auf einer Seite durch die Sonne erhellt. Warren-Neith erkannte die gewaltige Landmasse des Hauptkontinentes. Mit einem letzten Blick nahm er Abschied von der Welt, der er bisher angehört hatte. Er wußte, daß die riesigen Wälder dort unten bereits in Flammen standen, daß ein tödlicher Gluthauch den Planeten umwehte und alles tierische Leben erstickte.
    Szek überprüfte die Instrumente, seine Miene war düster. „Wird unsere Geschwindigkeit ausreichen, um der Katastrophe zu entgehen?“ fragte er heiser. „Ich habe das Gefühl, daß wir uns kaum von der Stelle bewegen. Wird es wirklich schon wärmer, oder bilde ich mir das nur ein?“
    Warren-Neith hob die Schultern. Es hatte keinen Sinn, die Frage Szeks zu beantworten. Sie hatten getan, was in ihren Kräften stand, den Rest mußten sie dem Schicksal überlassen. Ein Blick auf den Geschwindigkeitsmesser zeigte, daß die „Formidable“ fast die Geschwindigkeit des Lichtes erreicht hatte. Da sich aber die Strahlen der Sonne mit der gleichen Geschwindigkeit fortpflanzten, blieb die Drohung immer im gleichen Abstand hinter ihnen, und nur der errechnete Startvorsprung konnte das Rennen zu ihren Gunsten entscheiden.
    Die „Formidable“ befand sich allein im Weltraum; die letzten Schiffe waren vor zwei Tagen gestartet und hatten die Gefahrenzone längst verlassen. Nur das von Warren-Neith gesteuerte Schiff jagte noch durch die schwarze Unendlichkeit, eine detonierende Sonne im Rücken, deren Hitzewellen die sie umgebenden Planeten längst in Asche

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