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TS 34: Sie starben auf Ragnarok

TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
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„Und wenn das hier eintritt, entfernen wir uns von einem Eiszeitalter, aber tausendmal schneller als auf der Erde.“
    „Ich weiß nicht, ob es Ragnaroks Neigung allein ist, oder ob die Kreisbahnen der Sonnen umeinander auch noch ihre eigenen Effekte über eine Periode von Jahren hervorbringen“, meinte Lake. „Die Dunbar-Expedition war hier nicht lange genug, um so etwas überprüfen zu können.“
    „Es scheint mir in diesem Sommer heißer zu sein, als im vorhergehenden“, bemerkte Craig. „Ich kann mich auch irren – aber wenn die Polneigung zur Sonne hin fortschreitet, werden wir es in ein paar Jahren ganz genau wissen, ob unsere Vermutung richtig war.“
    „Dann wird die Zeit kommen, wo wir unser jetziges Lager verlassen müssen“, sagte Lake. „Wir müssen dann jedes Frühjahr auf das nördliche Plateau ziehen. Dort gibt es aber kein Holz – nichts als Gras und Wind und dünne Luft. Und jedesmal, wenn der Herbst kommt, müssen wir weit nach Süden wandern.“
    „Ja … wandern.“ Anders’ Gesicht wirkte müde und alt, und sein Haar war im Laufe des letzten Jahres fast weiß geworden. „Nur die Jungen werden jemals den Marsch zum nördlichen Teil des Plateaus schaffen. Der Rest von uns … Aber wir haben überhaupt nicht mehr viele Jahre vor uns. Ragnarok ist nur für die Jungen erträglich. Wenn sie aber ständig wandern müssen wie Tiere, um sich am Leben zu erhalten, so werden sie niemals Zeit haben, irgend etwas zu schaffen. Sie werden nichts anderes sein als Nomaden der Steinzeit.“
    „Ich wünschte, wir wüßten, wie lange der Große Sommer dauern wird, auf den wir zugehen“, sagte Craig. „Und wie lange und kalt der Große Winter sein wird, wenn Ragnarok sich von der Sonne wegneigt. Es würde an der Situation nichts ändern – aber trotzdem möchte ich es gern wissen.“
    „Wir werden täglich unsere Beobachtungen machen“, sagte Lake. „Vielleicht tritt auch die rückläufige Neigung ein, bevor es zu spät ist.“
     
    *
     
    Der Herbst schien in diesem Jahr ein wenig später zu kommen. Craig machte sich, sobald das Wettet es erlaubte, nach Süden auf. Aber auch dort fand er keinerlei Bodenschätze.
    „Wenn der Frühling kommt, will ich es noch einmal im Norden versuchen“, sagte Craig. „Vielleicht entdecke ich dort etwas.“
    Der Winter kam, und Elain Lake starb bei der Geburt eines Sohnes. Der Verlust seiner jungen Frau war ein unerwarteter Schlag für den Anführer. Aber er hatte nun einen Sohn und damit die Verantwortung, alles, was in seiner Macht stand, zu tun, um das Leben seines Kindes und der Söhne und Töchter aller anderen Mitmenschen zu erhalten.
    Er begann an die Zukunft zu denken. Er war der letzte Führer, der die Erde und ihre Zivilisation als erwachsener Mensch gekannt hatte. Die Art seiner Führerschaft würde das Schicksal einer auf Ragnarok entstehenden neuen Menschenrasse bestimmen.
    Er mußte alles tun, was in seiner Kraft stand, und er mußte sofort beginnen, denn die Jahre, die ihm noch blieben, waren bemessen.
    Er stand nicht allein mit diesen seinen Gedanken. Auch andere dachten an die Zukunft – an die späteren Generationen. West, der auf der Erde ein Doktor der Philosophie gewesen war, sprach eines Abends zu Lake, als sie zusammen am Feuer saßen.
    „Haben Sie bemerkt, wie begierig die Kinder lauschen, wenn die Rede davon ist, was ein Leben auf der Erde bedeutete, was auf Athena hätte sein können und was sein würde, wenn wir einen Weg fänden, um von Ragnarok zu entfliehen?“
    „Ja, ich habe es bemerkt“, entgegnete Lake.
    „Diese Geschichten enthalten bereits das Ziel für die zukünftigen Generationen“, fuhr West fort. „Eines Tages, irgendwie, werden sie nach Athena gehen, um dort die Gerns zu töten und die terranischen Sklaven zu befreien und Athena zu ihrem Eigentum zu machen.“
    Es gab Männer und Frauen unter den Untauglichen, die Spezialisten auf den verschiedensten Gebieten gewesen waren. Es gab wissenschaftliche Bücher, die sie besaßen, und neue konnten geschrieben werden, mit Tinte aus der Rinde des schwarzen Lanzenbaumes und auf Pergament, das ihnen die Haut der Einhörner lieferte.
    Das in den Büchern festgehaltene Wissen und das Wissen in den Hirnen der noch lebenden Untauglichen sollte den kommenden Generationen Erfolg bringen. Mit Hilfe dieses Wissens konnten sie vielleicht wirklich eines Tages, irgendwie, aus ihrer Gefangenschaft ausbrechen und nach Athena zurückkehren und die Verschleppten befreien.
    Lake

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