Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 34: Sie starben auf Ragnarok

TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
Vom Netzwerk:
so zutraulich, daß sie es einfach nicht übers Herz bringen konnten, die Tiere zu töten.
    Es gab keine Erze in dem „Bockshörnchen-Tal“, und Bill und Barber setzten ihren Marsch rund um die Kluft fort. Doch sie kamen nicht weit, denn als die Hitze unerträglich wurde und die Bäche in der Kluft auszutrocknen begannen, mußten sie umkehren. Bis zum Beginn des Herbstregens wollten sie in dem kleinen Tal bleiben.
     
    *
     
    Als der lange Sommer zur Neige ging und der erste Regen einsetzte, nahmen Bill und Dan ihre Wanderung wieder auf. Das gelbe Bockshörnchen und seine weiße Gefährtin nahmen sie mit. Die anderen Tierchen blieben zurück und standen ruhig und fast feierlich vor ihren Höhlen, um den Aufbruch der Männer und ihrer Artgenossen zu beobachten. Sie machten den Eindruck, als fürchteten sie, die Davonziehenden nie mehr wiederzusehen.
    Die beiden Bockshörnchen waren nette Begleiter. Sie ritten auf den Schultern der Männer und plapperten Unsinn. Doch manchmal sagten sie auch Dinge, die die Männer auf eine beträchtliche Spur von Intelligenz schließen ließen.
    Sie fanden auf ihrer Umrundung der Kluft eine Stelle, wo Salpeter dünn verstreut lag. Erze fanden sie jedoch nicht.
    Ein beschwerlicher Aufstieg aus der Kluft lag vor ihnen. Immer noch war die Hitze unerträglich, und bis zu der Quelle in den Craig-Bergen würde es kein Wasser geben. Ein heißer Wind begleitete sie den ganzen Tag. Ihr Wasservorrat war fast verbraucht, als die Nacht hereinbrach, und sie hatten erst ein Drittel des Aufstiegs hinter sich.
    Die Bockshörnchen waren ruhig geworden, und als die Männer haltmachten, um für die Nacht zu rasten, erkannte Humbolt, daß die Tierchen niemals den Marsch überleben würden. Ihr Atem ging schnell, ihre Herzen rasten, als sie versuchten, genug Sauerstoff aus der dünnen Luft in ihre Lungen zu pumpen. Wohl tranken sie ein paar Tropfen Wasser, aber die Körner der maisartigen Pflanzen, die ihre Nahrung darstellten, rührten sie nicht an.
    Das weiße Bockshörnchen starb am Vormittag des nächsten Tages, als sie eine Ruhepause einlegten. Das gelbe Tier kroch leise klagend an die Seite seiner toten Gefährtin und starb ein paar Minuten später.
    „So ist es nun“, sagte Humbolt und blickte traurig auf die toten Tiere. „Die einzigen Lebewesen auf Ragnarok, die uns jemals vertrauten und wünschten, unsere Freunde zu sein – und wir töten sie.“
    Sie tranken das letzte Wasser und gingen weiter. Der nächste Tag war eine Hölle. Sie stolperten, fielen hin, rafften sich auf, um weiterzutaumeln, stürzten wieder und erhoben sich mit letzter Kraft.
    Barber wurde zunehmend schwächer, und Bill mußte ihn stützen.
    Kurz vor dem Gipfel brach Barber zusammen. „Bleib hier, Dan, ich gehe voraus und hole Wasser“, keuchte Humbolt.
    Barber hob seinen Kopf. „Es hat keinen Zweck“, stieß er mühsam hervor. „Mein Herz … macht nicht länger …“ Sein Kopf fiel nach vorn, und er starb. Es schien Humbolt, als sei sein halbes Leben vergangen, als er endlich die Quelle mit dem kalten, klaren Wasser erreichte. Er trank so gierig wie noch nie in seinem Leben. Dann dachte er voller Trauer an Barber, der durstig hatte sterben müssen.
    Zwei Tage machte Bill an der Quelle Rast. Erst dann fühlte er sich in der Lage, seinen Wog fortzusetzen. Er erreichte das Plateau und sah, daß die Waldziegen schon einige Zeit nach Süden wanderten.
    In der Nacht des zweiten Marschtages erreichte er die Höhlen. Alles schlief, außer George Ord, der noch spät in seiner Werkstätte arbeitete.
    Als Bill eintrat, blickte George auf. Da er Dan vermißte, fragte er: „So hat es Dan nicht geschafft?“
    „Die Kluft hat ihn behalten“, gab Bill müde zur Antwort. „Die Kluft … wir fanden das verdammte Zeug …“
    „Die rote Schicht …“
    „Ja. Es war aber nur Sandstein.“
    „Ich bastelte einen kleinen Schmelzofen, während du fort warst“, sagte George. „Ich hoffte, die rote Schicht würde Erz sein. Was die anderen nach Erz suchenden Gruppen anbelangt … keine von ihnen fand etwas.“
    „Im nächsten Frühjahr werden wir es wieder versuchen“, sagte Bill. „Irgendwo werden wir es finden, ganz gleich, wie lange es dauert.“
    „Es bleibt uns nicht mehr lange Zeit“, meinte George. „Die Beobachtungen zeigen, daß die Sonne weiter denn je im Süden steht.“
    „Dann werden wir die Zeit, die uns noch vor dem Großen Winter bleibt, doppelt nutzen. Wir werden die Jagdgruppen bis zum Äußersten

Weitere Kostenlose Bücher