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TS 34: Sie starben auf Ragnarok

TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
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– der Raumsender wird gebaut.“
    Die Gewehre wurden zusammen mit allen anderen Metallgegenständen für den Guß des Generators eingeschmolzen. Die langwierige Arbeit, die verschiedenen elektronischen Geräte, die sie besaßen, in Komponenten des Senders umzubauen, machte aber gute Fortschritte.
    Und doch dauerte es fünf Jahre, bis der Raumsender fertig war und getestet werden konnte; das war an einem Herbstmorgen des fünfunddreißigsten Jahres auf Ragnarok. Das Wasserrad wurde in Bewegung gesetzt, der Generator begann zu summen, und George beobachtete die Leistung des Generators und des Senders an den verschiedenen Meßinstrumenten, die er angefertigt hatte.
    „Ein bißchen schwach, aber die Sendung wird die Gernsche Station auf Athena erreichen“, meinte er. „Was willst du senden?“
    „Etwas Kurzes“, antwortete Bill. „Morse: Ragnarok ruft!“
    George hielt seinen Finger über die Taste, bereit, die Sendung in den Raum zu schicken. „Mit diesem Ruf setzen wir etwas in Bewegung, das niemals mehr rückgängig gemacht werden kann. Was wir heute morgen tun, wird dazu führen, daß eine Menge Gerns – oder Ragnarok-Menschen – sterben müssen.“
    „Es werden die Gerns sein, die sterben“, erklärte Bill fest. „Sende das Signal.“
    „Ich habe den gleichen Glauben wie du“, antwortete George.
    Dann begann er zu morsen.
    Ein Junge wurde mit der Aufgabe betraut, die Morsetaste zu bedienen und täglich das Signal auszusenden. Als jedoch Frost einsetzte und das Wasserrad als Kraftantrieb für den Generator ausfiel, mußte das Senden des „Ragnarok-Rufs“ eingestellt werden.
    Als jedoch das Frühjahr kam, wurde die Sendung wieder aufgenommen, und gleichzeitig machten sich die verschiedenen Gruppen auf den Weg, um ihre Suche nach Erzen fortzusetzen.
    Die Sonnen rückten ständig weiter nach Süden, und in jedem folgenden Jahr setzten der Frühling später und der Herbst früher ein. Im Frühjahr des fünfundvierzigsten Jahres auf Ragnarok erkannte Bill Humbolt, daß er einen endgültigen Entschluß fassen mußte.
    Inzwischen waren sie auf achtundsechzig Personen zusammengeschmolzen. Die Jungen wurden schnell alt. Die Suche nach Erzen mußte eingestellt werden, denn alle noch verfügbaren Menschen mußten jetzt für eine wichtigere Aufgabe herangezogen werden – es galt, die Vorbereitungen für den Großen Winter zu treffen, der, wie die Alten seinerzeit gefürchtet hatten, ihnen nun bevorstand. Und diese Arbeiten würden die Kraft aller verlangen. Aus Ton und Schiefer, den sie von den Craig-Bergen holten, bauten sie Öfen, die viel Hitze abgaben und viel besser waren als die offenen Feuerplätze. Das Innere der Höhlen wurde für die kommende schwere Zeit hergerichtet. Doppelte Türen, die die Kälte abhalten sollten, wurden eingebaut, Ventilationsröhren und Rauchabzüge mühsam angelegt.
    Als alles getan war, was getan werden konnte, zählten die Nachkommen der Untauglichen noch sechzig Personen.
     
    *
     
    „Es sind nicht mehr viele Erdgeborene übriggeblieben“, sagte Bob Craig eines Abends zu Bill Humbolt, als sie am Ofen saßen. „Und es gibt auch noch nicht viele Ragnarok-Geborene. Die Gerns würden nicht viele Sklaven erbeuten, kämen sie jetzt.“
    „Aber sie könnten uns trotzdem gut gebrauchen“, antwortete Bill. „Die Jüngeren, die sich der Schwerkraft am besten angepaßt haben, wären auf einer Welt mit geringerer Gravitation ausnahmslos stark und schnell. Es gibt genügend Arbeiten, für die sich ein starker, schneller Sklave besser eignet als teure Maschinen.“
    „Wenn die Gerns nur nicht zu bald kommen“, warf Craig ein.
    „Das war ein Risiko, das wir eingehen mußten“, erklärte Bill Humbolt fest.
     
    *
     
    Er war der Letzte der Erdgeborenen, stellte Bill Humbolt eines Nachts, im Herbst des sechsundfünfzigsten Jahres auf Ragnarok, fest, als er erwachte und wußte, daß ihn das Höllenfieber gepackt hatte. Er rief nicht nach Hilfe. Die anderen konnten nichts mehr für ihn tun.
    Er mußte sie jetzt verlassen, neunundvierzig Männer, Frauen und Kinder, die den unbekannten Mächten des Großen Winters entgegensahen und der wachsenden Gefahr einer Entdeckung durch die Gerns ausgeliefert waren.
    Die Frage tauchte auf – zusammen mit der bitteren Erkenntnis, daß es zu spät für ihn war, irgend etwas an der Situation zu ändern –: Habe ich durch meine Handlungsweise das Todesurteil über mein Volk gesprochen?
    Dann aber sah er in seinen Fieberträumen Julia aus der

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