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TS 35: Die Waffenhändler von Isher

TS 35: Die Waffenhändler von Isher

Titel: TS 35: Die Waffenhändler von Isher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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nichts gerührt hatte, begann sie gegen die Spiegel zu drücken.
    Die ersten sechs schienen fest in die Wand eingelassen. Der siebente gab dem Druck ihrer Hand nach und schwang nach innen. Sie blickte in einen Gang, der kaum schulterbreit war, und mit einem Gefühl des Unbehagens begann sie ihm zu folgen.
    Sie fragte sich dabei, ob das unbehagliche Gefühl, das sie verspürte, vielleicht ihrer nervösen Anspannung zuzuschreiben war und dem Wissen, daß sie sich schließlich in dem Gebäude unter Vorspiegelung falscher Tatsachen befand. Reguläre Besucher würden sich sicher nicht von einem schmalen Gang beengt fühlen, von dem sie genau wußten, wohin er führte.
    Dann plötzlich verloren sich ihre Ängste genauso schnell, wie sie gekommen waren. Sie empfand eine fast atemberaubende Erwartung der Freuden, die ihr noch bevorstanden. Atemlos erreichte sie das Ende des Ganges und drückte gegen die Abschlußwand. Sie öffnete sich, wie sie zu ihrer Erleichterung feststellte, in einen kleinen freundlich möblierten Raum. Hinter einem Schreibtisch saß eine Frau. Lucy blieb stehen, und die Frau sagte:
    „Nehmen Sie bitte Platz. Ich hoffe, Sie werden verstehen, daß wir, wenn uns jemand das erste Mal besucht, erst einige Erkundigungen einziehen müssen.“
    Sie war eine Frau um die Vierzig, mit klassisch geschnittenen Zügen, zu denen nur die um eine Kleinigkeit zu schmalen Augen und der dünne Mund nicht recht passen wollten. Sie deutete einladend auf einen Stuhl, und Lucy nahm wortlos Platz.
    „Alles, was Sie hier sagen, wird natürlich vertraulich behandelt“, fuhr sie fort. Ihre Lippen vollzogen die Andeutung eines Lächelns, und sie tippte sich mit einem manikürten Finger gegen die Stirn. „Faktisch bleibt es für immer hier drin. Aber lassen Sie sich sagen, daß ich ein perfektes Gedächtnis habe und niemals ein Gesicht vergesse.“
    Lucy gab keine Antwort. Sie kannte ein paar Leute mit eidetischem Gedächtnis, und sie akzeptierte die Behauptung widerspruchslos.
    „Was verdienen Sie jährlich?“
    „Fünftausend“, erwiderte Lucy, ohne zu zögern.
    „Und wo arbeiten Sie?“
    Lucy nannte den Namen einer bekannten Firma. Jedes Mitglied der Gilde wurde in den Angestelltenlisten von Unternehmen geführt, die entweder der Gilde selbst gehörten oder deren Besitzer mit der Gilde sympathisierten.
    „Wieviel Miete zahlen Sie?“ erkundigte sich die Empfangsdame weiter.
    „Einhundert Kredit monatlich.“
    „Hm.“ Halb zu sich zählte die Frau weiter auf: „Fahrgeld, zehn; Kleider, fünfundzwanzig; Essen, sechzig; Verschiedenes, zehn – da bleiben Ihnen gute fünfundzwanzighundert im Jahr für andere Sachen. Wenn Sie einmal wöchentlich hier vorbeikommen möchten, dann könnten, Sie das für fünfzig Kredit tun. Nun, wir werden, es etwas billiger machen, damit Ihnen etwas für Notfälle bleibt. Fünfunddreißig Kredit, bitte.“
    Lucy zählte das Geld auf den Tisch. Die unpersönliche Geschäftstüchtigkeit, mit der über ihr Einkommen verfügt wurde, widerte sie an. Tatsächlich hatte sie noch andere Ausgaben – Steuern zum Beispiel. Und ihre Kleiderrechnungen beliefen sich auf eine viel höhere Summe als fünfundzwanzig Kredit monatlich. Und doch, wenn nötig, konnte sie mit noch viel weniger auskommen, dann nämlich, wenn ihre Gier nach Genuß, alle, anderen Bedürfnisse in den Hintergrund drängen würde.
    Die Frau legte das Geld in eine Schublade und stand auf. „Danke, meine Liebe. Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohlfühlen und recht oft wiederkommen. Durch diese Tür, bitte.“
    Die Tür führte in einen breiten Korridor, der nach einigen Metern in ein geräumiges Zimmer, mündete. Verschiedene Dinge in seiner Erscheinung weckten ihren Argwohn, und sie trat deshalb nicht sofort ein, sondern zögerte auf der Schwelle. Sie durfte nicht vergessen, daß sie sich in einem Haus der Illusionen befand. Hier konnte alles, und schien es noch so real, sich als Einbildung ihrer irregeführten Sinne herausstellen. Sie rief sich die Ratschläge ins Gedächtnis zurück, die Hedrock ihr gegeben hatte, und als sie das Zimmer nur aus dem Augenwinkel heraus musterte, verschwammen plötzlich seine Umrisse auf eine merkwürdige Art.
    Lucy lächelte verstohlen, in sich hinein und lief quer durch das Zimmer auf die gegenüberliegende Wand zu und durch sie. hindurch – obwohl sie solide genug aussah. Sie fand sich in einer riesigen Halle wieder, deren Wände ebenfalls mit. Spiegeln verkleidet waren. Eine Angestellte des

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