TS 35: Die Waffenhändler von Isher
gründlich durchsuchte sie den Raum. Sie schaltete die automatische Kartei ein und suchte unter dem Schlüsselwort Illusion. Der Schirm blieb dunkel. Dann probierte sie es mit Haus, wieder keine Reaktion.
Irgendwo mußten sich doch die Adressen der Häuser oder des Hauses befinden, mit denen er in Geschäftsverbindung stand. Wütend durchblätterte sie das Heft mit Visiphon-Nummern, das sie auf dem Schreibtisch fand. Auch hier kein Ergebnis. War es möglich, daß dieser Martin – sie hatte seinen Namen auf verschiedenen Schriftstücken gefunden – nur mit ein oder zwei Häusern zusammenarbeitete und deren Nummern im Kopf hatte?
Sie hatte nicht die Absicht zu gehen, bevor sie nicht alle Möglichkeiten erschöpft hatte. Noch einmal durchwühlte sie den Inhalt des Schreibtisches, ohne allerdings etwas zu finden. Schließlich nahm sie in einem bequemen Sessel Platz und wartete. Nicht lange. Ihr Finger juckte, als der Ringalarm zu summen begann.
Die Tür ging auf, und der untersetzte Mann mit dem öligen Lächeln trat ins Zimmer. Sie hatte sich so gesetzt, daß er schon im Zimmer stand, bevor er bemerkte, daß er einen Besucher hatte. Aus meerblauen Augen blinzelte er auf die Waffe in ihrer Hand, dann auf sie.
„Hübsches Mädchen“, sagte er nach einer Weile. Und dann, wieder ein oder zwei Sekunden später: „Was wollen Sie?“
„Meinen Mann.“
Lucy schien das die beste Erklärung für ihr Interesse an Cayle. Es war nur natürlich, daß es irgendwo eine Mrs. Clark geben konnte.
„Ihren Mann?“ wiederholte der Untersetzte verständnislos. Sein Erstaunen schien echt.
Lucy erklärte mit monotoner Stimme: „Er war am Gewinnen. Ich wartete etwas weiter zurück und paßte auf ihn auf. Dann wurde ich von einer Menschenmenge auf die Straße gedrängt. Als ich wieder hineinwollte, waren die Türen zu. Und als wieder geöffnet wurde, war er nicht mehr da. Ich habe zwei und zwei zusammengezählt, und hier bin ich.“
„Oh, den meinen Sie.“ Er lachte abgehackt. „Tut mir leid, meine Dame, ich habe nur eine Transportfirma angerufen, von der ich weiß, daß sie gewisse Verbindungen hat. Was sie mit den Leuten macht, die ich abholen lasse, weiß ich nicht.“
„Was Sie damit sagen wollen, ist, daß Sie zwar nicht die Adresse wissen, wohin man ihn gebracht hat, aber die Art. Richtig?“
Er starrte sie grübelnd an und zuckte dann die Achseln. „Haus der Illusion“, erklärte er.
Die Tatsache, daß sie sich das bereits gedacht hatte, nahm dieser Mitteilung nichts von ihrem Wert. Genauso, wie seine offenbare Ehrlichkeit nicht bedeutete, daß er auch wirklich die Wahrheit sprach. „Dort drüben in der Ecke steht ein Lambeth, wie ich sehe. Bringen Sie ihn her.“
Er tat das, ohne zu zögern. „Sie werden bemerken“, meinte er dabei, „daß ich mich nicht sträube.“
Lucy gab keine Antwort. Sie nahm den Kegel des Lügendetektors und. zielte damit auf den Mann. „Wie heißen Sie?“
„Harj Martin.“
Die Nadel des Anzeigers blieb bewegungslos.
Bevor sie weitersprechen konnte, sagte der Mann: „Ich will Ihnen gern alles sagen, was Sie wissen wollen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ist schließlich nicht meine Angelegenheit, was Sie dann mit Ihrem Wissen machen. Wenn Sie das Haus ausfindig machen können, in dem Ihr Mann sich befindet, nur zu. Aber ich warne Sie. Diese Häuser haben ihre eigenen Methoden, ihre Männer loszuwerden, wenn die Polizei plötzlich auftaucht.“
Er sprach viel zu hastig und zu nervös. Lucy musterte ihn mißtrauisch. „Falls Sie irgend etwas im Schilde führen“, sagte sie, „lassen Sie sich warnen. Ich schieße.“
„Das ist eine Pistole, die Sie von den Waffenhändlern haben“, entgegnete Martin.
„Sehr richtig. Sie wird erst losgehen, wenn Sie mich angreifen sollten.“
Ganz traf diese Bemerkung nicht zu. Mitglieder der Gilde waren mit Spezialwaffen ausgerüstet, auf die die Einschränkungen, denen der Gebrauch gewöhnlicher Modelle unterlag, nicht zutrafen.
Martin seufzte. „Na schön. Der Name der Firma ist Lowery.“
Die Nadel des Detektors zeigte an, daß die Angabe der Wahrheit entsprach. Lucy stand auf und ging auf die Tür zu. „Sie kommen sehr leichten Kaufs davon. Ich hoffe, Sie wissen das zu würdigen.“
Der Mann nickte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Lucy machte die Tür auf, schlüpfte hindurch und war eine Minute später wohlbehalten auf der Straße.
Anton Lowery war ein blonder Riese, der Lucy schlaftrunken anstarrte. Er
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