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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
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schon wieder zum Jupiter gestartet waren. Er dachte an Bob und Clara. Und besonders an Joey, der so oft sein eigener Sohn gewesen war.
    Nord fühlte seine Haut schrumpfen, als würde er im diesen Minuten zum Greis. Er dachte an weit mehr, als nur an die Harwells. An seine Frau, die ihn verlassen hatte. An sein leeres Haus. Es hatte keinen Sinn, zurückzukehren.
    Unwillkürlich fiel sein Blick auf das kleine Schiff. Was konnte er damit anfangen? Er starrte es mißtrauisch an, als wäre seine Realität noch nicht bewiesen. Er nahm einen Stein auf und schleuderte ihn hinüber. Der Stein traf und erzeugte einen hohlen Klang. Sie warteten eine Minute. Doch es erschien niemand an der geöffneten Luftschleuse.
    „Carpenter“, sagte Nord. „Sie halben behauptet, daß Gefahren und die nackte Wirklichkeit uns töten oder besser machen. Wir werden dieses Fegefeuer jetzt für uns in Anspruch nehmen. Ich werde nach der City hinüberfliegen. Und Sie kommen mit, nicht wahr?“
    Er sah deutlich, wie der Junge gegen seine Angst kämpfte.
    „Ja, natürlich, ich komme mit, Nord.“
    Anson Nord ging voran. Den beiden noch immer bewußtlosen Wächtern nahm er die Pistolen ab und gab eine davon Carpenter. Dann schwang er sich in die Luftschleuse hinauf.

 
8. Kapitel
     
    Sie hatten schnell herausgefunden, daß niemand an Bord war. Dann machten sie eine kurze Inspektion im Maschinenraum, im Laderaum, in den Quartieren und in der Brennstoffkammer. Noch nie hatte Nord ein Raumschiff von innen gesehen, und doch kam ihm alles vertraut vor. Dieses Schiff war imstande, zwischen den Planeten zu kreuzen. Er wußte es aus dem Sensipsych. Im Traum hatte er solche Maschinen geflogen. Im Traum war er Bob Harwell gewesen.
    Im Pilotenraum fanden sie physikalische Handbücher und eine Bedienungsanleitung für das Raumschiff. Sie fanden sogar Bomben. Ihr improvisiertes Aussehen ließ darauf schließen, daß man sie in Heimarbeit hergestellt haben mochte, doch es bestand kein Zweifel daran, daß sie ebenso funktionieren würden wie das Ding, das sie soeben über der City hatten explodieren sehen.
    Carpenter zeigte auf den Namen, der in roter Schrift auf dem Deckel eines der Bücher stand. Mathais! Nord zuckte nur die Achseln. „Kommen Sie, Ellwynn!“ Er zwängte sich in den Pilotensitz.
    „Verraten Sie mir bloß, wie Sie das Ding fliegen wollen!“ sagte Carpenter unsicher. Nord konnte es selbst nicht erklären.
    Seine Hände zitterten. Doch er erinnerte sich an die vielen hundert Male, die er im Traum die Kontrollknöpfe bedient hatte. Im Sensipsych hatte er die Bedienung immer schnell und absolut sicher durchführen können. Und jetzt leitete ihn die Hoffnung, daß jene imaginären Handgriffe der Vergangenheit in seinem Gehirn haften geblieben waren.
    „Vergessen Sie nicht, daß ich im Sensipsych dieses Manöver bis zur Bewußtlosigkeit geübt habe, Carpenter“, brummte er, um sich selbst Mut zu machen. Doch sobald das erste Summen erklang und der mächtige Andruck kam, glaubte er, daß sich sein Magen umdrehte. Heute war das alles reale Wirklichkeit. Wenn es schiefging, würden sie sterben. Er und der Jüngling neben ihm. Sekundenlang kämpfte er mit dem Wunsch, umzukehren. Wie ein ungezogenes, hilfloses Kind, das zu hoch in einen Baum geklettert war.
    Carpenters Gesicht war bleich wie Mehl. Seine Lippen zuckten nervös. Dann war es zu spät, den Entschluß rückgängig zu machen. Auf seinen gestutzten Flügeln schwang sich das Schiff hinauf in den ersten Sonnenstrahl. Brüllend wie ein Geschoß jagte es in die Höhe und kippte dann in den Tangentialflug ab. Die Hundert-Meilen-Strecke war die Sache von ein paar Minuten.
    Bis gestern noch war die City ein Schmuckstück mit netten weißen Häusern und einer grün rankenden Vegetation gewesen. Jetzt wurde sie in ihrer ganzen Weite von einem rötlichen Staubschleier eingehüllt. Der sich verzehrende Nebel schimmerte im Licht von Flammen.
    Nord hatte den Wunsch, vor diesem Anblick die Augen zu schließen. Er machte ihn krank. Aber gleichzeitig wünschte er etwas anderes, nämlich inmitten dieser verbrannten Gärten zu landen, deren schreckliche Einzelheiten ihm durch die Entfernung noch verborgen blieben.
    Er brachte das Schiff neben dem Ajax-Turm zu Boden. Oder vielmehr neben der schwarzen Säule, die einmal der Ajax-Turm gewesen war. Mit einem Drittel seiner ursprünglichen Größe sah er jetzt überflüssig wie der Stumpf eines abgebrochenen Zahnes aus. Seine Materie war zur Hälfte verformt

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