Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
Vom Netzwerk:
recht geben. Aber das darf nicht dazu führen, daß wir die Verherrlichung des Hasses predigen. Ich finde, wir sollten versuchen, uns ein objektives Bild von den Vorgängen in der Welt zu machen. Wir sollten uns bemühen, nützlich zu handeln, anstatt unsere Zeit mit leerem Geschwätz zu vergeuden.“
    „Eben“, sagte Carpenter schnell. „Was heute bei uns und überall in den Städten geschieht, ist der Beweis dafür, daß es noch Menschen gibt, die das Geschwätz verabscheuen. Keiner der Mathais-Anhänger hat die Hoffnung, materiellen Gewinn aus dieser Revolution zu ziehen. Sie sind letzten Endes hoffnungslose Außenseiter, die so etwas nur aus Überzeugung tun. Und Schaeffer? Ist er nicht der wirkliche Diktator, der mit seiner Geheimwaffe, dem Sensipsych, die Menschheit für dumm verkauft? Hat er jemals eine soziologische Arbeit über Sinn und Wert des Sensipsych veröffentlicht? Hat er überhaupt schon einmal gesagt, was er sich bei der Sache denke? Nein! – Ihre Sympathie kann also nur gefühlsmäßig bedingt sein. Und bei Ihren Taten können Sie nur hoffen, daß sie gut sind. Oder können Sie mir verraten, wie man hier mit dem eigenen Verstand weiterkommt?“
    „Ich will Ihnen erklären, wozu der eigene Verstand da ist“, sagte Nord bedeutungsvoll. „Wir stehen hier seit ein paar Minuten neben einem Raumschiff, das unter Umständen eine Besatzung an Bord hat. Nehmen wir an, es stimmt, was ich sage, dann werden wir jetzt beobachtet. Wenn wir nicht sofort in Deckung gehen, kann das unser Ende bedeuten.“
    In grotesker Eile sprangen sie hinter einen Felsen. Carpenter fuhr mit der Zunge über seine ausgetrockneten Lippen. Nord sah hinab auf die Vorstadt. Das weite, parkähnliche Gebiet mit den vielen Bäumen und den hellen Häusern dazwischen wirkte ausgesprochen friedlich. Daran änderte auch der leichte Rauch nichts, der hier und da aufstieg und sich zu dunklen Wölkchen kringelte.
    Erst als es heller wurde, ließen sich hier und da Spuren der Zerstörung erkennen. Nord stellte sich die Frage, ob diese Nacht nicht vielleicht nur ein Vorgeschmack auf das war, was man ihnen zugedacht hatte.
    An blitzenden Schraubenblättern hängend, senkte sich ein Helikopter der Erde zu. Vielleicht brachte er Verstärkung für die Robot-Polizei. Die Rebellen mußten in diesem Abschnitt offenbar vernichtet sein.
    Der orangefarbige Horizont veranlaßt Nord, einen Blick auf die City zu werfen, wo im Osten die Sonne aufging. Soweit war es ein normaler Anblick. Ein Bild – so alt wie die Erde selbst.
    Doch dann schien es, als ob die Sonne auseinanderplatzte. In wenigen Sekunden wurde sie größer und heller, als die irdische Sonne jemals war. Sie dehnte sich aus zu einer grauenerregenden Feuerblase.
    In der Höhe formte sich eine Wolke. Weiß im Zentrum, lohfarben weiter nach außen und schwarz am Rand. Dann kam die Druckwelle.
    Anson Nord sah wenig davon. Sein Herz wollte zum Halse hinaus, als er Carpenter zu Boden riß. Mit einer unvermeidlichen Reaktion schlossen sie die Augen und hielten sich die Arme vors Gesicht.
    Der Junge schrie so laut, wie es seine Lungen erlaubten. Dieses Schreien dauerte minutenlang und erstickte erst, als der Donner der Explosion über sie hinwegpeitschte. Carpenter sah jetzt aus wie ein Stummfilmheld. Er bewegte noch immer die Lippen, doch der Klang ging in der Brandung des Höllenlärms unter. Als alles vorüber war, lag er noch lange da wie ein Toter. Dann begann er zu weinen.
    „Da haben Sie es, Nord!“ schluchzte er. „Sie werden nie im Leben vergessen, wie ich mich jetzt benommen habe. Ich bin das lebende Beispiel für das, was aus der Zivilisation geworden ist. Darauf kann es nur eine Antwort geben. Treibt den Feiglingen die Feigheit mit Schrecken aus! Laßt sie überleben, wenn sie können. Wenn nicht, laßt sie sterben. – Ich schätze, man hat die City bombardiert. Das wäre dann hundert Meilen entfernt.“
    Des Jungen erschreckende Offenheit gab Nord einen bitteren Geschmack auf die Zunge. „Allerdings – die City“, sagte er. „In erster Linie der Ajax-Turm, wo die Sensipsychs gemacht werden, die Apparate und die Träume. Der Turm war ihnen ein Dorn im Auge …“
    Nords Gedanken und Gefühle bewegten sich in jeder nur erdenklichen Richtung. Die vielen Harwell-Abenteuer, die er hatte miterleben dürfen, hatten diese Familie zu seinen besten Freunden gemacht. Nach den letzten Verlautbarungen mußten sie auf der Erde sein. Vielleicht sogar im Ajax-Turm, wenn sie nicht inzwischen

Weitere Kostenlose Bücher