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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
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anderen.
    Das Ding sprang und hüpfte herum, und sie sahen, daß einige Tentakel dabei wie gelähmt herunterhingen. Dann kam es zu Nord zurück und ließ sich auf seiner Brust nieder. Er konnte sich nicht wehren, weil alle Glieder gelähmt waren. Er konnte nur machtlos zusehen, wie das kleine Monster in hektischer Rastlosigkeit unverständliche Bewegungen über ihm ausführte.
    Tentakel drangen plötzlich durch sein offenes Helmglas und umfaßten seinen Nacken, bohrten sich in seine Haut und schienen die Rückgratnerven zu suchen. Er spürte einen unerträglichen kurzen Schmerz, dann war er vollständig gelähmt.
    Dasselbe geschah mit Carpenter und Burris. Alle drei lagen bewegungsunfähig und hilflos da. Nach dieser Arbeit schien sich das Ding ein wenig auszuruhen. Langsam kroch es von einem zum anderen und blieb bei jedem einen Moment hocken. Und diesen Inspektionsgang wiederholte es mehr als ein dutzendmal.
     
    Nord fühlte sich wie in einem Traum und wußte, daß es den anderen genauso erging. Eindrücke und Bilder erschienen vor seinem geistigen Auge wie im Halbschlaf. Sie waren so neu und fremd und nie geahnt, daß das Gehirn keine festen Begriffe dafür prägen konnte. Alles endete in einer Frage.
    Wer bist du? Woher kommst du? Wie gefährlich bist du?
    Nein! Es waren auch keine direkten Fragen. Es waren Gedanken, Impulse. Sie stammten nicht aus seinem eigenen Gehirn. Die Fragen schien vielmehr das Ding zu stellen, das offenbar auch eine Neugier besaß. Oder noch richtiger: die Neugierde beider Wesen verschwamm ineinander. Ober die Nervenstränge im Rückenmark des Menschen war eine Verbindung hergestellt zwischen dem Gehirn des Fremdlings und dem Gehirn Nords.
    Visionäre Bilder tauchten wieder vor ihm auf und gewannen an Intensität. Nord wußte plötzlich, daß es keine Phantasien aus einem Alptraum waren. Es war die nüchterne Wirklichkeit, die Wahrheit über die Geschichte dieser Welt.
    Hochaufragende Türme, duftende Gärten, Wesen menschenähnlicher Gestalt. Sie wandelten in den Gärten, sie lebten der Musik, der Dichtung und der Schönheit. – Das alles war lange her. Doch für Nord hatte es die Kraft der Gegenwart. Für Nord war es das Paradies, die Vollendung.
    Dann wechselte die Vision in einen wesentlich späteren Zeitabschnitt. Irdische Raumschiffe tauchten auf. Als das mechanische Wesen noch unter dem Schutt und Eis begraben lag, mußte es noch fähig gewesen sein, solche Beobachtungen anzustellen, obgleich es sich nicht hatte rühren können. Gewiß besaß es eine radarähnliche Anlage.
    Die Raumschiffe gehörten zweifellos zu den ersten Forschergruppen, die, von der Erde kommend, auf Ganymed gelandet waren. An der Beschriftung ließ sich das mit Sicherheit feststellen.
    Dann sah Nord die Harwells. Bob, Clara und Joey in ihren Raumanzügen. Er konnte sogar Bruchstücke ihrer Unterhaltung hören, und es drohte ihn zu überwältigen.
    Dann wieder vernahm er das schwere Atmen Carpenters neben sich. Und kurz darauf, einige Augenblicke nach diesen Visionen, die so verblüffend den Sensipsych-Träumen glichen, hörte er, wie Burris zu phantasieren begann. Es war das Gerede eines Schwächlings, eines furchterfüllten Menschen, der die anderen, nur nicht sich selbst für sein Unglück verantwortlich macht.
    „Ihr verdammten Narren!“ schrie er. „Wenn ihr unbedingt hierher wolltet, um diesen verrückten Harwell zu suchen, warum mußtet ihr mich dann auch mitnehmen? Ich möchte euch dafür beide in die Hölle schicken. Aber Harwell hätte das am meisten verdient. Er und seine ganze Brut! Alles war in bester Ordnung, bis er anfing zu reden – bis er mich beleidigte! Bis …“
    Burris’ Geschrei endete in einen wilden Schluchzen. Nord versuchte, zu ihm hinüberzukriechen, um ihn zur Ruhe zu bringen. Aber seine Muskeln waren noch völlig gelähmt. Er konnte nur atmen und hatte seine Stimme unter Kontrolle.
    „Halt dein Maul, du Waschweib!“ murmelte er. Aber die seltsamste Reaktion nach Burris’ Gefühlsausbruch zeigte das Wesen. Es hüpfte langsam zu ihm hin und steckte wieder seine Tentakel durch sein offenes Helmglas. Burris reagierte mit schrillen Angstschreien. Aber bald beruhigte er sich wieder. Seine Schreie endeten in schläfrigem Stöhnen und fortgesetztem Murmeln. Dann verkündete ein Schnarchen, daß er eingeschlafen war. Das alles befremdete Nord.
    Es erinnerte ihn an ein Kind, das von seiner Mutter beruhigt und schließlich in den Schlaf gewiegt wird. Als das mechanische Wesen mit

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