TS 39: Bürger der Galaxis
andererseits war es viel zuwenig, da es kaum die Kosten einer einfachen Karte zum Abflug von der Erde decken würde.
Alle Reiseagenturen hatten natürlich ihre Geschäfte geschlossen. Sämtliche öffentliche Verkehrsmittel und sein eigener Hubschrauber, in dem er hierhergekommen war, standen natürlich in einer öffentlichen Garage, die erst am Morgen nach Karneval wieder geöffnet werden würde. Vielleicht konnte er hier im Hotel noch eine größere Summe Bargeld erhalten, so daß er morgen versuchen konnte, durch Verdoppelung des angebotenen Preises ein besseres Resultat zu erzielen.
Mit dieser Aussicht schickte er die Dienstroboter auf die Suche nach Dordy. Dieser mußte bereits unterwegs gewesen sein, denn sobald die Roboter weggegangen waren, klopfte er an die Tür.
„Keine nennenswerten Erfolge, nehme ich an?“ sagte Dordy in fragendem Tonfall. „Für alle Fälle habe ich Ihr Gepäck noch nicht nach unten bringen lassen.“
Horn nickte. „Niemand schert sich jetzt auch nur im geringsten um etwas anderes als dieses verrückte Karnevalstreiben! Man könnte glauben, die ganze Welt sei zum Stillstand gekommen!“ Die Bedeutung seiner letzten Bemerkung kam ihm erst zum Bewußtsein, als er sie ausgesprochen hatte, und er stützte den Kopf in die Hand und versank in Nachdenken. „Aber das kann doch nicht sein, nicht wahr? Es muß doch immer irgendwelche Stellen geben, die auch während der Karnevalszeit arbeiten – Kraftzentralen, Wasserversorgung, Heizwerke und selbst die Bedienung der Kugeltaxis und Trinkfontänen etc. Außerdem gibt es ja auch die Polizei. Irgend jemand muß doch alles in Bewegung halten. Wer?“
„Wer glauben Sie wohl?“ sagte Dordy mit einer Spur von Müdigkeit in seiner Stimme. Er streckte eine blauhäutige Hand vor und ballte sie zur Faust, so daß der Daumen auf seine Brust gerichtet war.
„Ich bitte um Entschuldigung“, sagte Horn nach einer Weile. „Ichhätte mehr Vernunft haben sollen, um nicht eine derartig lächerliche Frage zu stellen.“
„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Dafür sind wir ja schließlich da. Roboter sind zwar auf ihre Weise zuverlässig, aber wenn es um komplizierte Dinge und wechselnde Situationen geht, dann müssen wir die Arbeit tun.“
Horn setzte sich und wies mit einladender Geste auf einen Stuhl. „Zigarette?“ fragte er und hielt dem anderen eine Packung hin. Dordy wehrte ab. „Verboten“, sagte er. „Es ist sogar so, daß wir dagegen immunisiert worden sind, ebenso wie gegen alkoholische Getränke.“
Horn nickte. „Glauben Sie, daß es vielleicht möglich ist, einen Ihrer Leute dazu zu bewegen, mich nach Hause zu bringen oder mir einen Hubschrauber, beziehungsweise etwas Ähnliches zu beschaffen? Ich würde ihn gut bezahlen.“
„Das ist kaum eine Frage der Bezahlung. Wir dürfen in der Öffentlichkeit kein Geld ausgeben, so daß irgendwelche Werte für uns ohne Bedeutung sind. Nein, Geld spielt keine Rolle.“
„Ich … ich weiß nicht, was ich sonst anbieten könnte“, sagte Horn ratlos. Etwas aus einer Geschichtsstunde kam ihm wieder in den Sinn, und er schlug vor: „Wie wäre es … Wie nennt man das doch gleich wieder? Ach ja, Freilassung! Ich meine, daß ich für den Loskauf sorgen würde. Meine Familie ist ziemlich reich. Ich könnte schon dafür sorgen, wenn das überhaupt möglich ist oder ist das eine sehr naive Frage?“
„Genau das“, sagte Dordy. „Einer der meinigen kann nur im Tod die Freiheit wiederfinden. Was glauben Sie wohl, was ich tun würde, wenn jemand zu mir käme und zu mir sagte: ,Dordy, Sie können Ihre Arbeit aufgeben und brauchen nie mehr etwas zu tun?’ Ich würde ihm höflich danken und das Angebot ablehnen. Was sollte ich auch tun, wenn ich nicht meine Arbeit hätte? Sollte ich mich vielleicht in irgendeiner Androidenbaracke zur Ruhe setzen und für den Rest meines Lebens klassische Literatur lesen?“ Seine Stimme klang gelangweilt, als handle es sich nur um eine akademische Angelegenheit.
„Sagen Sie, Mr. Horn, was wollen Sie eigentlich unternehmen?“
„Nun … Nun, ich weiß es eigentlich noch gar nicht genau“, erwiderte Horn ehrlich. „Vielleicht könnte ich herausfinden, wer Lars Talibrand und Ihren Etagenoberkellner getötet hat und den Mörder dann der Gerechtigkeit zuführen. Das klingt zwar so, als käme es aus einem altmodischen Roman; ich werde es aber dennoch versuchen, selbst wenn es ein lächerliches Vorhaben ist. Ich möchte weg von hier und herausfinden, was
Weitere Kostenlose Bücher