TS 39: Bürger der Galaxis
irrsinnige Erregung in Dizes Augen getreten war. „Was ist denn nur los?“
In Dizes Haltung lag eine Art Anklage. Er riß die Brieftasche aus Derrys Hand und hielt sie von sich gestreckt.
„Was zum Teufel tun Sie mit diesem Ding da?“ sagte er mit frostiger Stimme. „Sie haben nie etwas getan, was Ihnen dies hätte einbringen können, Sie elender, erdgeborener Betrüger.“
10. Kapitel
Horn stieß ein nervöses Lachen aus. „Weshalb sehen Sie sich das Büchlein nicht näher an?“ schlug er vor. „Es gehört nicht mir, und ich versuche auch gar nicht, das vorzugeben.“
Mißmutig, als wolle er den Blick nicht von Horns Gesicht nehmen, sah Dize auf das kleine Buch und bemerkte die graue Farbe des toten Plastibildes. „Woher haben Sie es überhaupt?“ fragte er.
„Es gehörte einem Mann, der im gleichen Hotel getötet wurde, in dem ich kürzlich wohnte. Er hatte es dem Androiden gegeben, der den Geschäftsführer des Hotels vertrat. Ich fand den Toten. Später gab der Androide mir das Büchlein. Ich – nun, es ist nicht ganz richtig, was ich Ihnen darüber erzählt habe, wie mein Entschluß, die Erde zu verlassen, zustande kam oder vielmehr es war schon richtig, aber es war nicht die ganze Geschichte. Ich habe mich entschlossen, Lars Talibrands Spur zu verfolgen, bis ich den Grund dafür finde, weshalb er ermordet wurde.“
Leichte Anerkennung begann das Mißtrauen in Dizes Augen zu mildern. „Weshalb wurde das Büchlein denn ausgerechnet Ihnen gegeben?“ wollte er wissen.
Horn spreizte die Hände. „Gleichzeitig wurde ein Androide getötet, wahrscheinlich durch den gleichen Mörder. Der Sekretär des Hotelmanagers ist ein Androide, wie ich schon sagte. Ich nehme an, daß ich einen guten Eindruck auf ihn gemacht hatte. Offensichtlich konnte er selbst die Reise nicht unternehmen. Deshalb hatte er in mir die Idee der Reise geweckt. Und da bin ich nun.“
Dize stieß ein bitteres Lachen aus. „Mann, ich glaube nicht, daß ich Sie je wieder bei uns an Bord sehen werde. Sie werden kaum so lange leben! Sie haben Ihre Nase zu tief in gefährliche Dinge gesteckt.“ Er blätterte die Seiten des Buches beinahe mit Ehrfurcht um. „Die Leute kommen in der Gegend herum, nicht wahr?“ setzte er hinzu, als er Seite um Seite mit Ein- und Ausreisestempeln ansah.
Horn lehnte sich gegen das Waschbecken. „Sagen Sie mal, Dize, wissen Sie viel über diese Dokumente? Ich habe nie zuvor ein solches gesehen.“
„Ich ebenfalls nicht, jedenfalls kein echtes. Man sieht natürlich Bilder davon, so daß man sie sofort erkennt.“ Er schloß das Buch und schob es in die Umhüllung zurück.
„Nun, wer sind denn diese Bürger der Galaxis eigentlich? Was tun sie?“
„Mehr als wir anderen alle zusammen“, sagte Dize knapp und legte die Brieftasche in Horns Hand zurück.
„Ich weiß gar nichts davon“, erklärte Horn. „Man hat mir erzählt, daß sie von der Erde nicht anerkannt werden.“
„Die Einfaltspinsel auf der Erde würden noch nicht einmal anerkennen, wenn die Sonne aus ihrer Bahn ausbrechen würde“, höhnte Dize. „Nun, gut. Ich will es Ihnen offen sagen, obwohl es beinahe lächerlich klingt. Hier draußen lernen wir dies alles bereits in den ersten Klassen der Volksschule.
Im Augenblick gibt es drei Bürger der Galaxis – nein, Verzeihung, nur zwei, wenn Lars Talibrand tot ist. Das war sein Name, nicht wahr? Lars Talibrand! Wir wußten, daß ein weiterer Bürger vor einigen Jahren bestätigt worden war, aber wir haben nicht erfahren, wer es war, denn man sagte, sobald sein Name und sein Bild bekannt würden, so bedeute das, daß er, wohin er auch ginge, erkannt und dadurch in seiner Arbeit behindert würde. Die beiden anderen sind ziemlich alt. Der eine lebt auf Vernier, der andere auf Arthworld.
Gayk auf Vernier war Arzt. Er hat sich selbst mit einem halben Dutzend Krankheiten infiziert, von denen jedermann glaubte, daß man sie nicht heilen könne. Er hat sie geheilt. Er hatte irgendein Präparat, das er in seinem eigenen Laboratorium synthetisch herstellte und von dem er behauptete, daß er damit all diese Krankheiten behandeln könne, und zwar alle gleichzeitig, wenn es sein mußte. Gayk weigerte sich, es an Freiwilligen auszuprobieren aus Sorge, daß es eventuell doch nicht gelingen würde.“
„Und es war also wirksam?“
„Ja. Aber er wußte es erst, nachdem er es selbst versucht hatte.“
„Er scheint ein tapferer Mann zu sein“, sagte Horn, „und wie steht es mit
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