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TS 41: Schach dem Unbekannten

TS 41: Schach dem Unbekannten

Titel: TS 41: Schach dem Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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gefiel ihm das Mädchen immer besser, wenn sie auch nicht dem Schönheitsideal der irdischen Aristokratie entsprach. Sie war eben von natürlicher Schönheit, die ihm fast unbekannt geworden war. Das lustige Gesicht war ihr eigenes, nicht das eines Biokünstlers. Ihre Figur, nicht eben schlank, sondern etwas mollig, erweckte Erinnerungen an vergangene Zeiten in ihm. Er fluchte leise vor sich hin und widmete sich erneut seiner Arbeit.
    Langsam formten die Sterne neue Konstellationen. Aldebaran wurde zum hellsten Objekt und flammte rot wie ein zorniges Auge. Bläulich kam Vixens Sonne, der Stern Cerulia, in Sicht. Flandry zeigte auf den Bildschirm.
    „Noch zwei Tage, Cat. Ich denke, wir feiern heute abend ein wenig. Es kann für lange Zeit die letzte Gelegenheit sein.“
    „Sehr wohl, Sir“, nickte Chives. „Ich dachte es mir und habe einige Vorbereitungen getroffen. Wie wäre es mit frischem Hummer …“
    „Ausgezeichnet. Und welcher Wein?“
    „Liebfraumilch 2051, würde ich empfehlen.“
    „Ein guter, alter Jahrgang. Ja“, wandte sich Flandry an Cat, „es geht nichts über den Geschmack von Chives. Ich könnte das nicht so gut bestimmen.“
    Sie lächelte, aber in ihren Augen stand eine heimliche Sorge.
    Flandry kümmerte sich nicht darum, sondern zog sich in seine Kabine zurück, um Chives die Sorge für das Ankleiden zu überlassen. Darauf legten sie beide den größten Wert. Chives machte sich bestimmt heute schon Sorgen, was er zu seiner eigenen Beerdigung anziehen würde – falls er je beerdigt werden sollte.
    Fertig angekleidet begab sich Flandry in den Salon. Dort stand alles bereit, und er wartete mit großer Ungeduld auf Cat.
    Fast erschrak er, als hinter ihm ihre leichten Schritte hörbar wurden. Er drehte sich um – und hätte fast das Glas fallen lassen, das er in der Hand hielt.
    Cat trug ein schwarzes Abendkleid der neuesten Mode. Auf dem Haar saß eine feine Perlenkrone, und Ringe aus Marssilber zierten die schmalen Handgelenke.
    „Beim Feuer des Aldebaran!“ stieß er hervor. „Sie sollten nicht ohne Warnung so vor mich treten – wie soll ein Mann das ohne schwere seelische Schäden verdauen?“
    Sie lachte, und es klang wie ein Silberglöckchen.
    „Chives ist großartig“, erklärte sie. „Er hat mir das alles besorgt. Er hat sogar das Kleid genäht, als ob er den heutigen Abend geahnt hätte.“
    Flandry schüttelte den Kopf.
    „Er ist ein Gauner, wenn man es richtig sieht. Wenn ich ihn einmal davonjage, wird er ein Geschäft eröffnen können. Er wird die Damen so kleiden, daß sie arme Offiziere wie mich jederzeit verführen können. In zehn Jahren gehört ihm die Galaxis.“
    Cat wurde rot und wechselte das Thema.
    „Er hat ein schönes Musikband aufgelegt – antik, wenn ich nicht irre.“
    „Dafür habe ich nicht viel übrig“, gab Flandry unumwunden zu. „Mein Spezialgebiet sind die Drinks, wenn ich ehrlich sein soll. Jetzt sollten wir uns zum Beispiel einen trockenen Wermut genehmigen.“
    „Ich – eigentlich habe ich nie Alkoholisches getrunken.“
    „Dann wird es höchste Zeit, Cat.“
    Er gab ihr das gefüllte Glas und stieß mit ihr an. Auf dem Bildschirm war Cerulia inzwischen weiter angeschwollen. Cat sah kurz hin, wandte sich dann aber schnell wieder ab. Vielleicht lebte sie in wenigen Stunden schon nicht mehr.
    Sie trank.
    „Nicht schlecht“, gab sie zu, als sie das Glas geleert hatte.
    Sie setzten sich.
    „Wenn Sie auch bisher nie getrunken haben, möchte ich doch behaupten, daß Sie mehr vom Leben hatten als ich“, sagte er.
    „Wie meinen Sie das?“ wollte sie wissen und ließ sich das zweite Glas vollschenken.
    „Hm – schwer zu sagen. Fangen wir so an: ich kenne die Grenzplaneten am Rande der uns gehörenden Galaxis und gebe mich keiner romantischen Illusion hin. Ich weiß, wie schwer das Leben dort ist, und wie entbehrungsreich. Ich aber liebe es mehr, morgens faul im Bett zu liegen und mir den Kakao bringen zu lassen. Das ist zwar sehr bequem, aber nicht gesund. Ihr seid stärker und kräftiger als wir, die wir kurz vor dem Aussterben stehen. Dann, wenn das Empire der Erde einst eine Legende geworden ist, wird das Volk von Vixen immer noch existieren.“
    Er machte eine kurze Pause, dann setzte er hinzu:
    „Darum beneide ich Sie, Cat, Sie und Ihr Volk. Aber ich hätte das vielleicht nicht sagen dürfen, denn schließlich gehöre ich dem Geheimdienst an und muß die Moral meiner Rasse stärken, wo immer sich dazu eine Gelegenheit

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