TS 42: Die Sonnen-Ingenieure
Fehler. Überschätzen Sie nicht unsere Lebensdauer?“
„Sie hat nichts damit zu tun. Aber wenn es geschieht, werden Sie nichts bemerken, denn Sie leben unter Ihren Freunden und Bekannten. Wenn ich jedoch mitkäme, würde ich niemand mehr vorfinden. Alle wären tot und vergessen.“
„Wieso?“ fragte Barbara nüchtern.
„Auch wir machen noch Fortschritte. Was würde geschehen, wenn Sie einen Menschen nähmen, der vor tausend Jahren lebte, und setzten ihn mitten in einer großen Stadt ab?“
„Er würde verrückt, nehme ich an.“
„Vielleicht würde ich das nicht, wenn ich tausend Jahre überspränge, aber ich wäre hilflos und verloren. Ihr aber habt nichts zu verlieren. Es ist schnell und schmerzlos und …“
„Schnell? Tausend Jahre und schnell?“
„Sehr schnell! Wir legen ein Barytrine-Feld um die Erde und überführen sie in ein System, ähnlich diesem. Dieses Barytrine-Feld ist eine Art solidifizierter Zeit. Wir wissen selbst noch zu wenig darüber, als daß ich es Ihnen erklären könnte. Jedenfalls wird es Ihnen so vorkommen, als verändere sich von einem Augenblick zum anderen der Himmel – und schon kreisen Sie um eine sichere, stabile Sonne.“
„Und wir haben einfach tausend Jahre übersprungen?“
„Sie werden es nicht bemerken.“
„Nicht?“
„Nein!“ versicherte Scyth. „Sie bemerken es nicht. Und für unsere Wissenschaftler bedeuten Sie eine große Hilfe. Wir haben etwa ein halbes Dutzend Planeten augenblicklich in einem Barytrine-Feld. Ohne Zweifel haben auch die anderen Gesellschaften welche unter Kontrolle. Und alle helfen bei der Erforschung dieses Feldes.“
„Helfen?“
„Wie ich schon betonte, wissen wir nicht viel über das Barytrine-Feld. Es hält die Zeit an. Nicht vollständig, aber doch beinahe. Wir bringen also am Rand des Feldes unsere Meßinstrumente an und beobachten, was innerhalb desselben vor sich geht. Ich kann Ihnen eins verraten: wenn Sie einen Stein aus einem Meter Höhe fallen lassen, und zwar genau in dem Augenblick, da wir das Feld einschalten, so wird er genau dann den Boden wieder berühren, wenn wir es ausschalten. Dann sind außerhalb des Feldes tausend Jahre vergangen.“
„Und dann werdet ihr endlich wissen, was es mit diesem Zeitfeld auf sich hat?“
„Wir hoffen es.“
„Nein!“ Dusty schrie es fast und hätte bald das zweite Glas zerbrochen. Der Inhalt schwappte über. „Nein!“
„Warum denn nicht!“
„Aus einem ganz einfachen Grunde nicht! Sie beschweren sich, daß Sie um tausend Jahre zurückfielen, wenn Sie zu uns kämen. Wir aber stehen an der Schwelle des Raumfahrtzeitalters. In hundert Jahren vielleicht bauen wir das erste interstellare Raumschiff, denn wir wissen jetzt, daß es möglich ist. Wir also sind es, die um weitere tausend Jahre zurückgeworfen werden. Das ist nicht fair.“
„Das Leben ist niemals fair“, stimmte Scyth traurig zu. „Aber Sie dürfen versichert sein, daß der Kontakt mit unserer Zivilisation Sie für Ihren Verlust entschädigen wird.“
„Sehr freundlich. Und – warum seid ihr so freundlich?“
„Weil wir niemals einen Vorteil einer primitiveren Rasse gegenüber ausnutzen.“
„Sie halten uns für sehr naiv.“
„Nicht für naiv, sondern unwissend. Sie kennen nicht den Wert der Dinge, die Ihnen unbekannt sind. Wir tauschen keine wertlose Ware gegen wertvolle ein. Sicherlich kennen Sie diese Methode des Handels.“
Dusty kannte sie und nickte wortlos.
„Also werden Sie, Dusty Britton, Kommandant der Raumpatrouille, zu Ihren Vorgesetzten gehen und Ihnen von unserem Gespräch berichten. Man soll sofort beginnen, die Menschheit darauf vorzubereiten, daß in wenigen Wochen einige Änderungen eintreten werden. Wir unsererseits werden Sorge dafür tragen, daß der Planet Erde den bestmöglichsten Platz erhält. Wir werden sorgfältigst Achsenstellung und Umlaufzeiten studieren, so daß später, wenn das Barytrine-Feld aufgehoben wird, die Erde die gleiche Stellung wie zuvor zur neuen Sonne einnehmen wird. Selbst die gleichen Jahreszeiten werden vorhanden sein. Natürlich ist eine Berechnung auf den Millimeter unmöglich. Es wird also so sein, daß Ihre Sonne plötzlich am Himmel einen mehr oder weniger weiten Satz machen wird.
Doch das ist nicht das Hauptproblem! Denken Sie nur an die Nachtseite der Erde, Dusty. So sehr wir uns auch bemühen können, Ihren Planeten ins rechte Sonnenlicht zu setzen, an der Stellung der Sterne läßt sich nichts ändern. In der einen Sekunde wird
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