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TS 43: Der Zauberer von Linn

TS 43: Der Zauberer von Linn

Titel: TS 43: Der Zauberer von Linn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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für sich.
    „Unsere Gegner auf der Erde“, schloß er ab, „sind sich nicht bewußt, was sie anstellen, wenn sie einen Knaben zum Lordführer ernennen, der nur nach dem Gefühl handelt und kein Urteilsvermögen besitzt. Trotzdem bleibt uns keine andere Wahl, als Calaj anzuerkennen. Es liegt bei uns allen, ihn in seinen Entschlüssen in unserem Sinn zu beeinflussen. Damit haben wir eine Macht in den Händen, obwohl wir Herr unserer eigenen Angelegenheiten bleiben. Überlegt euch das einmal in aller Ruhe.“
    Er kehrte zu seinem Landsitz zurück, aber ehe er sein Schlafgemach aufsuchte, entsann er sich des Mädchens, das gefangengenommen worden war. Er gab seinen Adjutanten den Befehl, sie bringen zu lassen.
    Sie betrat den Raum erhobenen Hauptes und ignorierte die Soldaten, die sie halten wollten. Im Schein der Öllampen sah sie älter aus als im ungewissen Licht der Fackeln. Sie mochte doch schon zweiundzwanzig sein. Ihre Schönheit beeindruckte Clane sofort. Aus ihren Augen sprühte unbeugsamer Wille und unverkennbare Intelligenz.
    Sie sprach ihn an.
    „Wenn Sie glauben, Lord Clane, ich sei nur eine ganz gewöhnliche Attentäterin, so irren Sie sich.“
    Clane verbeugte sich ironisch.
    „Ich bin sogar davon überzeugt, daß es keine gewöhnlichen Attentäter gibt.“
    „Ich habe nur auf Sie geschossen, um Ihre Aufmerksamkeit zu erregen.“
    Der Pfeil war kaum eine Handbreit über seinen Kopf hinweggeflogen – für einen geübten Schützen ein erbärmlicher Schuß. Blieb die Frage: wie geübt war sie?
    „Ich bin Mitglied des Bogenschützenvereins“, fuhr sie fort. „Bei den letzten Wettbewerben wurde ich Sieger. Ich hoffe, Sie glauben mir, daß ich Sie hätte töten können, wenn ich das gewollt hätte.“
    „Gab es denn keine andere Möglichkeit, meine Aufmerksamkeit zu erregen?“ fragte Clane sarkastisch.
    „Nicht dann, wenn die Wirkung nachhaltig sein sollte.“
    „Das verstehe ich nicht. Ich fürchte, wir werden eine andere Methode anwenden müssen, wenn wir die Wahrheit erfahren wollen.“ Er machte eine Pause. „Warum wollten Sie meine Aufmerksamkeit auf sich lenken?“
    „Ich möchte Sie heiraten, Lord Clane.“
    Clane, der bisher gestanden hatte, ging zum nächsten Stuhl und setzte sich. Dann schwieg er sehr lange.
    Er betrachtete sie aus engen Augen und bemühte sich, den Aufruhr in seinem Innern zu besänftigen. Wenn er jetzt spräche, würde seine Stimme zittern, wußte er mit sicherem Instinkt. Dieses junge Mädchen gehörte zu einer Kaste von Linn, mit der er niemals Verbindung aufzunehmen gehofft hatte. Ihre Familie war bisher bestrebt gewesen, die Existenz des Mutanten zu ignorieren. Wenn sie ihn also zu heiraten wünschte, verriet sie damit, daß sie durch ihn zu Macht und Einfluß gelangen wollte. Sie durchbrach damit die starke gesellschaftliche Opposition, die sich ihm bisher entgegengestemmt hatte. Aber wie dem auch sei, sie konnte in jedem Fall sehr wertvoll für ihn werden.
    Clane war jetzt nicht in der Lage, eine endgültige Entscheidung zu fällen. Er winkte dem nächsten Offizier.
    „Bringe sie auf eins der Fremdenzimmer. Lady Madelina Corgay ist bis auf weiteres unser Gast. Sorge dafür, daß sie gut bewacht wird.“
    Ohne ihre Entgegnung abzuwarten, begab er sich zu Bett. Er konnte lange nicht einschlafen, aber dann entschloß er sich, morgen den Zentralpalast in Linn aufzusuchen, um dem Monster, das Czinczars Barbaren mitgebracht hatten, einen Besuch abzustatten.
    Er mußte genau wissen, wie der tödlichste Feind der Erde physikalisch beschaffen war.

 
9. Kapitel
     
    Lord Clane erwachte erst am späten Vormittag. In der Ferne hörte er das Singen fröhlicher Menschen und erinnerte sich der Tatsache, daß ja heute der neue Lordführer seinen Einzug in die Hauptstadt hielt.
    Er frühstückte und bestieg dann das kleine Patrouillenboot, das ihn zum Palast bringen sollte. Aber als sie landen wollten, war der Vorplatz so voller Menschen, daß kein freier Raum für das Boot blieb.
    „Lande in einer Seitenstraße“, befahl Clane dem Piloten. „Wir werden den Rest des Weges gehen.“
    Ohne Zwischenfall landeten sie. Mit seiner Begleitung schritt Clane dann durch die Gassen und Straßen von Linn, ohne belästigt zu werden. Erst kurz vor dem Palast gellte plötzlich eine Stimme durch den allgemeinen Trubel:
    „Da geht der verfluchte Priester!“
    Andere Schmährufe ertönten.
    Plötzlich sang niemand mehr. Alle starrten sie auf Clane und seine Wachmannschaft. Der Offizier

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