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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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aber stolperte er und fiel. Zugleich mit dem harten Ruck spürte er erneut einen elektrischen Schlag. Er raffte sich auf und untersuchte das Kabel. Die Isolierung war abgerissen worden. Und plötzlich wußte er, was geschehen war. Die bereits geschwächte Mantelung des Kupferkabels hatte den Stoß seines Hinfallens nicht ausgehalten; der Ring hatte sie einfach abgerissen.
    Und er hatte kein Isolierband mehr.
    Sandstaub hüllte ihn ein. Schwer atmete er. Dann riß er die Maske vom Gesicht und schraubte den Gummischlauch ab, der Filter mit Mundstück verband. Er streifte ihn über das Kabel, nahm die Führungsleine und wickelte sie um die primitive Isolierung. Endlich hielt es.
    Die rechte Hand am Kabel kroch er weiter. Er konnte kaum noch atmen. Seine Lungen keuchten. Es durfte nicht mehr weit sein bis zur Station.
    Niemals hätte er zu sagen vermocht, wie er das Kabel verlor. In der einen Sekunde spürte er es noch zwischen den suchenden Fingern, in der nächsten lag er allein und hilflos mitten in einer unendlichen Wüste, die weder Anfang noch Ende zu haben schien. Zuerst suchte er, aber dann gab er es auf. Er hustete. Blut spritzte in kleinen, schaumigen Flocken gegen seine Hände.
    In einer Vertiefung machte er halt. Mit dem Rücken zum Sturm kauerte er sich nieder. Wie wohl ihm die Ruhe tat. Warum hatte der Mensch eigentlich eine solche Angst vorm Sterben? Es ist doch nichts als ein Einschlafen – wie jeden Abend.
    Immer höher stieg der Sand …

 
2030
     
    Ventor war gestorben.
    Er lag in seinem schmalen Grab, ein Mann mit zusammengeschrumpften Gliedern und ausgetrockneter Haut. Die Männer standen herum; einer sprach ein Gebet, das nur dumpf unter der Maske hervorklang. Sand fiel auf den Leichnam.
    Dann war alles vorüber.
    Tony Denton wischte den Staub von den Augengläsern der Maske und wandte sich zum Gehen. Erst nach einigen Schritten bemerkte er, daß jemand neben ihm schritt. Er fluchte.
    „Was ist, Tony?“
    „Was soll schon sein, Pop? Ventor ist tot.“
    „Er war ein Veteran. Ich werde der nächste sein.“
    „Du?“ Tony lachte kurz auf und starrte sinnend auf den alten Mann. „Du stirbst nie, Pop. Du gehörst zum Mars genau so wie der Sand. Du warst immer hier und du wirst auch immer hier bleiben.“
    „Vielleicht – aber ich glaube, ich hatte nur Glück. Was nun, Tony?“
    „Wie, was nun?“
    „Du warst Ventors Stellvertreter, also bis du auch sein Nachfolger.“
    „Ich? Sie werden einen anderen schicken, denn ich bin ja schließlich ein Sträfling.“
    „Sträfling?“ schnaubte Pop verächtlich. „Niemand ist besser als du geeignet. Die fetten Krämer auf der Erde verstehen das ja doch nicht.“
    „Und? Glaubst du, daß sie einem ehemaligen Sträfling die Kolonie anvertrauen werden, die einen Wert von Milliarden repräsentiert?“ Er unterbrach sich, denn drüben in der Siedlung heulte eine Sirene. Tony sah hinauf in den fast schwarzen Himmel. Ein Licht sank der Oberfläche entgegen. Das Schiff. Automatisch begann er zu laufen, aber Pop hielt ihn rechtzeitig am Ärmel fest.
    „Warte auf mich, Tony, wir haben Zeit.“ Der alte Mann begann plötzlich zu husten. Rote Schaumflecken erschienen auf der Plastikscheibe. „Du siehst, mich hat es auch erwischt.“
    Langsam schritten sie auf das Landefeld der Siedlung zu.
    Der Pilot der Rakete war klein und gedrungen. Er kam in das Verwaltungsgebäude, nahm die Maske ab und warf ein Bündel Papiere auf den Tisch.
    „Post und Frachtbriefe“, sagte er und starrte auf Tony. „Wo ist Ventor?“
    „Wir haben ihn gerade begraben“, gab Tony zurück und prüfte die Papiere. „Sonst etwas Neues?“
    „Das nächste Schiff kommt in sechs Monaten.“
    „Wieso sechs? Ich denke, alle drei Monate …?“
    „Abgeblasen.“ Er sah sich um. „Wollt ihr mir keinen Drink anbieten?“
    Tony stellte eine Flasche auf den Tisch. Dazu ein Glas. Nach dem ersten Schluck schien der Pilot freundlicher zu werden.
    „Ich kann Ihnen nur sagen, was ich gehört habe. Sie brauchen alle Schiffe für die Kolonie auf Venus. Richtig besehen haben sie recht. Schauen Sie, es ist doch eine verrückte Idee, die Marskolonie zu erhalten. Keine Produkte, während die Venus eine Menge zu bieten hat. Wie ich hörte, wollen sie die Kolonie auf dem Mars noch innerhalb eines Jahres aufgeben und evakuieren.“ Er zuckte die Achseln und stand schwankend auf. „Ich nehme an, Sie sind jetzt der Kommandant. Machen Sie Ihre Berichte fertig, ich möchte so schnell wie möglich

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