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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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verfallen ist, Kriminelle zur Rehabilitierung auf den Mars zu schicken, aber ich denke, es wird sich noch herausstellen, wie falsch diese Methode ist. Wenn es nach mir ginge, bekämt ihr nicht einmal den Abfall aus den Kulturenanlagen.“
    Schweigend standen sie da und schluckten ihren Zorn herunter. Sam protestierte:
    „Ich denke, Sie sind ungerecht. Ich …“ Seine Stimme verstummte, als er den Ausdruck im Gesicht des Kommandanten sah.
    „Wie heißen Sie?“
    „Sam Weston.“
    „Fügen Sie ,Sir’ hinzu, wenn Sie mit mir sprechen.“
    „Sam Weston, Sir.“
    Ventor blätterte in den Akten.
    „Dreimal wegen Diebstahls und Raubüberfalls vorbestraft. Ganz nette Vorgeschichte. Wie alt sind Sie?“
    „Achtzehn, Sir.“
    „Und da glauben Sie, sehr stolz sein zu können, was? Wissen Sie, was Sie sind? Ein Feigling …“
    „Ich habe aus Hunger gestohlen. Ein Mann wollte mich daran hindern, schlug mich – ich wehrte mich. Wir sind keine Verbrecher. Wir sind freiwillig zum Mars gekommen.“
    „Ja, weil euch die Hälfte der Strafe erlassen wird“, nickte Ventor eisig. „Ihre Eltern werden stolz auf Sie sein.“
    „Meine Eltern starben im Krieg, Sir. Viele starben mit ihnen. Sie waren ja hier weit genug vom Schuß …“
    Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle der Kommandant den Jungen schlagen.
     
    *
     
    Lew Prentice lehnte sich über den Rand seines Bettes und sah nach unter.
    „Sam, bis du wach?“
    „Was ist los?“
    „Die anderen schlafen, ich habe mit dir zu sprechen. Der Kommandant haßt dich. Hier – nimm dies.“ Metallisch glänzte es zwischen seinen Fingern.
    „Was ist das?“
    „Ein Messer, was sonst?“
    „Danke.“
    „Sei kein Narr, Sam. Ventor wird dich erledigen …“
    „Unsinn! Er hält sich an seine Vorschriften. Ich würde dir raten, das Messer wegzuwerfen. Was nützt es dir hier? Wenn du jemand umbringst, hängen sie dich. Und du kannst nicht fliehen. Wohin?“
    „Den Teufel werde ich …“ Lew brach ab, als jemand leise lachte und quer durch den Raum zu seinem Bett geschlürft kam. Er war schon alt und trug einen Bart. In seinen Augen war ein belustigtes Blinzeln.
    „Immer mit der Ruhe, Jungen. Ich bin Pop.“ Er setzte sich auf den Rand von Sams Bett. „Ich hörte euch zu. Sam hat Köpfchen.“
    „Wer hat dich gefragt?“ höhnte Lew.
    „Niemand. Aber ich lebe schon lange hier und weiß einiges.“
    „Erzähle!“
    „Zuerst das Messer.“ Er streckte die Hand nach oben. „Wenn ich dem Kommandanten davon berichte, schickt er dich zum Pol hoch. Ja, so ist’s besser. Nun können wir besser reden.“
    Er schob das Messer in die Tasche. Sam sagte: „Erzähle uns etwas von Ventor, Pop.“
    „Wir erfuhren erst drei Monate später, daß auf der Erde der Atomkrieg tobte. Ventor wollte sich nicht drücken, aber er kam nicht weg hier. Sein Sohn starb auf der Erde. Und schön war es hier auch nicht, denn für fünf Jahre waren wir von jedem Nachschub abgeschnitten.“
    „Warum haßt uns der Kommandant?“
    „Er entsinnt sich jener Zeit, da es noch eine Ehre war, der Kolonie auf dem Mars anzugehören. Er übernahm das Kommando, als Haslow vor knapp zehn Jahren zur Erde zurückkehrte. Damals waren es nur ausgesuchte Männer, die zum Mars kamen.“
    „Ich verstehe. Aber es ist doch nicht unser Fehler …“
    „Ihr seid vorbestraft, oder?“
    „Ja, schon. Nach jedem Krieg steigt die Kriminalität, das ist natürlich. Wir haben uns nur gegen die Verhältnisse aufgelehnt.“
    Pop nickte und erhob sich.
    „So kann man es auch ausdrücken. Vielleicht haben wir morgen noch ein wenig Zeit, uns zu unterhalten. Gute Nacht.“
    Sam sah ihm nach, bevor er sich umdrehte und die Augen schloß.
     
    *
     
    Am anderen Morgen erhielten sie ihre erste Marsmahlzeit.
    „Die Kolonie hat sich selbst zu erhalten“, sagte Kommandant Ventor. Breitbeinig stand er vor ihnen, Der Morgen dämmerte, und es war empfindlich kühl. „Folgendes: einer ist auf den anderen angewiesen. Wer nicht arbeitet, wird auch nicht essen. So einfach ist das. Wir sehen uns nach dem Frühstück, in einer halben Stunde. Ich teile Sie dann zur Arbeit ein.“
    Auf dem Wege zur Küche trafen Sam und Lew auf Pop. Gemeinsam betraten sie die Baracke. Am Eingang gab es flache Blechschüsseln. Dann stand Sam vor einem finster dreinblickenden Koch, der ihm eine Kelle graufarbenen Brei, eine Tasse Wasser und ein Stück Teig in die Schüssel gab. Voller banger Zweifel probierte Sam die Mischung, schauderte zusammen und

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