TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS
Trimmen Sie um … Sie fallen auf die Felsen!“
Webb warf einen erschrockenen Blick auf den Schirm und sah, daß sich das Plateau mit seiner kleinen Gruppe regloser Schiffe weit drüben an Steuerbord befand. Die Tombaugh und ihr Radioturm ragten dahinter empor. In wilder Raserei und mit jener blitzschnellen, instinktiven Reaktionsfähigkeit, die der nackten, brutalen Angst entsprang, arbeitete er über den Kontrollen der Steuerdüsen und versuchte, das Schiff um die kurze Achse zu drehen, so daß es wieder parallel zur Planetenoberfläche lag. Wenn ihm das Manöver gelang, würde das Schiff vom Rückstoß in einen neuen Orbit geworfen werden; es würde dann in gefährlich niedriger Höhe über den Planeten hinwegrasen, jedoch lange genug im Flug bleiben, um größere Höhe zu gewinnen und einen zweiten Landeversuch zu gestatten.
Er fühlte den Druck der kalten Düsen, die das Schiff minimal drehten, und dann stieß das flammende Heck gegen eine emporragende Bergspitze. Ein harter, metallischer Schlag hallte durch das ganze Schiff. Webb klammerte sich an das Kontrollpult. Er wußte, daß das Schlimmste passiert war. Er fühlte, wie ein Schauder durch die Hülle lief, begleitet von einem donnernden Krachen. Metall zerriß kreischend, und der gesamte Heckteil des Schiffes löste sich und fiel ab. Die Motoren nutzten nichts mehr. Der Frachter hielt inne und schien lange Sekunden im Vakuum zu hängen. Dann stürzte er.
Webb schrie erregt ins Mikrophon: „Orten, Coulson! Orten!“ Aber Coulson konnte ihn nicht mehr hören, denn das Radiokabel war abgerissen.
Er wirbelte herum und versuchte mit einem riesenhaften Sprung die Koje und ihre Anschnallgurte zu erreichen, den sichersten Ort im Schiff. Bristol langte eilig aus, um ihm zu helfen, ihn festzuhalten, aber es gelang ihr noch nicht einmal, seine ausgestreckte Hand zu erfassen. Webb stürzte auf das schwankende Deck und klammerte sich mit Armen und Beinen an eine Stützstrebe, um sich zu retten.
Die Xanthus stürzte den felsigen Abhang des Berges hinunter, an dessen Spitze sie sich aufgespießt hatte; sie rollte schlagend und stoßend hinunter, überschlug sich immer und immer wieder, schmetterte dann am Fuß des Abhangs auf einen Felshaufen und prallte wie ein Gummiball davon ab. Die Backbordtanks wurden zerfetzt; sie fielen ab. Noch immer von ihrem Beharrungsvermögen getrieben, pflügte die Xanthus über einen unsichtbaren Küstenstrand und schoß dann splitternd und krachend auf dengefrorenen Methansee hinaus. Eine große Felsklippe, die aus dem See herausragte, schlitzte den alten Trampfrachter von vorn bis hinten auf, so daß Einzelteile und Stücke des Frachtguts nach allen Seiten auseinanderspritzten.
Webb klammerte sich noch immer verzweifelt und instinktiv an die Stützstrebe, der in ihm tobenden Schmerzen nur halb gewahr. Das Schiff raste rutschend über die Eisfläche und rammte mit voller Wucht in eine zweite Felsinsel. Alle Geräusche verstummten. Die Dunkelheit kam.
21. Kapitel
Die Sonne stand als ungewöhnlich großer und strahlend heller Stern an einem buchstäblich sternenübersäten Firmament, besaß jedoch keine erkennbare Scheibenform mehr. Sie warf einen schwachen Schein auf die Schneemassen und spiegelte sich matt im gefrorenen Schnee.
Die kleine Welt war reglos, leblos und von tödlicher Stille.
Sie konnte ihren Weg zurückverfolgen und dunkle Gegenstände ausmachen, die verstreute Schiffsteile und Kargostücke sein mußten. Das rasende Schiff hatte eine tiefe Furche in den Eissee gepflügt, und die klobigen, kantigen Gegenstände lagen zu beiden Seiten dieser Bahn. Sie sah die Sonne, die weit entfernt und fast unfreundlich in einem flachen Sattel zwischen zwei Felsgebirgen lag und bald hinter einem von beiden verschwinden würde.
Trotz des Schutzanzuges fühlte sie jetzt die schneidende Kälte. Sie wandte sich von dem strahlenden Stern ab und blickte auf die zerschmetterte Hülle des Schiffes hinter ihr. Die Reste der Xanthus lagen oberhalb der Eisfläche auf der Felseninsel, unvorstellbar zerfetzt und zerschlagen.
Sie legte einen kleinen Gegenstand auf einen Felsen, zog die zusammengerollte Antenne heraus und drückte auf das rote Knöpfchen, das in der Seite eingelassen war. Das lastende Schweigen des Planeten wurde von einem schrillen Signal zerrissen, soweit es das Innere ihres Helms betraf, und rasch schaltete sie das Radio ab, um ihre lärmenden Kopfhörer zum Schweigen zu bringen. Ein abgetrennter Teil ihres
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