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TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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in der frischen, freien Luft befinden und ohne jede Schwierigkeit atmen können. Schon wieder ein neues paradoxes Phänomen, Murgatroyd! Aber außerdem haben wir es auch mit einer Notfallsituation zu tun. Wie kann man eine Anoxie behandeln, wenn man keinen Sauerstoff hat?“
    Wieder betrachtete er aufmerksam das bewußtlose Mädchen. Es sah genau so entkräftet und ausgemergelt aus, wie der tote Mann, der in einer Entfernung von einigen Meilen im Maisfeld gelegen hatte. Patienten, die an der gleichen Krankheit leiden, ähneln sich oft auf eine merkwürdige Weise. Dieses Mädchen befand sich augenscheinlich in einem früheren Stadium des Leidens, das zum Tode des städtischen Beamten geführt hatte. Er war schließlich verhungert, obwohl der unmittelbar neben seiner Hand liegende Maiskolben nur zur Hälfte verzehrt war. Die Frau hatte, ebenso wie die Unbekannten in der Stadt, Calhoun zu ermorden versucht. Aber da war ein kleiner Unterschied. Man hatte sich bemüht, Calhoun und Murgatroyd in ihrem Schiff einige vierzigtausend Meilen von der Planetenoberfläche entfernt im Raum zu zerschmettern. Dazu bediente man sich des Landegerüstes. Die Mordwaffe der jungen Dame hingegen war ganz anders geartet. Es schien unvorstellbar, daß sie mit der Bedienungsmannschaft des Gerüstes etwas zu tun haben könnte. Im Gegenteil, die Wahrscheinlichkeit, daß sie vor ihnen geflohen war, hatte einiges für sich.
    Calhoun überlegte. Er verknüpfte nochmals alle seine Beobachtungen und Befunde mit den Schlüssen, die er daraus gezogen hatte. Plötzlich fluchte er in jähem, bitterem Zorn. Dann wurde er sich der Anwesenheit des Mädchens bewußt. Er brach mitten im Satz ab, denn das, was er eben gesagt hatte, war nicht für ihre Ohren bestimmt.
    Aber sie konnte nichts gehört haben. Sie war noch immer ohne Bewußtsein.

 
3.
     
    „Jene menschliche Verhaltensform, die man gemeinhin ‚Anständigkeit’ oder ‚Selbstachtung’ nennt, hat eine merkwürdige Eigenschaft. Infolge des Verzichts auf alle Handlungen, die geeignet sind, der Umwelt ein erlittenes Mißgeschick mitzuteilen, werden Zufallsereignisse mit ungünstiger Charakteristik – die nach den Gesetzmäßigkeiten der Wahrscheinlichkeit unvermeidlicherweise eintreten müssen – in ihrer Auswirkung im Wesentlichen auf das betreffende Individuum beschränkt. Andererseits aber fördert dieselbe Verhaltensform sowohl die Ausbreitung als auch das gemeinsame Erleben von Ereignissen mit günstiger Tendenz innerhalb der Gruppe. Also vermehren die Mitglieder einer Gruppe von Personen, die ,Anständigkeit’ praktizieren, die mathematische Wahrscheinlichkeit für das Eintreten günstiger Zufälle, die jeden einzelnen wie auch die ganze Gruppe betreffen können. In dieser Tatsache aber liegt die Begründung für die mangelhafte Beständigkeit aller Kulturen, in denen die tragenden Prinzipien, die eine derartige Verhaltensweise begünstigen würden, über Bord geworfen werden. Mit anderen Worten: Eine dekadente Gesellschaftsordnung führt schließlich selbst ihren eigenen Untergang herbei, weil auch ihre Entwicklung den Gesetzmäßigkeiten der Wahrscheinlichkeitsrechnung folgen muß …“ Wahrscheinlichkeit und menschliches Verhalten – Fitzgerald
     
    Es dauerte sehr lange, bis sie wieder voll bei Bewußtsein war. Ihr Erwachen ähnelte dem eines Menschen, der aus einem Schlaf der tiefsten Erschöpfung wieder zu sich kommt. Als sie zum erstenmal die Augen öffnete, wanderte ihr Blick zunächst ziellos umher, bis er auf Calhoun haften blieb. Sofort nahm ihr Gesicht einen Ausdruck bitteren Hasses und grenzenloser Verachtung an. Ihre Hand tastete nach dem Messer, das in ihrem Gürtel steckte. Als Waffe war es nicht besonders gut geeignet, denn es hatte einst als Tafelmesser gedient. Sein Handgriff war viel zu schmal, um fest und sicher in der Faust eines Menschen zu liegen, der es als Instrument zum Töten benutzen wollte. Calhoun beugte sich nieder und nahm ihr das Messer ab. Man hatte auf eine beinahe rührend unbeholfene Weise versucht, die Schneide zu einer dolchartigen Spitze auszuschleifen.
    „In meiner Eigenschaft als Ihr behandelnder Arzt“, erklärte er, „muß ich Ihnen leider verbieten, mich zu erdolchen. Das wäre nicht gesund für Sie. Übrigens, ich heiße Calhoun und komme gerade vom medizinischen Hauptquartier dieses Raumsektors, um hier eine Gesundheitsinspektion dieses Planeten durchzuführen. Nun hat es sich herausgestellt, daß irgendwelche Burschen in der Stadt

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