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TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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Boden. Der Schaft eines hölzernen Geschosses ragte zitternd zwischen seinen Schulterblättern hervor. Er lag still.
    Murgatroyd wimmerte. Er rannte zu der Stelle, wo Calhoun am Boden lag. Er umtanzte ihn aufgeregt und stieß dabei eine ununterbrochene Serie von schrillen, spitzen Schreien aus. Dabei rang er die Pfötchen wie ein Mensch in höchster Verzweiflung. Er zupfte an Calhoun, aber der Mann regte sich nicht.
    Aus dem Gebüsch tauchte eine junge Frau auf. Sie sah mager und abgerissen aus. Dennoch konnte man auch jetzt noch an den Kleidungsstücken erkennen, daß sie gewohnt war, sich mit Geschmack anzuziehen. In der Hand trug sie eine unvorstellbar primitive Waffe. Sie ging auf Calhoun zu, beugte sich über ihn und berührte das hölzerne Geschoß, mit dem sie seinen Rücken getroffen hatte.
    Calhoun bewegte sich blitzschnell und griff zu. Die Frau kam taumelnd zu Fall, und Calhoun stürzte sich auf sie und versuchte, sie kampfunfähig zu machen. Da die Überraschung auf seiner Seite war, hatte er trotz ihrer Gegenwehr nur insofern Schwierigkeiten, als er sie unschädlich machen wollte, ohne sie ernstlich zu verletzen oder gar zu töten. Außer dem raschen Atem beider Kämpfer hörte man keinen Laut, nur Murgatroyd umtanzte in fieberhafter Erregung den Kampfplatz und wimmerte ängstlich.
    Schließlich stand Calhoun rasch auf und starrte auf das erschreckend ausgezehrte, in einer geradezu bemitleidenswerten Weise nach Luft ringende Mädchen hinunter, das noch vor kaum einer Minute versuchte hatte, ihn aus dem Hinterhalt zu ermorden.
    „Ich muß schon sagen“, erklärte Calhoun in dem sachlichen Ton seines Berufes, „in meiner Eigenschaft als Arzt bin ich der Ansicht, daß Sie unbedingt ins Bett gehören und daß es für Sie ausgesprochen ungesund ist, in der Gegend herumzuspazieren und dabei auf fremde Leute zu schießen, die Ihnen nichts getan haben. Seit wann haben Sie Beschwerden? Ich werde jetzt zunächst Ihre Temperatur und Ihren Puls messen. Murgatroyd und ich hatten gehofft, jemand wie Sie zu finden. Das einzige menschliche Wesen außer Ihnen, das ich auf diesem Planeten getroffen habe, war nicht fähig, irgendwelche Erklärungen abzugeben.“
    Er schwang seine Traglast vom Rücken und riß ungeduldig einen scharf zugespitzten Holzstab heraus – das Geschoß war, ohne Schaden anzurichten, in dem Bündel steckengeblieben. Dann suchte er seine Laborgeräte heraus und widmete sich mit konzentrierter Aufmerksamkeit der Aufgabe, sich über den Gesundheitszustand seiner verhinderten Mörderin ein orientierendes Bild zu verschaffen.
    Das Mädchen war zweifellos krank, und zwar schwerkrank. Die Zeichen fortgeschrittener Unterernährung waren stark ausgeprägt. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen. Das Mädchen rang verzweifelt nach Luft und fiel schließlich röchelnd in Ohnmacht.
    „Jetzt, Murgatroyd, bist du dran“, knurrte Calhoun, „wie du ja weißt, bist du speziell dafür vorgesehen und ausgerüstet, mit derartigen Geschichten fertig zu werden. Nun zeige, was du kannst.“
    Mit raschen, sicheren Bewegungen tat er das Notwendige. Dabei murmelte er:
    „Eigentlich solltest du außer deiner empfindlichen Verdauung und deiner unfehlbaren, einzigartigen, geradezu rasiermesserscharfen Antikörperbildung auch noch über die Instinkte eines Wachhundes verfügen, Murgatroyd. Ich schätze es absolut nicht, wenn mich nur ein unwahrscheinlicher Dusel vor dem Schicksal rettet, von einer Patientin erschossen zu werden. Sei bitte so gut und achte darauf, ob sich sonst noch jemand in der Gegend herumtreibt. Willst du mir den Gefallen tun?“
    „Tschie“, pfiff Murgatroyd fröhlich und schrill, natürlich ohne zu verstehen, worum es sich handelte. Er sah aufmerksam zu, wie Calhoun geschickt der Armvene des bewußtlosen Mädchens eine kleine Blutmenge entnahm und sorgfältig die Hälfte davon in eine fast mikroskopisch winzige Ampulle der Laboreinheit verbrachte. Dann faßte er nach Murgatroyd, der mehr spielerisch als ernsthaft zappelte, als Calhoun ihm die Injektion machte. Die Spritze konnte ihm ja keine Schmerzen machen, denn die betreffende Stelle an seiner Flanke war gefühllos. Die zugehörigen Empfindungsnerven hatte man damals ausgeschaltet, als er noch keine Woche alt war.
    „Unter uns Kollegen gesagt“, murmelte Calhoun, „du hast sicher so gut wie ich bemerkt, daß die Symptome auf eine Anoxie, auch Sauerstoffhunger genannt, hinweisen. Das ist natürlich an sich glatter Unsinn, weil wir uns mitten

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