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TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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sich selbst in einer ganz bestimmten Beziehung zu sehen und zu betrachten. Derartige Personen finden augenscheinlich vollständige Erfüllung in einer dramatischen Geste, einer geschliffen formulierten Behauptung oder einfach in der bloßen Vorspiegelung ihrer Bedeutsamkeit, ihrer Weisheit oder ihres Wertes. Die objektiven Resultate solcher Gesten oder Vorspiegelungen werden nur selten bedacht. Schon häufig entstand großes Ungemach, Leid oder sogar Tod aus der hingerissenen Betrachtung des herrlichen Schauspiels, als das einem Menschen sein eigenes Verhalten erschien, ohne daß die betreffende Person auch nur einen Augenblick überlegt hätte, welche Konsequenzen ihr Handeln für andere haben könnte …“
    Wahrscheinlichkeit und menschliches Verhalten – Fitzgerald
     
    Calhoun riß die Uniform des Eindringlings, die er über seine eigene gezogen hatte, in Streifen und machte damit den Mißgestalteten zu einem hilflosen Bündel. Er verrichtete diese Tätigkeit sehr sorgfältig und gewissenhaft, band seinen Gefangenen auf einem Stuhl fest und hüllte ihn in ein dichtes, unzerreißbares Netz aus Tuchstreifen. Dann untersuchte er das Laboratorium.
    Murgatroyd fühlte sich hier ganz und gar zu Hause. Stolz warf er sich in die Brust, als er zusammen mit Calhoun die Geräte besichtigte. Alles bot einen vertrauten Anblick. Es gab Kulturschalen, optische und elektronische Mikroskope, Autoklaven und Bestrahlungsgeräte, Pipetten und Instrumente für Mikroanalyse sowie thermostatische Schränke, die in der Lage waren, Kulturmaterial mit einer Genauigkeit von einem hundertstel Grad in einem gewünschten Temperaturbereich zu halten.
    Plötzlich hörte Calhoun hinter sich einen tiefen Atemzug. Er wandte sich um und nickte seinem Gefangenen zu.
    „Na, wie geht’s“, fragte er höflich. „Ich habe mich sehr für Ihre Arbeit interessiert. Ich bin übrigens vom Raumgesundheitsdienst. Als ich zu einer routinemäßigen Überprüfung der sanitären Verhältnisse dieses Planeten hier eintraf und Landekoordinaten erbat, versuchte irgend jemand, mich umzubringen. Es wäre gescheiter gewesen, mich erst landen zu lassen und mich dann, beim Verlassen des Schiffes, mit einem Blaster zu erledigen. Selbstverständlich hatte die andere Methode einen unschätzbaren Vorteil. Sie bot Gelegenheit zu einer dramatischen Geste.“
    Dunkle, rotgeränderte Augen beobachteten ihn tückisch. Ihr Ausdruck wechselte von Sekunde zu Sekunde. In einem Augenblick waren sie erfüllt von einer flammenden Wut, die schon hart an Irrsinn grenzte. Im nächsten Moment verrieten sie berechnende Schläue. Dann wieder sprach aus ihnen geradezu tierische Furcht.
    Calhoun sagte leichthin:
    „Ich glaube nicht, daß es viel Zweck hat, sich jetzt mit Ihnen zu unterhalten. Ich werde abwarten, bis Sie sich ein klares Bild von der Situation gemacht haben. Ich bin im Schiff. Es scheint niemand da zu sein, der in der Lage wäre, irgendwelche Schwierigkeiten zu machen. Die beiden Männer, die Ihr Aufräumkommando hierhergebracht hat, werden für einige Tage ausgeschaltet sein.“
    Erklärend fügte er hinzu: „Polysulfat. Eine Überdosis. Ich dachte mir, diese Methode sei so einfach, daß Sie niemals dahinterkommen würden. Also habe ich die Herrschaften in den Schlaf gewiegt, damit Sie bereit wären, mich mit dem dritten Exemplar in Ihren Räumen zu empfangen.“
    Die wie eine Mumie verschnürte Gestalt knirschte mit den Zähnen und brachte in ihrer irrsinnigen Wut und machtlosen Enttäuschung nur unverständliche Laute heraus.
    „Im Augenblick dürften Sie noch nicht verhandlungsfähig sein, da Sie sich offensichtlich in einem emotionalen Schockzustand befinden“, sagte Calhoun. „Im übrigen glaube ich, daß Ihr Temperamentsausbruch nur zum Teil echt ist, und daß Sie mir aus irgendeinem Grunde den wilden Mann vorspielen, um mich zu täuschen. Ich werde Sie deshalb eine Weile sich selbst überlassen, damit Sie Zeit haben, wieder zur Vernunft zu kommen. Ich brauche nämlich einige Informationen von Ihnen. Vermutlich werden Sie mit mir verhandeln wollen. Sie sollen Gelegenheit haben, allein und ungestört über die Sache nachzudenken.“
    Er verließ das Laboratorium. Sein Gefangener war ihm dermaßen widerwärtig, daß er in seiner Gegenwart geradezu ein Gefühl des Ekels empfand. Außerdem war er tatsächlich davon überzeugt, daß der Mißgestaltete wirklich einen akuten emotionalen Schock erlitten hatte, als ihm die Tatsache seiner Gefangenschaft und Hilflosigkeit

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