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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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hielt, erweckte in ihm den unbezähmbaren Wunsch, Antworten auf Fragen zu erhalten, die sich, die Menschheit seit Anbeginn aller Zeiten vergeblich gestellt hatte.
    Der Kran ließ einen Roboterrumpf in das Bleigewölbe fallen und drehte sich, um ein neues Opfer anzuheben. Fergusons Blick suchte die geschlossene Hand des Roboters, als sein Assistent Blake in den Raum stürzte.
    „Sie sollen sofort ins Hospital kommen!“ rief er und keuchte, als habe er soeben den Versuch unternommen, einen gültigen Weltrekord zu unterbieten. „Es ist dringend!“
    Ferguson vergaß die zu exekutierenden Roboter, alle Sternensymbole und Riten. Er stand auf, nickte dem UN-Mann zu und verließ den Raum.
     
    Draußen im Korridor half ihm Blake, die schwere Bleirüstung abzulegen, dann setzten sie sich in Bewegung und gerieten in einen halben Dauerlauf. Weit vor ihnen erklangen heisere Kommandorufe. Irgend jemand rief: „Links-zwei-drei-vier“, und nach einer Pause dann noch einmal: „Links-zwei-drei-vier!“
    Selbst in einer völlig veränderten Welt waren die alten Kommandos der Ausbilder gleich geblieben. Schon Cäsars Legionen waren danach marschiert, so wie die Soldaten des ersten, zweiten und dritten Weltkrieges. Es war das älteste Kommando in der menschlichen Geschichte. Die Marschschritte näherten sich. Beide Männer traten beiseite, um die Roboterkolonne vorbeizulassen.
    Ferguson zählte sie mechanisch. Acht Roboter. Ein Techniker führte sie an, und ihr Ziel war die meterdicke Bleitür. Den Abschluß bildete – wie sollte es anders sein – ein UN-Mann. Für einen Augenblick zögerte Ferguson und blickte der davonmarschierenden Kolonne nach. Sic schwangen ihre Arme wie Soldaten bei einer Parade. Er wußte, daß jeder von ihnen in seinem Gehirn alle Kenntnisse aufgespeichert hatte, die er zur Bewältigung seiner bevorstehenden Aufgabe benötigte. Doch dieser spezielle Teil der Erinnerungsspeicher trat erst dann in Tätigkeit, wenn sich die abschirmende Bleitür hinter ihnen schloß. Für einen Roboter bedeutete diese Tür Geburtsort und Sterbestunde. Ferguson fragte sich, ob sie sich wohl jemals Gedanken darüber machten was außerhalb des Atomkraftwerkes war. Wo befand sich die Grenze des Denkvermögens jenes Gehirns, das Smither entwickelt hatte? War es überhaupt in der Lage, darüber nachzudenken, was vor bzw. nach seiner Existenz Bestand hatte oder Bestand haben würde?
    Bevor Ferguson seine Gedanken zu Ende führen konnte, entsann er sich des dringlichen Rufes zum Hospital. Er wandte sich um und verfiel wieder in den gewohnten Dauerlauf. Wie ein lautloser Schatten folgte ihm Blake, sein jüngerer Assistent.
    Ein Elektrolift brachte sie hoch zur Oberfläche. Sie eilten am Rand des Landefeldes vorbei. Vor ihnen, inmitten grünender Bäume, stand ein ausladendes, weißes Gebäude, von dem eine merkliche Kühle ausging – das Hospital. Während sie die Stufen hinaufliefen, stieg schräg über ihnen ein vollbeladener Mondfrachter auf einer glühenden Feuersäule senkrecht in den blauen Himmel.
    Irgendwo drinnen im Hospital schrie eine Frau.
     
    Die Schreie kamen aus einem Zimmer am Ende des Korridors. Die Tür stand weit auf. Ferguson sah hinein. Die Frau, stellte er fest, trug das weiße Kleid einer Krankenschwester und war gerade dabei, wie ein Luftballon schwerelos an die Decke zu steigen. Ferguson zog es vor, nicht darüber nachzudenken, warum ein Mensch plötzlich kein Gewicht mehr besaß; außerdem verdoppelte sich bei näherem Zusehen das Problem. Neben der Schwester ruderte nämlich ein Assistenzarzt in weißem Kittel hilflos in der Luft, als lerne er schwimmen. Er stieß dabei gräßliche Verwünschungen aus, und auf seinen Zügen zeigte sich ein Ausdruck panischen Entsetzens.
    Dr. Clanahan, der Chefarzt, stand auf einer Trittleiter und versuchte, die schreiende Krankenschwester an den Beinen zu fassen, um sie von der Decke zu holen. Ein maßlos verblüfft aussehender Arzt in weißem Kittel – Ferguson erkannte in ihm den Abteilungspsychiater Dr. Morton – hielt die Leiter. Im einzigen Bett des Krankenzimmers lag ein Patient, bequem gegen die dicken Kissen gelehnt. Es war ein schon älterer Mann mit einer fast schneeweißen Haut und einem silbernen Haarschopf. Auf seinen Zügen lag ein zufriedenes und glückliches Lächeln, als er die schwebende Krankenschwester und den fliegenden Assistenzarzt betrachtete.
    Die Luft in dem Zimmer schien wie mit Elektrizität geladen. Ferguson meinte, zwischen den angelnden

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