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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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Händen Dr. Clanahans und den ausgestreckten Fingern der Krankenschwester blaue Funken sprühen zu sehen. Der in jedem Raum vorhandene Geigerzähler tickte wie rasend.
    „Einen guten Morgen“, sagte Ferguson gepreßt. Im Augenblick fiel ihm nichts Besseres ein.
    Blake stand hinter ihm, wie zur Salzsäule erstarrt.
    „Was – was ist das?“ hauchte er erschrocken. „Was hält sie denn in der Luft?“
    „Schätze, wir wohnen einem Beispiel echter Levitation bei“, knurrte Ferguson.
    „Lev – Lev …“, Blake brachte es nicht fertig, das Wort vollständig über die Lippen zu bringen. „Und was kann man dagegen tun?“
    Er schien Levitation für eine Art Krankheit zu halten.
    Ferguson wäre am liebsten einfach davongelaufen, aber das konnte er nicht gut tun. wenn er sich nicht lächerlich machen wollte. Alles in ihm vibrierte und ertastete das Seltsame dieser unerklärlichen Situation, gleichzeitig begannen alle in seinem Körper vorhandenen Alarmsignale anzusprechen. Gefahr, sagten sie eindeutig. Eine unfaßbare, ungreifbare Gefahr! Ferguson fühlte den eisigen Schauer, der seinen Rücken herabrann und hörte die unsichtbare Stimme, die ihn warnte: verschwinde! Dies ist nichts für menschliche Augen!
    Clanahan bemerkte erst jetzt die Anwesenheit des Sicherheitsingenieurs.
    „Helfen Sie mir“, bat er und angelte erneut nach der immer noch schreienden Krankenschwester.
    Diesmal sah Ferguson den blauen elektrischen Funken ganz deutlich. Über eine Strecke von fast einem halben Meter sprang er über. Im gleichen Augenblick war es dem Chefarzt endlich gelungen, die Schwester zu packen, gleichzeitig ertönte irgendwo ein Geräusch, als würde Stoff zerrissen. Die Krankenschwester erhielt ihr natürliches Gewicht zurück und fiel. Sie fiel natürlich auf Dr. Clanahan, der den Halt verlor und von der Leiter stürzte. Es gelang Ferguson, die beiden aufzufangen. Als die Schwester noch schwebte, wußte er nicht, wieviel sie wog. Jetzt aber wußte er es. Er fühlte, wie seine Knie einsackten und nachgaben. Er verlor die Schwester wieder. Es gab einen dumpfen Laut, einen letzten Schreckensschrei, dann war Stille. Denn Clanahan, der ebenfalls Fergusons zu schwachen Armen entglitten war, landete schweigend auf dem Fußboden. Wahrscheinlich hielt er es für unter seiner Würde, Gefühle in Form von Rufen auszudrücken.
    In die Stille hinein drang das Kichern des merkwürdigen Patienten. Es war ein Geräusch, das absolut nicht zu der Situation paßte. Ferguson roch Ozon. Der Geigerzähler an der Wand tickte immer noch, aber bereits langsamer. Die Krankenschwester stöhnte, Dr. Morton lehnte die Leiter gegen die Wand, und Clanahan kam langsam auf die Füße.
    „Holt mich von der Decke ‘runter!“ meldete sich der immer noch schwebende Assistent. In seiner Stimme schwangen Schmerz und maßlose Verblüffung. Es war die Stimme eines Mannes, dessen ganze Welteinstellung sich innerhalb weniger Sekunden ändern mußte, weil die unwiderlegbaren Beweise es so verlangten.
    Als Ferguson diese Stimme vernahm, wußte er, daß dort oben unter der Decke ein Mann hing, dessen Verstand kurz vor der schmalen Grenze zum Wahnsinn verharrte, um sich eine letzte Chance zu geben. Er tat ihm plötzlich leid.
    Dr. Clanahan bewegte sich mit der Entschlossenheit eines Menschen. der seine Pflicht nur zu genau kannte. Er stieg zum zweitenmal die Klappleiter empor. Diesmal war Ferguson auf das zweifellos eintreffende Ereignis gefaßt. Als Clanahan den Assistenten berührte, der Funke übersprang und wieder das Geräusch zerreißenden Stoffes ertönte, konnte er den fallenden Mann auffangen und sicher zu Boden bringen.
    Clanahan kletterte die Leiter hinab, betrachtete den am Boden liegenden Assistenten, der sich strikt weigerte, aufzustehen, und warf dann einen Blick zu dem höchst amüsierten Patienten im Bett. Der alte Mann dort grinste unverschämt.
    „Wäre es zuviel verlangt, wenn ich darum bitten würde, endlich aufgeklärt zu werden“, fragte Ferguson sanft und betrachtete besorgt den Assistenten, der vergeblich versuchte, mit den Fingernägeln ein Loch in den Linoleumboden zu graben. Tief in sich fühlte er den Wunsch, ihm dabei zu helfen, um endlich etwas zu haben, an dem er sich festhalten konnte.
    Dr. Clanahan nahm eine Zigarette aus dem Rock seines weißen Mantels und zündete sie an. Er war noch jung, aber dafür nicht weniger außer Fassung gebracht. Sorgfältig tupfte er die Zigarette, als sie bereits brannte, mit dem Mundstück gegen

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