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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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Höhle und stellte ihn aufrecht. Die Spitze zeigte nun gegen den Himmel. Er nahm eine Kurbel und schob sie in eine kleine Öffnung nahe beim Boden. Zweimal drehte er, dann ertönte ein feines Summen. Langsam wurde der Zylinder größer, bis er Mowry um Kopfeslänge überragte.
    In der gleichen Sekunde begann der Zylinder zu rufen, lautlos und in einer unverständlichen Sprache.
    Whirrup-dzzt-pam! Whirrup-dzzt-pam!
    Hier ist Jaimec! Hier ist Jaimec!
    Nun konnte er nichts tun als warten. Der Funkspruch war nicht zur Erde gerichtet, die viel zu weit entfernt war, um eine Unterhaltung mit nur kurzen Pausen zu ermöglichen. Mowry rief den Lauschposten irgendwo draußen im Weltraum, vielleicht sogar innerhalb des sirianischen Imperiums. Die genaue Position kannte er nicht. Wolf hatte gesagt, was man nicht wisse, könne man auch nicht ausplaudern.
    Mit einer schnellen Antwort war nicht zu rechnen, denn er war mit Sicherheit nicht die einzige Wespe. Und so dauerte es auch drei Stunden, bis plötzlich an der oberen Spitze des Zylinders eine rötliche Lampe aufleuchtete.
    Mowry richtete sich auf und verfluchte seine etwas zu kurz geratene Gestalt. Aber er konnte die Spitze doch erreichen und den Verschluß abnehmen. Zum Vorschein kam ein ganz gewöhnliches Telefon – wenigstens sah es so aus.
    „Hier JM auf Jaimec.“
    Es dauerte fast zehn Minuten, bis die Antwort kam. Dann sagte eine etwas rauhe Stimme in Englisch:
    „Tonband läuft! Geben Sie Ihre Meldung durch!“
    So gut er konnte, gab er einen zusammenfassenden Bericht über seine bisherige Tätigkeit. ,Die Geschichte einer Wespe’, dachte er bitter. ,Von einem, der hereingefallen ist.’
    Dann mußte er wieder warten.
    „Ausgezeichnet!“ kam endlich wieder die rauhe Stimme. „Sie machen Ihre Sache bestens!“
    „Ich?“ wunderte sich Mowry. „Bisher konnte ich nicht feststellen, daß man überhaupt auf meine Anwesenheit reagiert. Überall bringe ich die Plakate an, aber nichts passiert.“
    „Es passiert sogar eine ganze Menge. Von Ihrem Standort aus können Sie das natürlich nicht bemerken.“
    „Sind Sie so freundlich, mir einige Hinweise zu geben?“
    „Gern. So allmählich beginnt der Topf zu kochen, den Sie ihnen auf das Feuer setzten. Ihre Flotte wird auseinandergezogen. Die bisher stark konzentrierte Heimatflotte wird auf die äußeren Planeten verteilt. Je mehr sie sich aufteilen, desto schwächer aber werden sie. Sie wagen es auch nicht, Flotteneinheiten von Jaimec abzuziehen, obwohl sie an anderer Stelle dringend benötigt werden. Vielleicht fordert Jaimec sogar von Diracta Verstärkung an. Das ist allein Ihr Werk.“
    „Freut mich zu hören“, gab Mowry zu. Dann kam ihm ein Gedanke. Hastig fragte er: „Woher wissen Sie das?“
    „Abhör- und Entzifferungsdienst. Die können eine Menge mit harmlosen Feindnachrichten anfangen, glauben Sie mir.“
    Mowry glaubte es, aber er war doch enttäuscht, nicht mehr erfahren zu haben. Wie sehr hätte er sich gefreut, wenn außer ihm noch jemand von Terra auf Jaimec weilte. Nun, er würde es nie erfahren, denn es war zu gefährlich.
    „Noch etwas: was ist mit dem Ausweis des Majors? Soll ich ihn behalten?“
    „Warten Sie einen Augenblick, ich werde nachfragen.“ Der Augenblick dauerte fast eine volle Stunde, dann war die rauhe Stimme wieder da. „Tut mir leid, daß ich Sie warten ließ. Sie können den Paß behalten und nach eigenem Ermessen benutzen. Der Geheimdienst bekam kürzlich einen solchen Ausweis. Ein Agent kaufte ihn.“
    „Kaufte ihn? Womit?“
    „Mit seinem Leben. Und was zahlten Sie?“
    „Nicht ich, der Besitzer zahlte – ebenfalls mit seinem Leben.“
    „Hm, ich muß sagen, die Pässe werden teuer. Aber nun Schluß mit dem Gespräch. Weiterhin viel Glück! Ende!“
    „Danke! Ende!“
    Widerwillig und unbefriedigt ließ Mowry den Zylinder wieder klein werden und rollte ihn in die Höhle zurück. Bis zum Morgengrauen hätte er auf die rauhe Stimme des Unbekannten hören mögen, denn sie war wie eine unsichtbare Verbindung zur Heimatwelt und zum Leben. Viel Glück, so hatte die Stimme gesagt und wahrscheinlich nicht gewußt, wie sehr Mowry dieses Glück benötigte, um noch einige Zeit zu leben.
    Aus verschiedenen anderen Behältern entnahm er kleinere Päckchen, die er in die diversen Taschen seines Anzuges steckte. In dem Rückenbeutel, wie er oft von den Bauern auf Jaimec getragen wurde, brachte er eine ganze Menge unter. Obwohl es dunkel war, beschloß er, den Rückweg anzutreten.

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