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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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zurück und ließ wie zufällig das Notizbuch so fallen, daß es dicht neben der Pistole zu liegen kam. Schnell bückte er sich, nahm beides auf und ließ die Gegenstände in der Tasche verschwinden. Nein, nicht beide. Mowry stellte zu seinem Erstaunen fest, daß nur die Pistole verschwunden war. Das Notizbuch war noch in der Hand des Zauberkünstlers.
    Er ließ dem Burschen einen großen Vorsprung, ehe er ihm folgte. Er hoffte, daß der andere keinen sehr weiten Weg vor sich hatte, denn es würde nicht leicht sein, dem Manne unbemerkt zu folgen.
    Der Bursche bog bald in eine schmale Seitengasse ein, überquerte einen kleinen Platz und tat ganz so, als fühle er sich absolut sicher. Mit keinem Anzeichen verriet er, daß er sich beschattet wähnte.
    Fast am Ende der Gasse betrat er eine schmutzige Kneipe, deren Bezeichnung in unleserlichen Schriftzeichen über der Tür stand. Wenige Sekunden später schritt Mowry langsam an dem Etablissement vorbei und betrachtete es aufmerksam. Dann gab er sich einen Ruck und trat ein.
    In der dämmrigen Bude stank es nach allen möglichen Dingen, insbesondere nach ungewaschenen Körpern und nach ,Zith’, dem Nationalschnaps dieser Welt. Hinter der Theke stand ein dürrer Sirianer und warf ihm einen mißtrauischen Blick zu. Ein Dutzend zwielichtiger Gestalten standen oder hockten umher und betrachteten ihn argwöhnisch. An einem Tisch ganz in der Ecke saß der Bursche mit der Pistole.
    Mowry bestellte ein Glas Zith, zahlte und nahm sein Getränk in die Hand. Er tat so, als suche er einen geeigneten Platz, dann schien er sich entschlossen zu haben und ging auf den Burschen zu.
    Dieser grinste verschlagen.
    „Ich heiße Urhave, Butin Urhave.“ Er machte eine Pause, als warte er auf Antwort. Als diese nicht kam, fuhr er fort: „Du bist fremd hier. Von Diracta. Sogar von Masham, wenn ich nicht irre.“
    „Du bist klug, mein Freund“, gab Mowry zu.
    „Nur die Klugen kommen weiter, die Dummen nicht.“ Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Du würdest niemals hierherkommen, wärest du kein Fremder oder jemand von der Kaitempi.“
    „Warum nicht?“
    „Darum nicht! Die Kaitempi aber würde mindestens mit sechs Mann kommen, denn im Café Sunsun erwartet sie Ärger.“
    „Das gefällt mir“, gab Mowry zu.
    „Mir noch mehr“, sagte Butin Urhave und richtete den Lauf vonSallanas Pistole über den Tischrand auf Mowrys Bauch. „Ich habe es nicht gern, wenn man mir folgt. Wenn ich schieße, wird sich hier niemand darum kümmern. Also ist es besser, du redest. Warum bist du mir gefolgt?“
    „Du hast also gewußt, daß ich die ganze Zeit hinter dir war?“
    „Natürlich! Warum also?“
    „Du wirst es mir nicht glauben, aber ich möchte dir tausend Kronen schenken.“
    „Ach wie freundlich“, erwiderte Butin, ohne beeindruckt zu sein. Seine Augen kniffen sich zusammen. „Und jetzt möchtest du in die Tasche greifen, um das Geld herauszuholen, was?“
    Mowry grinste und nickte.
    „Ja, das möchte ich, es sei denn, du fürchtest dich und holst es dir selbst.“
    „So kannst du mich nicht hereinlegen. Ich bin Herr der Situation, verstehst du? Hole also dein Geld aus der Tasche, aber wenn es eventuell eine Pistole ist, die du dann in der Hand hältst, sitzt du am falschen Ende des Tisches.“
    Mowry griff in die Tasche und zog ein Bündel von Zwanzigkronenscheinen daraus hervor. Er schob es über den Tisch.
    „Da, sie gehören dir, mein Freund.“
    Für einen Augenblick war Urhave völlig verblüfft, aber dann waren die Banknoten so schnell verschwunden, daß man der Bewegung nicht folgen konnte. Aber auch die drohende Mündung der Pistole verschwand. Er lehnte sich zurück und betrachtete Mowry mißtrauisch.
    „Und die Bedingungen?“
    „Keine Bedingungen“, sagte Mowry. „Sie sind ein Geschenk von einem Bewunderer deiner Person.“
    „Aber du kennst mich doch überhaupt nicht.“
    „Ich hoffe dich gut genug zu kennen, um dich von einer sehr wichtigen Sache überzeugen zu können.“
    „Und die wäre?“
    „Wo das Geld herkommt, das ich dir gab; es wartet noch viel mehr auf dich.“
    „Und wo kommt es her?“
    „Ich sagte es bereits: von einem Bewunderer.“
    „Das glaube ich dir nicht.“
    „Dann läßt du es eben bleiben. Gut, unsere Unterhaltung ist beendet. Lebe wohl und lang.“
    „Einen Augenblick, nicht so hastig! Wieviel?“
    „Zwanzigtausend Kronen.“
    Urhave atmete tief ein.
    „Pst, nicht so laut! Sagtest du zwanzigtausend?“
    „Ja.“
    Urhave

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