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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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Er würde den Weg auch nachts finden, so gut kannte er ihn jetzt schon. Vielleicht würde es ein bißchen länger dauern, aber er wollte so schnell wie möglich zum Wagen zurück.
    Bevor er die Höhle verließ, aktivierte er wieder Behälter Nr. 22, der sich bei Annäherung des Ringes automatisch ausgeschaltet hatte. Nach genau einer Minute würde er wieder die Lichtsperre aussenden. Mowry marschierte in die Dunkelheit, und nach achthundert Metern verstummte der bis dahin tickende Ring.
    Als der Morgen graute, erreichte er die Straße, allerdings fast zwei Kilometer von seinem Wagen entfernt. Das war ein verzeihlicher Irrtum, wenn man die weite Strecke und die Dunkelheit berücksichtigte.
    Er fand den Wagen wohlbehalten in seinem Versteck.
     
    *
     
    Der Tag, an dem Mowry sich mit Urhave treffen wollte, begann mit einem bemerkenswerten Ereignis. Über Radio und Presse wurde eine Nachricht verbreitet, die stets den gleichen Wortlaut besaß.
    „Das Verteidigungsministerium ordnet unter dem Druck der kriegerischen Ereignisse folgendes an:
    Bis zum 20. des Monats haben sich alle bestehenden Organisationen und Parteien, Vereine und Gesellschaften beim Zentralbüro in Pertane registrieren zu lassen. Die entsprechenden Vertreter haben ausführlich Sinn und Zweck ihrer Organisation darzulegen. Außerdem ist die Anschrift des gemeinsamen Treffpunktes anzugeben.
    Jede Organisation, die bis zum 20. des Monats nicht registriert worden ist, gilt als illegal. Jede Mitgliedschaft bei einer illegalen Organisation wird ab sofort mit dem Tode bestraft.“
    Endlich die erste sichtbare Reaktion! Die Mitgliedschaft in der mysteriösen Freiheitspartei war also in Kürze ein todeswürdiges Verbrechen. Ein kluger Schachzug, mit dem man erreichen wollte, daß die moralisch Schwachen diese verbotene Partei so schnell wie möglich verließen und sie vielleicht sogar verrieten. Man würde schnell erste Spuren finden, die sich immer weiter verfolgen ließen, bis man in die Führungsschicht der Dirac Angestun Gesept vordrang. Wenigstens war das in der Theorie so.
    Mowry las die Bekanntmachung noch einmal durch und grinste. Viel würde die Kaitempi nicht erfahren, denn die so gefürchtete Freiheitspartei besaß nur solche Mitglieder, die überhaupt nicht wußten, daß sie Mitglieder waren.
    Zum Beispiel Butin Urhave, der gut dafür bezahlt wurde und doch nicht ahnte, daß er Funktionär der D. A. G. war. Die Kaitempi konnte ihn ruhig fassen und ausfragen; sie würde keine einzige wichtige Information über die Freiheitspartei erfahren.
    Gegen Mittag begab sich Mowry zum Zentralbüro und sah, daß bereits eine lange Schlange von mißmutig dreinblickenden Leuten den Schalter belagerte, hinter dem einige Beamte damit beschäftigt waren, die notwendigen Formulare zur Anmeldung der Organisationen vorzubereiten.
    Am Schluß der Schlange stand ein alter Mann, der auf die Frage Mowrys erklärte, er sei Vorsitzender des Clubs zur Beobachtung von Eidechsen. Mowry lächelte verstehend und meinte:
    „So ein Unsinn, diese Regierung, nicht wahr?“
    „Und ob! Wozu das wieder gut sein soll.“
    „Vielleicht will die Regierung auf diese Weise Spezialisten ausfindig machen“, vermutete Mowry.
    „Das hätte sie auch leichter haben können, indem sie von uns eine entsprechende Liste anforderte.“
    „Ja, das stimmt allerdings.“
    „Mein Verein, zum Beispiel, befaßt sich mit dem Leben, der Eidechsen. Können Sie mir verraten, was Eidechsenspezialisten dem Krieg nützen sollen?“
    „Nein, das kann ich nicht. Übrigens, warum befassen Sie sich mit Eidechsen?“
    „Es sind äußerst interessante Tiere, müssen Sie wissen. Was stellt denn Ihr Club dar?“
    „Glasschleiferei“, erwiderte Mowry lässig.
    „Allerhand! Eine bewundernswerte Kunst. Aber bestimmt auch nicht kriegswichtig.“
    „Hat auch niemand behauptet. Da, wir sind endlich an der Reihe.“ Der Beamte hinter dem Schalter händigte ihnen ohne jede Frage ein Formular aus. Mowry verabschiedete sich von dem Eidechsenbeobachter, und jeder ging seiner Wege.
    In seinem Zimmer angekommen, füllte Mowry das Formular aus.
    Bezeichnung der Organisation: Dirac Angestun Gesept.
    Zweck der Organisation: Absetzung der gegenwärtigen Regierung und Beendigung des Krieges gegen Terra.
    Treffpunkt bei Versammlungen: Dort, wo die Kaitempi uns nicht findet.
    Name und Anschrift der Vorsitzenden: Ihr werdet es herausfinden, aber dann ist es zu spät.
    Liste der Mitglieder: keine.
    Unterschrift: Jaime

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