TS 55: Die Wespe
Straßen schritt, dachte er über den Erfolg seiner Mission nach. Jedenfalls war es gut, Urhave keine feste Provision zuzusichern. Sie mußten sich selber einig werden. Eine Bande ist niemals stärker als ihr schwächstes Mitglied. Und Urhave hatte sich nicht gerade als besonders stark erwiesen.
„Ich glaube, hier ist einer zuviel …“
Urhave konnte recht behalten. Mowry beschloß, erst einmal abzuwarten, und später würde er den Gurd-Skriva Brüdern einen neuen Namen geben: Urhave.
Ohne sich um seine Umgebung zu kümmern, schritt er weiter. Er war gerade zu der Feststellung gelangt, daß Urhave früher oder später doch ausgeschaltet werden mußte, als sich plötzlich eine schwere Hand auf seine Schulter legte und eine herrische Stimme sagte:
„Hände hoch, Sie Träumer. Wollen doch einmal sehen, was Sie in den Taschen mit sich herumschleppen!“
Vor Schreck halb gelähmt hob Mowry die Arme. Er spürte, wie man seine Taschen durchsuchte. Ganz in der Nähe standen andere Zivilisten, die ebenfalls von der Kaitempi kontrolliert wurden. Weiter vorn sperrte eine Kette von Polizisten die Straße ab.
Die Falle war zugeschlagen.
7.
Eine Flut von Gedanken, Vermutungen und Befürchtungen brach über Mowry herein. Zum Glück hatte er wenigstens das viele Geld nicht mehr bei sich. Und wenn sie etwa Shir Agavan suchten, hatten sie ohnehin Pech. Auf keinen Fall aber wollte er es auf eine nähere Untersuchung ankommen lassen. Lieber versuchte er, die Kette der Polizisten zu durchbrechen.
„Hui!“ machte der Beamte in Zivil, der soeben den Paß des toten Major Sallana entdeckt hatte und mit aufgerissenen Augen auf das Siegel der Kaitempi starrte. „Einer von uns? Ein Offizier? Ich habe Sie aber noch nie gesehen.“
„Ist auch nicht möglich“, antwortete Mowry und bemühte sich, möglichst arrogant zu erscheinen. „Ich bin erst heute angekommen. Mein Hauptquartier liegt auf Diracta. Ich muß sagen, daß man mir einen recht seltsamen Empfang gibt.“
„Geht leider nicht anders“, entschuldigte sich der Agent. „Die revolutionäre Freiheitsbewegung muß mit allen Mitteln unterdrückt werden, sie ist bei uns genauso eine Gefahr wie auf allen anderen Planeten. Sie wissen ja selbst, wie es auf Diracta aussieht, und bei uns steht es nicht besser.“
„Bald ist Schluß mit dem ganzen Spuk“, versprach Mowry. „Wir planen einen großen Schlag gegen die Revolutionäre auf Diracta. Hier wird das gleiche vorbereitet. Wenn wir erst einmal den Kopf abschlagen, wird der Körper von selbst absterben.“
„Hoffentlich haben Sie recht. Der Krieg gegen Terra macht uns schon genug zu schaffen.“ Er gab den Paß von Sallana zurück. In seiner Hand hielt er die noch nicht überprüften Papiere des Krag Wulkin. Er sah sie nicht an, sondern gab auch sie an Mowry zurück. „Und hier sind Ihre falschen Ausweise.“
„Nichts ist falsch, was von Behörden offiziell ausgestellt wurde“, rügte Mowry mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Natürlich haben Sie recht“, lächelte der Agent und fügte hinzu: „Es tut mir leid, wenn ich Sie belästigt habe, aber ich schlage Ihnen vor, daß Sie sich so schnell wie möglich beim hiesigen Hauptquartier melden, damit Ihr Foto bekannt gemacht wird. Sonst wird man Sie noch öfters anhalten.“
„Werde ich tun“, versprach Mowry und wußte, daß er alles andere lieber täte.
„Gut, Sie können gehen.“ Der Agent winkte der Postenkette zu und machte sich über das nächste Opfer her. Mowry nickte ihm zu und passierte ungehindert die Sperrlinie. Bei solchen Gelegenheiten, dachte er, muß man Überlegenheit zeigen und mutig sein. In Wirklichkeit aber war er alles andere als mutig. Seine Knie zitterten, wenn er daran dachte, was alles hätte passieren können.
Er legte fast sechshundert Meter zurück und erreichte eine Straßenecke. Hier erst spürte er, daß ein Gefühl ihn warnte. Er blieb stehen und sah zurück. Die Kette der Polizisten war noch unverändert, aber dahinter standen vier Kaitempi-Beamte zusammen und unterhielten sich sehr angeregt. Einer von ihnen zeigte in seiner Richtung. Was folgte, war eine offensichtlich sehr hitzige Debatte, dann ertönte der Ruf:
„Haltet ihn!“
Der nächste Polizist drehte sich um und suchte nach einem Mann, der eiligst davonlief. Mowry fühlte in seinen Beinen das Verlangen, so schnell wie möglich den Schauplatz der Handlung zu verlassen, aber er war besonnen genug, mit ruhigen Schritten weiterzugehen. Es waren eine Menge Leute
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